
Achtmal treffen sich an einem Schulvormittag Sechstklässler der Oberschule Ohlenhof mit Drittklässlern der Grundschule Halmerweg zu einem Selbstbehauptungsprojekt. Jörg Röttger, ausgebildeter Fachübungsleiter in Jiu-Jitsu, zeigt ihnen, wie man Aggressionen entschärfen kann.
„Es ist tatsächlich so, dass der Klügere nachgibt“, erklärt Jörg Röttger. „Komm, wir machen das mal eben vor!“ Zwei Schüler, die vorher auf einer Bank in der Aula der Oberschule Ohlenhof gewartet haben, stellen sich einander gegenüber auf. Einer, es kann auch ein Mädchen sein, ist der Aggressor. Er rempelt beim Vorbeigehen den andern an, und zwar so, dass eine eindeutige Provokation zu spüren ist. Der andere, der „Gute“, reagiert defensiv und sagt: „Entschuldige, ich hab’ dich nicht gesehen!“ oder etwas Ähnliches und macht eine beschwichtigende Geste dazu. Ein möglicher Streit darf sich gar nicht erst hochschaukeln. Ein anderes Beispiel der „Anmache“ wird geprobt. Wieder ist eine Geste wichtig, nämlich die der abwehrend nach vorn gestreckten Arme und Hände. „Stopp, das will ich nicht!“ Auch die Stimme sollte dabei möglichst kräftig klingen. Erstaunlich, wie manche der Kleineren das schon können, die etwas Leiseren üben noch. Und dann heißt es schnell weg rennen und Schutz suchen bei einem Lehrer – oder sich verstecken.
Die kommissarische Schulleiterin Silke Reinders weiß um den Wert des Projekts, für das sie Fördergelder von Quims (Qualität in multikulturellen Schulen) bekommen hat. Gerade die Kombination der beiden Altersstufen gefällt ihr. „Da lernen die Großen, auf die Kleinen Rücksicht zu nehmen, die vielleicht noch mehr Angst haben.“ Nach zwei Stunden löst eine zweite Gruppenkombination die erste ab, in der Wartezeit hat sie sich mit Lesenlernen und Üben beschäftigt. Auch dabei merken die Jüngeren, dass sie von den älteren Schülern profitieren. Sie gewinnen Zutrauen, während die Älteren ihr Selbstwertgefühl stärken. Die Angst verlieren, den natürlichen Bewegungsdrang ausnutzen, das sind ganz wesentliche Punkte des Projekts „Nicht mit mir! Kinder stark machen“.
Jörg Röttger ist ausgebildeter Fachübungsleiter in Jiu-Jitsu und hat eine Lizenz für das Projekt. Er ist mit Leidenschaft bei der Sache, und man merkt den Kindern an, dass sie ihn bewundern und respektieren. Sein Ziel ist es aber, die Gruppe, die Gemeinschaft entscheiden zu lassen, was richtig ist. Immer wieder hält er sie an, die Situation zu beurteilen und sich eine Meinung zu bilden. „Ich glaube, bei einigen ist das schon ganz gut angekommen, andere werden noch etwas Zeit brauchen.“ Aber spannend finden es alle, und manch ein Schüler wird nach gelungener Deeskalation gewissermaßen ein Stück größer.
Das Projekt ist jetzt in der fünften Woche, drei weitere Wochen folgen mit der sechsten Klasse, dann ist die fünfte an der Reihe. Kaum zu glauben, aber bei dieser Sache sieht man, dass es wirklich der Klügere ist, der nachgibt.
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ja so lange debattieren, darin sind wir ganz groß.