
Als sie vor zehn Jahren bei ihrem ersten Großauftritt in Berlin sichtlich lampenfiebrig die mit schwülem Rotlicht geflutete Bühne des Schiller-Theaters betrat, war dem Publikum rasch klar, dass diese Frau weder Vamp noch Lolita war. Zwei Frauenbild-Etiketten, die ihr in jener Zeit angeheftet wurden; zwei Karikaturen, die ihr mehr schadeten als nutzten. Denn der kecke Tenor ihres Erfolgsalbums „Bohème“ und dessen erster Single „Das Spiel“, einer Hommage an weibliche Libertinage, wollte nicht zur pummeligen, schüchternen Mittzwanzigerin passen, die von Plattenfirma und Management zur verführungsmächtigen Kindsfrau stilisiert worden war. Mittlerweile hat die Hamburger Sängerin Annett Louisan weitere Häutungen hinter sich – von anarchisch bis zweiflerisch, von adrett bis zickig. Zum Jubiläum ihres Durchbruchs erscheint morgen ihr sechstes Studio-Album. „Zu viel Information“ heißt es. Das Werk vereint die größten Stärken der 1977 als Annett Päge in Havelberg (Sachsen-Anhalt) geborenen Künstlerin: eine markante Stimme und sardonische Texte. Sie habe konkrete Vorstellungen von Klängen und Dramaturgie, sagt die 36-Jährige. Wie beim Vorgängeralbum setzt sie ihre Visionen mit langjährigen musikalischen Weggefährten um, unter anderem mit ihrem Ex-Freund Martin Gallop. Produziert wurde „Zu viel Information“ von Songwriter Frank Ramond. Themenschwerpunkte sind Suche und Sucht nach Liebe sowie das nicht immer muntere Wechselspiel aus Trennungen und Affären.
Zu leisen Pianoballaden und der erprobten Louisan-Mixtur aus Pop und Chanson werden allenfalls rhetorisch härtere Töne angeschlagen: So rechnet sie in „Dein Ding“ harsch mit einem Verflossenen ab. Meist geistreich sind Louisans Geschichten. Ohrwurm-Potenzial hat der Titelsong. Für sogenannte Gänsehaut-Momente sorgt „Das Rezept“. Darin singt die 1,52 Meter kleine Frau über das Geheimnis der großen Liebe. Bei diesem Lied müsse sie aufpassen, „keinen Kloß im Hals zu bekommen, weil ich an meine Großeltern denken muss“, barmt die auf biografische Anknüpfungspunkte abonnierte Louisan.
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