
Langwedel. Paul hat schwarz-weißes Fell, schwarze Schlappohren und wird seinem zukünftigen Besitzer knapp bis zum Knie reichen. Paul ist einer von momentan sechs Hunden, die es von Rumänien bis nach Deutschland geschafft haben und hier durch die Initiative „Rumänische Findelhunde“ betreut werden.
„Das Ziel ist, die Tiere weiterzuvermitteln, die Unterbringung in einer unserer Pflegestellen ist nur eine Interimslösung“, erzählt die Zweite Stellvertretende Vorsitzende, Nicole Schneider, die seit sechs Jahren aktive Tierschützerin ist. Ihre Initiative, die schon in Kürze als eingetragener Verein arbeiten wird, gibt es seit Anfang des Jahres, hervorgegangen ist sie aus dem Verein „Tierhilfe International Bremen“, der schon seit etwa 15 Jahren auf ähnliche Weise arbeitet.
Die Hunde, die nach einer bis zu 24 Stunden dauernden Reise schließlich in Deutschland ankämen, könnten ausnahmslos auf ein Leben zurückblicken, das von Hunger und Gewalt geprägt gewesen sei: „Es handelt sich um herrenlose Hunde, die in Rumänien zum Teil auf Müllkippen lebten, geschlagen und getreten wurden und im Zweifelsfall in einer der Tötungsstationen geendet wären“, so die 37-Jährige.
Um sie vor diesem Schicksal zu bewahren, seien sie von rumänischen Tierschützern eingefangen und zunächst einmal tierärztlich versorgt worden. Eine ihrer Helferinnen, die über ein großes Grundstück und ein großes Haus verfügt, habe immer etwa 180 dieser bemitleidenswerten Geschöpfe bei sich untergebracht.
Die Chance auf eine Reise nach Deutschland bekämen jedoch nur wenige, diejenigen, deren Aussichten auf eine erfolgreiche Vermittlung recht gut stünden. Der Vereinsvorstand – vier von den insgesamt elf Mitgliedern seien zugleich auch im Vorstand – käme in regelmäßigen Abständen zusammen und entscheide über den weiteren Verbleib. „Die Leute wollen meistens ein noch junges Tier haben. Wenn es zudem noch hübsch aussieht, stehen seine Chancen auf ein besseres Leben in Deutschland gut.“
Die Hunde würden, nachdem sie durch einen rumänischen Tierarzt gegebenenfalls behandelt und entwurmt wurden, geimpft und mit einem Chip versehen. Anschließend würden sie in einem klimatisierten Fahrzeug zunächst nach Hannover gebracht, von wo aus sie auf die einzelnen Pflegestellen gebracht würden, die mit ihnen zusammenarbeiteten.
Momentan verfügten sie etwa über 15 solcher Stellen. „Auch meine Familie nimmt regelmäßig eines dieser Tiere auf. Aktuell haben wir neben unseren beiden eigenen Hunden zwei Pflegehunde, die weitervermittelt werden sollen.“ Sie liefen „ganz normal im Familienbetrieb mit“, wie Schneider berichtet.
Dass sie ängstlich oder verstört seien, käme ganz am Anfang zwar vor, doch das lege sich schnell wieder. „Unsere eigenen Hunde sind sehr sozial und integrieren sie sogleich in ihr Rudel.“ Dass man die zusätzlich aufgenommenen Tiere schließlich wieder abgeben müsse, sei zwar „immer auch mit einem weinenden Auge“ verbunden, würde letztendlich aber nicht an die Freude über das Wissen, dass sie ein „schönes und dann hoffentlich permanentes Zuhause“ gefunden haben, heranreichen.
„Oftmals halten wir auch den Kontakt zu den neuen Besitzern, erhalten Informationen und hin und wieder Bilder unseres Schützlings.“ Selbstverständlich stünden sie also nicht nur während der Eingewöhnungsphase, sondern auch in der Zeit danach als Ansprechpartner zur Verfügung.
Einen Kameraden gewinnen
Länger andauernde Schwierigkeiten gebe es allerdings nur selten: „Natürlich gibt es hin und wieder Hunde, die etwas länger brauchen. Wer so einem Tier aber sowohl Rückzugsmöglichkeiten gibt als auch im richtigen Moment auf es eingeht, dessen Chancen stehen gut, schon sehr bald einen dankbaren Kameraden hinzugewonnen zu haben.“ Ihre Kollegen und sie versuchten stets, ein möglichst transparentes Bild von ihren Pflegehunden zu vermitteln: „Es gibt, je nach Naturell, Hunde, die hervorragend in eine Familie mit Kindern passen und dann wiederum gibt es solche, die besser in einem Haushalt ohne Kinder aufgehoben sind.“
Welche Tiere es momentan genau sind, die ein neues Zuhause suchen, davon können sich Interessierte auf der Homepage ein Bild machen, www.rumaenische-findelhunde.de. Zu sehen seien dort zum Teil auch noch Tiere, die noch nicht in Deutschland seien, deren Reise aber kurz bevor stehe.
Dem Bild des Tieres ist neben einer knappen Beschreibung besonderer Merkmale und seiner Größe meistens auch noch ein kurzer Lebenslauf beigestellt. „Paul beispielsweise wurde von unserer rumänischen Kollegin Christina Blaj von einer viel befahrenen Straße in Timisoara gerettet und wartet jetzt in seiner Pflegestelle in der Nähe von Bremen auf einen neuen Besitzer.“
Wie üblich so sei auch er entwurmt, geimpft, gechipt und zudem noch kastriert worden. Bei den Tieren handele es sich in der Regel um Mischlinge, dass auch mal ein reinrassiger Hund darunter sei, sei die „ganz große Ausnahme“.
Wer Paul oder einen seiner Artgenossen adoptieren möchte, der müsse zunächst den Kontakt zu seiner Pflegestelle suchen, erläutert Schneider das übliche Prozedere. In einem intensiven Gespräch mit den Interessenten würde zunächst ermittelt werden, ob es „grundsätzlich zwischen Hund und Mensch“ harmonieren könnte. Ein begleiteter Spaziergang sowie gegebenenfalls weitere Besuche erleichterten bei Übereinstimmung allen Beteiligten den Übergang des Tieres von seiner Pfege- in seine endgültige Familie. Etwa 30 Hunde hätten sie auf diese Weise seit Januar bereits vermittelt.
Wobei es nicht nur Familien seien, die sich an sie wenden würden: „Unser Klientel ist sehr verschieden, das reicht von jungen Familien bis hin zu älteren Ehepaaren, die sich ein Haustier wünschen und einem Findelhund eine Chance geben wollen.“
Transport finanzieren
Die endgültige Übergabe erfolge nach der Entrichtung einer Schutzgebühr in Höhe von 325 Euro. „Dieser Betrag ist es, der uns für alles, von der Behandlung über den Transport bis hin zu den Pflege- und Unterbringungskosten, zur Verfügung steht.“
Glücklicherweise kooperierten sie hier in Deutschland mit zwei Tierärzten, die bei gesundheitlichen Problemen jederzeit kontaktiert werden könnten. „Trotzdem sind diese 325 Euro sehr knapp kalkuliert.“ Sie seien daher prinzipiell über Sachspenden dankbar. „Wer beispielsweise über alte Bettwäsche, abgelaufenes Verbandsmaterial, altes Hundespielzeug oder -körbe verfugt, der kann sich unter der Nummer 04232/2677174 melden und es gerne an uns weitergeben.“
Unter derselben Nummer könne sich auch melden, wer sich noch zum Sommerfest am 18. Juni von 11 bis 18 Uhr in Daverden anmelden möchte. Die Besucher erwarteten neben verschiedenen Verpflegungsmöglichkeiten eine kleine Tombola, eine Fotostation, an der man ein Bild von sich uns seinem Vierbeiner erhalten könne sowie Vorführungen und Informationen zweier Hundeschulen.
„Und selbstverständlich werden auch die zur Vermittlung stehenden Hunde mit dabei sein.“ Außerdem würde es reichlich Material über die Arbeit der Tierschützer in Rumänien und Deutschland geben.
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