Neuer Vorstoß für den Radverkehr in Delmenhorst: Die Stadt will die alte Bahntrasse von Delmenhorst nach Lemwerder als Radweg ausbauen lassen. Und auch die Nordwollestraße könnte künftig zur Fahrradstraße werden – das wünscht sich jedenfalls der ADFC, der einen entsprechenden Antrag gestellt hat. Dieser wurde zwar noch nicht direkt angenommen, die Vorschläge des Fahrradclubs sollen aber in die Radverkehrsplanung der Stadt mit einfließen. Dafür haben sich sowohl der Fach- als auch der Verwaltungsausschuss diese Woche ausgesprochen.
Insbesondere der Ausbau der alten Bahntrasse ist jedoch kein kostengünstiges Vorhaben. 1,86 Millionen Euro kostet der Ausbau insgesamt, allerdings sind darin auch die Kosten für die Entsorgung der Schienen sowie für die Sanierung der Brückenbauwerke enthalten. Dafür kann für den Radweg der vorhandene Schotterkörper erhalten und genutzt werden. Das wäre nicht möglich, wenn man die Strecke für den Grundstücksverkauf oder als Kompensationsfläche hätte nutzen wollen. Und die Beseitigung des Schotter ist teuer, rund eine halbe Million Euro wären dadurch an zusätzlichen Kosten anfallen, prognostizierte die Verwaltung in ihrer Vorlage, die der Verwaltungsausschuss final beschlossen hat.
Dreiteiliger Streckenausbau
Geplant ist demnach ein dreiteiliger Ausbau der Strecke zum Radweg. Zunächst soll der Bereich von Fichtenstraße bis zur Straße Am Donneresch ausgebaut werden, anschließend erfolgt der Abschnitt von dort bis zur Stedinger Landstraße und zuletzt von der Stedinger Landstraße bis zur Stadtgrenze. Bevor mit dem eigentlichen Ausbau begonnen werden kann, muss aber zunächst die Gleisanlage zurückgebaut werden. Dazu wäre die Stadt übrigens ohnehin verpflichtet, um einer Umweltschädigung zu entgehen. Nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz müssen auch 14 Kreuzungsbereiche zurückgebaut werden, um die Sicherheit und den Ablauf des Verkehrs nicht zu behindern, heißt es. Der Rückbau soll bereits im kommenden Jahr starten.
Mit mindestens 1000 Nutzern pro Tag für den Radweg rechnet die Stadt, die auch einen Vorteil durch den Ausbau im Anschluss an bereits bestehende Verbindungen sieht. Auch für den Tourismus sei der Radweg bedeutend. „Der geradlinige Trassenverlauf mit beidseitigem Grünstreifen, die Verbindung mit der Radroute 6 sowie die Möglichkeit eines Anschlusses an einen geplanten Radschnellweg Bremen – Oldenburg unterstützt ein touristisches Interesse“, schreibt die Verwaltung.
Neben der Bahntrasse könnte auch die Nordwollestraße für den Radverkehr ausgebaut werden. Der Delmenhorster ADFC fordert in einem Antrag die Umwidmung der Strecke zur Fahrradstraße. So lautet auch die Empfehlung des 2014 vom Rat beschlossenen Verkehrsentwicklungsplans. Demnach könnte die Nordwollestraße als Fahrradstraße den Radverkehr im Korridor Bahnhof bis nach Heidkrug und zur Landesgrenze sicherer und attraktiver machen, schreibt die Stadt.
Das Problem dabei ist jedoch, dass man irgendwie das aktuelle Verkehrsaufkommen von Autos und anderen Kraftfahrzeugen auf der Nordwollestraße reduzieren und einen Teil der Verkehrsmengen auf das umliegende Hauptverkehrsstraßennetz verlagern müsste. Als mögliche Alternativrouten kämen laut Verwaltung die Bremer und die Nordenhamer Straße in Betracht, da beide Leistungsreserven aufweisen würden. Anders als der ADFC bevorzugt die Verwaltung jedoch eine Lösung, bei der die Straße nicht nur noch ausschließlich für Fahrradfahrer zur Verfügung steht (ausgenommen Taxis und Busse), sondern eine Regelung, nach der zumindest der Quell- und Zielverkehr (also der Autoverkehr von Anwohnern und Anliegern) weiterhin auf der Nordwollestraße zugelassen werden sollte, „da angesichts der sensiblen Umfeldnutzung (Wohngebiet) keine verträgliche Alternative für die Erschließung des Nordwollegeländes und der dortigen Einrichtungen zur Verfügung steht“, erläutert die Stadt. Als Fahrradstraße hätten die Radler allerdings das Vorrecht, auf der Fahrbahn und auch nebeneinander zu fahren; der Autoverkehr wäre auf Tempo 30 begrenzt und müsste sich dem Radverkehr unterordnen.
Abgesehen von der Nordwollestraße fordert der ADFC auch die Errichtung eines Fahrradstreifens auf der Weberstraße vom Bahnhof bis zur Kreuzung Stedinger Straße. Außerdem fordert der Fahrradclub die Einrichtung einer Radwegtrasse auf dem alten Jute-Gleis, was allerdings schwieriger werden dürfte, weil sich diese laut Verwaltung nur zu einem geringen Anteil in städtischer Hand befindet. Der Großteil der Flächen sei Eigentum Privater sowie der Deutschen Bahn Netz AG. Als vierten und letzten Punkt in ihrem Antrag will der ADFC außerdem aus dem alten DLW-Gleis ebenfalls eine Radwegtrasse machen lassen. Doch auch dort ist die Stadt nur von einem kleinen Flächenteil Eigentümerin. Darüber hinaus zweifelt die Verwaltung am Nutzen der Strecke, da die relativ abgelegene Verbindung einen teils umwegigen Anschluss an das Straßennetz bedeuten würde.
Über die Anträge des ADFC wird der Rat am kommenden Dienstag, 29. Oktober, abschließend beraten. Dann wird es auch um die Planung der Fahrradrouten 3 (Bahnhof – Ströhen) und 4 (Bahnhof – Friedensstraße) gehen. Beginn der Sitzung ist um 17 Uhr in der Markthalle.