Chemische Werte der Gewässer sind in Ordnung, aber ihre Funktion als Lebensraum ist mangelhaft Zustand der Flüsse ist wenig berauschend

Bis Ende 2014 sollten eigentlich alle Gewässer in Europa wieder in einem guten Zustand sein. Das war die Idee hinter der EG-Wasserrahmenrichtlinie. Das Ziel wird allerdings so gut wie nirgends erreicht, auch in Delmenhorst nicht.
30.05.2014, 00:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Andreas D. Becker

Bis Ende 2014 sollten eigentlich alle Gewässer in Europa wieder in einem guten Zustand sein. Das war die Idee hinter der EG-Wasserrahmenrichtlinie. Das Ziel wird allerdings so gut wie nirgends erreicht, auch in Delmenhorst nicht.

Am Ende des Jahres wird es amtlich, dann wird es schwarz auf weiß nachzulesen sein, dass der Zustand der Flüsse im Stadtgebiet nicht unbedingt berauschend ist. Zwar gab es punktuell schon Verbesserungen, aber gut geht es weder der Delme noch der Welse, weder der Annenriede noch der Dummbäke, weder dem Dünsener Bach noch dem Randgraben. Eigentlich hätte die Qualität der Fließgewässer mittlerweile viel besser sein sollen, das war das Ziel der EG-Wasserrahmenrichtlinie vom 22. Dezember 2000. „Allerspätestens bis Ende 2026 muss in allen Gewässern ein guter Zustand erreicht worden sein“, erklärte Petra Neumann vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) am Dienstag im Umweltausschuss.

Dass es um die Flüsse in Deutschland nicht gerade toll bestellt ist, kommt nicht überraschend. Delmenhorst bildet da keine Ausnahme. Das Problem ist in den meisten Fällen nicht die Wasserqualität, in rund 90 Prozent der Flüsse ist der chemische Zustand bereits okay. Aber als Lebensraum sind die meisten Flüsse eher mau. „Der gute ökologische Zustand wurde für 90 Prozent der Oberflächenwasserkörper verfehlt“, erklärte die NLWKN-Biologin.

Da das Hauptaugenmerk der bisherigen Bemühungen auf der Delme lag, ist der Hauptfluss der Stadt auch in einem vergleichsweise guten Zustand, er ist der einzige, der demnächst als gut bewertet werden könnte, führte Petra Neumann aus. Leichte Verbesserungen gab es zum Beispiel bei dem im Norden der Stadt fließenden Randgraben und der Hörsper Ollen, dort wurde der Gewässerzustand von schlecht auf unbefriedigend oder mäßig verbessert. Aber bis sie das Siegel gut bekommen, muss noch viel geschehen.

„Der Schlüssel, um etwas zu ändern, sind vor allem Strukturverbesserungen der Flüsse, zum Beispiel durch Kiesbänke oder Laufverlängerungen“, erklärte Petra Neumann. Der NLWKN hat dafür auf seiner Homepage auf sogenannten Wasserkörperdatenblättern aufgeschrieben, was Kommunen tun können. „Aber wir haben als Stadt mehr gemacht, als von uns erwartet wurde. Wir brauchen uns nicht zu verstecken“, erklärte Fachbereichsleiter Fritz Brünjes. Zum Beispiel wurde mit Hilfe des Fischereiverbandes und -vereins das Flussbett von Welse und Dummbäke verbessert, in Hasbergen wurde die Aue auf einer Länge von 230 Metern renaturiert, ihr wurde also wieder die Möglichkeit gegeben, unbegradigt zu fließen.

Die Ausschussvorsitzende Susanne Mittag (SPD) fragte die Verwaltung, ob es so etwas wie ein Gesamtkonzept, einen Maßnahmenkatalog gebe, wie die Flüsse in der Stadt verbessert werden könnten. Aber so etwas existiert nicht. Auch gibt es kein Geld, um sich intensiver zu kümmern. Jürgen Müller-Schönborn, Fachdienstleiter Umwelt, rechnete hoch, dass allein für die „kleine und kurze Dummbäke“ mindestens 80 000 bis 100 000 Euro nötig wären. Wiederbelebung kostet also viel Geld, wie sich am Paradebeispiel Delme zeigt. Der Landkreis Oldenburg hat dem Fluss unter anderem auf 680 Metern zwei neue Flussschleifen gebaut. Dafür wurden 800 000 Euro ausgegeben.

Nun bringen Einzelmaßnahmen nur bedingt etwas für den gesamten Flusslauf, wie Petra Neumann erklärte. Auf einer der Karten, die sie im Ausschuss zeige, sieht man das sehr schön: Die Delme ist dort im Landkreis Oldenburg gelb gezeichnet, was für eine mäßige Flussqualität steht. Ab der Autobahn 28, also im Stadtgebiet, ist sie orange hinterlegt, was für unbefriedigend steht. Doch selbst wenn die Stadt mehr Geld zur Wiederbelebung ihrer Flüsse ausgeben könnte, wird es schwierig, etwas zu tun. Zum einen verfügt die Stadt nicht über die Flächen im Uferbereich, um dort einzugreifen, geschweige denn kann sie den Fluss in sein altes Flussbett zurücklegen, weil er natürlich innerhalb der Stadt, entlang der Grundstücke, begradigt wurde. „Zudem müssen wir auch immer schauen, dass wir den Hochwasserschutz im Auge behalten“, sagte Müller-Schönborn. Was nicht heißt, dass die Stadt nun gar nichts mehr tut. Sie will jetzt zum Beispiel daran gehen und die Qualität der Heidkruger Bäke verbessern und dafür ein Rahmenkonzept erstellen.

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