Ganderkesee-Schönemoor. Das namhafte Posaunenquartett Opus 4 aus Leipzig war am Sonnabend zu Gast in St. Katharinen und spielte ein Programm unter der Überschrift „Von Bach bis Gershwin“. Es existiert seit dreiundzwanzig Jahren und spielte mit Jörg Richter (Alt/Tenorposaune, Moderation und Leitung), Michael Peuker und Stephan Meiner (Tenorposaune) und Wolfram Kuhnt (Bassposaune). Sie spielen auch im Leipziger Gewandhausorchester, der Staatskapelle Halle oder als freie Musiker.
Vor dem titelgebenden „Bach“ gab es einen umfangreichen Programmblock mit Musik aus der Renaissance. Für diese sehr alte Musik benutzte man sogenannte Barockposaunen, die sich in ihrer kleineren Bauweise und dem „kleineren“ Klang von heutigen Posaunen unterscheiden. Was sie im berühmten „Deus in Adjutorum“ aus Claudio Monteverdis „Marienvesper“ aber nicht an prachtvollem Strahlen hinderten. Die (nachgebauten) alten Instrumente hatten für die Bearbeitungen von vokalen Vorlagen, etwa von Heinrich Schütz, Carlo Gesualdo, Josquin des Prez oder Tomas Luis de Victoria, einen warmen vokalen Klang, konnten sich im rhythmisch geprägten akkordischen Satz aber auch mit „knackigen“ Akzenten präsentieren. Überall herrschte geschmeidige Kantabilität und beste Zusammenspiel-Präzision.
Dann gab es Johann Sebastian Bach und seine lange ihm zugeschriebene Toccata d-Moll in einer für das Posaunenquartett passend gemachten Bearbeitung. Das war „Posaunenvirtuosität pur“, wo hört man schon die Posaune ein rasches Arpeggio spielen, wie es am Ende verlangt wird. Irving Berlins „Alexander’s Ragtime Band“ bot dann vergnügte Swing-Fetzigkeit, die Minstrel-Show-Musik hatte ausgelassene Fröhlichkeit. Daniel Suttons Bearbeitung von Gershwin „An American in Paris“ bot schöne Gelegenheit für lärmende Straßenszenen, Ausgelassenheit oder Heimwehgefühle mit Bluesmelancholie. Obwohl Jörg Richter hier sogar eine Diskantposaune blies, blieb die Bearbeitung etwas einfarbig. Das war ganz anders bei Bernhard Krols dem Quartett so geschickt „auf den Leib“ geschriebener „Kaffeestunde bei Anna Magdalena“, einem kunstvoll komponiertem „Tratschen“ mit allerlei Bach-Zitaten zwischen „Kaffee-Kantate“ und G-Dur Menuett. Posaunenspaß und Posaunenkunst bot Jan Koetsiers „Die Bremer Stadtmusikanten“ mit witzigen Tiermaskenspiel, wohlgesetztem Märchenerzählen und viel Musik vom Bassposaunen-„I-aaaa“ des Esels bis zur Flucht der Räuber im Fugenton. Fuga heißt ja die Flucht.
Am Ende gab es großen Applaus, stehende Ovationen und drei Zugaben mit Paso Doble-Hitze, „Hummelflug“-Virtuosität und Choral-Ruhe im bachschen „Es ist genug“ aus der Kantate Nr.20 „O Ewigkeit, du Donnerwort“.