
Es gibt heute nicht mehr viele Musiker, die Charlie Parker gehört, und mit Miles Davis gespielt haben. Der New Yorker Pianist und Sänger Bob Dorough ist solch ein Zeitzeuge. Dorough ist 90 Jahre alt, wird in wenigen Wochen 91, und ist ein lebhafter und sehr präsenter Entertainer, der gern aus seinem Jazzer-Leben erzählt. Davon konnte sich jetzt das Publikum im bestens besuchten Club Moments überzeugen, wo Bob Dorough mit seinem deutschen Quartett auftrat.
Stilistisch ist der Mann im Bebop und Cool Jazz verwurzelt, was sich besonders bei seinem ein wenig an Chet Baker erinnernden Gesang zeigt, der oft einen zerbrechlichen, mitunter nur hingehauchten, dabei ausgesprochen anrührenden Charakter besitzt. Sein Klavierspiel dagegen ist kraftvoll, setzt gerne auf perlende Läufe und frappante Umschwünge, die stark von den Bebop-Ideen gespeist sind.
Bob Dorough eröffnete mit „Devil may care“, einem Song, den er schon Anfang der 50er-Jahre komponiert hat, fügte weitere eigene Songs an, streifte kurz den smarten Gesangsstil eines Nat King Cole mit „Straighten up and fly right“ – bis er zu Charlie Parker kam. Zu dessen „Yardbird Suite“ hat er einen Songtext geschrieben. Immer wieder plauderte er über die Entstehung der Songs, was größeren Raum bei „Blue Xmas“ einnahm, einem widerspenstig jazzenden Weihnachtslied, das Dorough einst für Miles Davis komponierte.
Dem schloss sich „Nothing like you“ an, ein Song, den er ebenfalls für den Trompeter verfasst hat, und der einer der raren Songs im Œuvre von Davis ist. Am eindrucksvollsten war aber seine schlichte, nur sanft vom Jazzbesen und fragilen Pianolinien begleitete Version von Hoagy Carmichaels „Baltimore Oriole“, die den Saal jubeln ließ. Auch seine Arbeit für die amerikanische Kinder-TV-Serie „Schoolhouse Rock“ streifte Bob Dorough mit „Three is a magic number“ und brachte dabei beinahe mühelos das Publikum zum Mitsingen.
Die Mitstreiter, die Bremer Eckhard Petri (Tenorsaxofon) und Günther Späth (Bass) sowie Schlagzeuger Gunnar Olsen begleiteten ihn über die Maßen feinfühlig, wurden wiederholt zu solistischen Statements gedrängt. Dabei zeichnete sich Eckhard Petri mit warmem Sound. Am heutigen Montag, 21 Uhr, ist das Bob Dorough Quartett noch einmal zu erleben – bei der Session „Jazz on Board“ auf dem Theaterschiff.
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