
„Das ist wie Fahrradfahren: Das verlernst du nie“, sagt ein bekanntes Sprichwort. Doch was, wenn man eben das nie gelernt hat? Ein Schicksal, dem sich viele Flüchtlinge ausgesetzt sehen. Die Initiative Willkommen in Bassum (WIB) und der Ortsverein des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) wollten das Problem jetzt gemeinsam angehen. Zusammen mit der Polizei bauten sie am Mittwoch für etwa 20 Flüchtlinge auf dem Außengelände der Bassumer Grundschule Am Petermoor einen Hindernisparcours für Fahrradfahrer auf, um Groß und Klein spielerisch an den Straßenverkehr heranzuführen.
Der Parcours weckte Erinnerungen an den allseits bekannten Fahrrad-Führerschein: Zum warm werden wurde eine Acht gefahren, danach stellte ein Brett mit Erhebungen den Gleichgewichtssinn des Fahrers auf die Probe, und nach einem kurzen Slalom schloss eine Bremsübung den Rundkurs ab. Einfache Übungen, die die Sicherheit im Umgang mit dem Fahrrad trainieren sollten. Doch was nach Kinderspielen klingt, ist für viele Flüchtlinge eine Herausforderung. „Die meisten kommen aus Ländern, wo es vergleichbare Regeln nicht gibt oder die vielleicht einfach nicht eingehalten werden“, sprach Friedrich-Wilhelm Brand, Sprecher des Ortsvereins des ADFC, die herrschende Problematik an. Daher sei es sinnvoll und notwendig, die Straßenverkehrsregeln zu vermitteln.
Neben dem Fahrradparcours vermittelten darüber hinaus verschiedene Stationen weitergehendes Wissen rund ums Rad. Zwei Fahrräder lieferten den Vergleich zwischen verkehrssicher und -unsicher, daneben konnte das richtige Aufpumpen von Reifen geübt werden, und ein Flyer half mit Piktogrammen sowie Erklärungen auf verschiedenen Sprachen beim Vertiefen des Gelernten. „Uns kommt es darauf an, die simpelsten Dinge zu erklären“, ging der Sprecher des ADFC auf die Ziele des Nachmittags ein.
Neben den Männern tasteten sich besonders die Frauen vorsichtig an die Zweiräder heran. „Frauen dürfen in anderen Ländern zum Teil kein Fahrrad fahren“, so Brand. Da sei die Hemmschwelle besonders groß gewesen, sich vor den Männern auf den Sattel zu schwingen. „Aus diesem Grund denken wir über einen Kurs nur für Frauen nach“, verrät Brand. Für Informationen aus erster Hand hat Thomas Gissing an dem Nachmittag teilgenommen. Der Verkehrssicherheitsberater der Polizeiinspektion Diepholz begrüßte das Engagement von WIB und ADFC. „Ein einzelnes Treffen reicht nicht, um Verkehrsregeln ausreichend zu vermitteln“, so Gissing. Da sei es toll, dass sich der ADFC bereit erklärt, mehrere Menschen mitzunehmen, um ihnen beispielsweise den Kreisel näher zu bringen. Gleichzeitig sieht er die Teilnahme auch als Werbung für die Polizei. So bot sich hier aus seiner Sicht eine ideale Möglichkeit, die Scheu vor den uniformierten Beamten abzubauen. „Wir werden in Zukunft auch Sprachlern- und Volkshochschulklassen besuchen, um die Polizei vorzustellen“, erklärt Thomas Gissing.
Ob aus der Aktion eine Serie wird, werde sich noch entscheiden. Friedrich-Wilhelm Brand würde es begrüßen: „Bei den Flüchtlingen haben wir eine hohe Fluktuation. Darum ist es wichtig, dass wir das kontinuierlich wiederholen.“ Immerhin habe sich bereits ein Teilnehmer gefunden, der die Rad-Gruppe des ADFC verstärken möchte.
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