
Elf Verletzungen an ihrem zarten Körper fanden die Ärzte bei einer Untersuchung. Tayyaba sei gefoltert worden, heißt es in dem Bericht, der dem Obersten Gericht vorgelegt wurde.
Vor zwei Jahren begann Tayyabas Martyrium. Das Mädchen einer bettelarmen Familie aus Jaranwala in der pakistanischen Punjab-Provinz wurde nach Islamabad geschickt, um im Haushalt des Richters Raja Khurram Ali Khan zu arbeiten. Zwei von Tayyabas Schwestern arbeiteten bereits als Hausangestellte für Verwandte der Richter-Familie, um die Schulden des Vaters zu begleichen. Doch das Anwesen in einem gepflegten Stadtteil wurde für das Kind zum Horror-Haus. Tayyaba musste schwer arbeiten, wurde regelmäßig geschlagen und hungerte. Mitleidige Nachbarn steckten ihr manchmal etwas Essen zu. Nachts wurde sie in eine Abstellkammer eingesperrt.
Als ein Besen im Haushalt vermisst wurde, schob die Hausherrin vor Wut Tayyabas Hände in einen glühend heißen Ofen. Dennoch spricht Tayyaba respektvoll von „Manon Baji“ und „Khurram Bhai“, wenn sie über ihre Dienstherren redet – so wie man in Pakistan ältere Brüder und Schwestern anredet. Anfangs hatte sie der Polizei noch erzählt, alles sei ein Unfall gewesen. Sie sei die Treppe heruntergefallen und die Brandverletzungen habe sie sich beim Hantieren mit Feuer selbst zugezogen. Nur einige Tage später tauchte der angebliche Vater von Tayyaba in Islamabad auf und erklärte, die ganze Folter-Geschichte sei schlicht erfunden. Außerdem habe er dem Arbeitgeber verziehen. Die ganze Sache sei erledigt. Ein Gericht ließ den angezeigten Richter und dessen Frau daraufhin gegen Kaution frei. Gleichzeitig verschwand Tayyaba von der Bildfläche. Es hieß, Verwandte hätten das Mädchen mitgenommen.
Doch dann schaltete sich überraschend Pakistans Oberstes Gericht ein und zog den Fall an sich. Die Polizei begann, nach dem Mädchen zu suchen. Tayyaba wurde schließlich in Islamabad aufgegriffen. Die Obersten Richter ordneten an, sie in einem Waisenheim unterzubringen. Denn inzwischen gibt es ernste Zweifel, ob Tayyabas Vater, der vor Gericht aussagte, auch wirklich ihr Vater ist. Er sei von den Anwälten unter Druck gesetzt worden, sagt er. „Ich kann weder lesen noch schreiben. Sie haben mir einfach gesagt, ich solle meinen Fingerabdruck unter ein Papier setzen, um meine Tochter zurückzubekommen,“ erklärte er der Zeitung „The News“. Drei Frauen, die alle behaupteten, Tayyabas Mutter zu sein, zogen ihre Aussagen zurück, nachdem das Gericht einen DNA-Test angeordnet hatte.
Raza Rabbani, ein Mitglied des Oberhauses des Parlaments nannte den Fall „beschämend“. „Ein Staat soll wie eine Mutter sein, doch hier hat er sich wie eine Hexe aufgeführt“, wetterte der Politiker. Es handelt sich um keinen Einzelfall. Im Januar 2014 war ein 15-jähriges Mädchen, das als Angestellte im Haushalt eines Universitätsprofessors in Lahore arbeitete, gestorben, nachdem sie vergewaltigt und gefoltert worden war. 2012 starb eine Elfjährige im Haushalt der Präsidenten der Anwaltskammer von Lahore, nachdem sie vergewaltigt und misshandelt worden war. Der Autopsiebericht verschwand auf mysteriöse Weise. Später hieß es, das Mädchen sei an einer Hautkrankheit gestorben. Verurteilt wurde niemand.
Kinderarbeit ist in Pakistan verboten. Doch nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch arbeiten 13 Prozent der Kinder zwischen zehn und 14 Jahren. Es gibt keine offiziellen Untersuchungen zu Kinderarbeit in privaten Haushalten, doch die Kinderschutzorganisation Sparc in Islamabad schätzt, dass um die 15,5 Millionen Kinder als Dienstboten beschäftigt sind. Die Mädchen und Jungen, die in den reichen Haushalten in Pakistan wie Sklaven arbeiten, stammen aus armen Familien, die oftmals ihre Kinder gegen Geld an Vermittler geben und froh sind, ein Familienmitglied weniger ernähren zu müssen. Entsprechend gering ist die soziale Kontrolle. Werden die Kinder zufällig von der Polizei aufgegriffen, ist es oft schwierig, sie zu ihren Eltern zurückzuschicken, weil die Kinder selbst nicht wissen, wo sie eigentlich herstammen, und die Eltern oft kein Interesse haben, ihre Kinder wiederzubekommen, weil sie dann auch das Geld an die Vermittler zurückzahlen müssten.
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