Rund 25 Prozent mehr Geld aus den Taxitarifen hatten die Delmenhorster Taxiunternehmer gefordert. Denn die steigenden Kosten für Treibstoff und Wartung und Pflege schlagen den Fuhrbetrieben ins Kontor. Doch die Sache hat einen Haken: Delmenhorst hat schon jetzt die höchsten Tarife in ganz Niedersachsen, das hat eine Studie des Hamburger Büros Linne und Krause ergeben, das im Auftrag der Stadtverwaltung tätig geworden war.
Über die Taxitarife entscheiden in Deutschland die Landkreise und kreisfreien Städte, der Taxitarif ist also politisch festgelegt. Denn das Fuhrgewerbe soll geordnet sein, den Fahrgästen vorausschauende Planung ermöglichen und Zuverlässigkeit garantieren. Man weiß, dass man im erstbesten Taxi nicht mehr bezahlen wird als in einem anderen, es müssen keine Fahrpreise ausgehandelt werden, manchmal kann man sogar mit einer Kreditkarte bezahlen.
Spezialfall Delmenhorst
Delmenhorst sei ein etwas spezieller Fall, sagt Thorsten Reisewitz. Der Taxiunternehmer aus der Schanzenstraße ist gewissermaßen der Sprecher des Gewerbes in der Stadt. Und er stellt fest: "Delmenhorst hat als Stadt wenig Fläche, dadurch sind unsere Strecken naturgemäß kurz." Das heißt, über die Kilometergebühr wird nicht viel Geld reingeholt. Zudem sei es erschwerend, dass sich die Warteplätze um das Stadtzentrum herum gruppieren, weshalb die Taxen oft einen weiten Anfahrtsweg an die Stadtränder hätten, für den es aber keine Bezahlung gibt. In anderen Orten seien die Warteplätze dezentraler, dadurch würden die Anfahrtswege kürzer und es könnten dabei mitunter auch Fahrgäste aufgenommen werden.
Weil die Tarife politisch festgelegt werden müssen, lässt die Stadtverwaltung regelmäßig Vergleichsübersichten erstellen, in denen die Taxitarife in anderen Städten und Landkreisen ersichtlich werden. Die Politik soll eine solide und gerechte Grundlage für ihre Entscheidungsfindung bekommen, den Vorwurf der Willkür möchte man sich nicht einhandeln. Doch in Reisewitz' Augen würden sämtliche Vergleiche hinken: "Man kann Delmenhorst nicht mit einem Flächenlandkreis oder einer Großstadt vergleichen", sagt der Taxiunternehmer. Reisewitz vergleicht Delmenhorst mit einem Bremer Stadtteil. "Aber wir dürfen nicht am Bremer Markt partizipieren", ärgert er sich.
Reisewitz stellt die Situation seiner Branche in drastischen Worten dar: "Wir halten den Betrieb derzeit nur durch Aufzehren von Reserven aufrecht." Eine Situation, die so nicht gewollt sein könne, zumal sie den gesetzlichen Grundlagen nicht entsprechen würde. Nach dem Personenbeförderungsgesetz solle den Taxiunternehmen ein einträgliches Auskommen ermöglicht werden. Etwas, dass offenbar nicht mehr der Fall ist. Deshalb wünscht sich Reisewitz künftig einen regelmäßigen Austausch mit der Stadtverwaltung, um auf die eigenen Befindlichkeiten aufmerksam zu machen und um das Bewusstsein für die Belange der Taxifahrer zu schärfen.
Langes Warten zwischen Beschluss und Inkraftsetzung
Sina Dittelbach, Fachbereichsleiterin im Rathaus und dort auch für die Taxifahrer zuständig, bedauert, dass zwischen Beschluss der Gebührenordnung und Inkrafttreten mehr als ein halbes Jahr lag. So sei die Gebührenordnung zwar bereits Ende des Jahres durch die politischen Gremien gegangen, jedoch erst zum 1. Juli gültig geworden. Das wolle Dittelbach zukünftig vermeiden, denn auch sie räumt ein, dass das Leben in der Zwischenzeit nicht günstiger geworden sei.
Werktags wollten die Taxifahrer den Preis je gefahrenen Kilometer von 2,70 Euro auf 3,35 Euro anheben, ab dem zehnten gefahrenen Kilometer von 2,40 Euro auf 2,75 Euro. Der Vorschlag des Büros Linne und Krause empfiehlt eine Erhöhung um 20 Cent, also von 2,70 auf 2,90 Euro und von 2,40 auf 2,60 Euro. Dafür geht der Vorschlag des Büros bei der Grundgebühr über die Forderung der Taxifahrer sogar hinaus. Um einen ganzen Euro soll die Bereitstellung teurer werden, von 3,60 Euro auf 4,60 Euro.
Auch in der Nebenverkehrszeit, also nachts zwischen 22 und 6 Uhr und an Sonn- und Feiertagen, wird das Taxifahren wohl teurer werden. Die Grundgebühr soll nach dem Vorschlag des Planungsbüros sogar um 30,7 Prozent steigen, von 3,75 auf 4,90 Euro. Die Kilometerpauschale von 2,80 Euro auf drei Euro und von 2,50 auf 2,70 Euro.
Zur Ehrenrettung dürfte beinahe genügen, dass in Delmenhorst keine Zusatzgebühren für Reisegepäck, Tiere oder Großraumtaxis verlangt werden. Auch die in den vergangenen Wochen landesweit in die Kritik geratene Praxis, Rollstuhlfahrer zusätzlich zur Kasse zu bitten, ist in Delmenhorst nicht geschehen und auch für die Zukunft nicht geplant.