
Frage: Wie viele Denkmäler gibt es im Land Bremen, wie viele davon in Bremen-Nord?
Georg Skalecki: Im Bundesland Bremen gibt es rund 1800 eingetragene geschützte Kulturdenkmäler, davon entfallen auf Bremen-Nord rund 180.
Kann sich jeder, der ein Denkmal besitzt, nutzt oder sich für den Erhalt eines Denkmals einsetzt, am Aktionstag beteiligen?
Theoretisch kann sich jeder beteiligen. Da es aber in jedem Jahr ein Motto beziehungsweise ein Schwerpunktthema gibt, steuert das Landesamt für Denkmalpflege etwas das Programm. Wir sprechen zum Thema passende Denkmäler von uns aus an und fragen nach. Dann stellen wir ein Programm zusammen.
Wird unter den Bewerbern eine Auswahl getroffen?
Wir wollen jedes Jahr ein interessantes Programm bieten, das auch nicht zu groß werden darf. Die Teilnehmer sollen sich nicht untereinander Konkurrenz machen. Also wählen wir aus und bitten hin und wieder auch Interessenten auszusetzen. In diesem Jahr haben wir in Bremen 54 Veranstaltungen.
Wie viele Besucher nutzen in der Regel in Bremen den Denkmaltag, um unter Schutz gestellte Gebäude zu besichtigen? Wächst das Interesse?
Im letzten Jahr waren es 16 000 Besucher, nur an diesem einen Sonntag im September. Jedes Jahr wächst das Interesse.
Der Denkmaltag soll Bürgern die Bedeutung des baukulturellen Erbes bewusst machen. Gelingt das Ihrer Erfahrung nach?
Das gelingt auf alle Fälle, wenngleich natürlich auch viele der Besucher schon sehr denkmalfreundlich sind und die Gelegenheit nutzen, Denkmäler zu besichtigen, die man sonst nicht jeden Tag betreten kann. Wir erreichen aber auch immer wieder neue Gruppen, die eher zufällig auf das Thema gestoßen sind, durch die Berichterstattung in der Presse oder Flyer aufmerksam geworden sind und sich denken: Das kann ich mir doch auch mal anschauen.
Warum sind Denkmäler wichtig?
Denkmäler sind unverzichtbare Geschichtszeugnisse, authentische Dokumente unserer Vergangenheit, an denen man hautnah etwas über unsere Geschichte erfahren kann. Denkmäler sind vielfältig, informieren über Arbeitsverhältnisse, Wohnverhältnisse, Verwaltung, Glauben, über unliebsame Ereignisse wie Kriege. Die Denkmalpflege will ein ganzheitliches Geschichtsbild bewahren, um an ausgewählten originalen Zeugnissen uns vor Augen zu führen, wie es früher war. Besser als jedes Geschichtsbuch betreibt Denkmalpflege unmittelbar erlebbare Geschichtsschreibung. Wenn man eine Maschinenhalle betritt, erfährt man etwas von vergangenen Arbeitsverhältnissen, oder man spürt etwas von dem Wahnsinn der Nationalsozialisten, wenn man den U-Boot-Bunker Valentin betritt. Wer einen Dom besucht, wird unmittelbar von dem „Hauch der Geschichte“ berührt. Das erreicht kein Foto oder kein Buch. Dieses Erlebnis haben alle Menschen gleichermaßen, egal wie viel sie an Vorwissen mitbringen. Authentisches Erleben ist das Besondere am Denkmal.
Was sind heute Probleme beim Denkmalschutz?
Personalmangel und Geldmangel. Wir würden gerne noch mehr Forschung an unseren Denkmälern betreiben, mehr über die Details der Geschichte herausfinden. Wir müssten weiter nach verborgenen oder jüngeren Denkmalkandidaten suchen und dann unter Schutz stellen. Wir müssten Denkmaleigentümer noch intensiver beraten und unterstützen. Wir müssten noch mehr Öffentlichkeitsarbeit und Sensibilisierung betreiben. Das scheitert an zu wenig Personal. Wir würden gerne Denkmaleigentümer noch stärker finanziell bei Sanierungen unterstützen, das scheitert an fehlendem Geld.
Denkmalschutz kostet Geld. Welches Budget steht dem Landesamt für Denkmalpflege in Bremen zur Verfügung?
Wir haben für Zuschüsse zu Sanierungen nur rund 85 000 Euro im Landeshaushalt. Früher erhielten wir noch Unterstützung von der Stiftung Wohnliche Stadt, die inzwischen aber nicht mehr existiert. Allerdings gelingt es uns jedes Jahr, mehrere Hunderttausende von anderen Geldgebern einzuwerben, etwa von der Beauftragten für Kultur und Medien in Berlin, aus den Förderprogrammen für national wertvolle Denkmäler und einem Denkmalschutz-Sonderprogramm oder von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
Wie wichtig ist privates Engagement für den Denkmalschutz?
Privates Engagement ist sehr wichtig. Das beginnt beim Eigentümer, der selbst begeistert sein muss von seinem Denkmal und der dieses nicht als Last sondern als Bereicherung und kulturellen Wert begreifen sollte. Darüber hinaus gibt es Engagement von Ehrenamtlichen und Vereinen, die sich vielfältig für den Erhalt oder die Pflege von Denkmälern einsetzen. Diesen Unterstützern danken wir, und wir wollen sie auch mit dem diesjährigen Tag des offenen Denkmals würdigen.
Welche Denkmäler werden Sie am Sonntag besichtigen?
Ich werde wie jedes Jahr nach der Zentralen Eröffnungsveranstaltung, die in diesem Jahr im Haus der Bürgerschaft mit Bürgerschaftspräsident Christian Weber und mit Bürgermeister Carsten Sieling stattfindet, an verschiedenen Stellen reinschauen, um die Stimmung einzufangen und mich zu bedanken für das Mitmachen. Was und wie viel ich schaffen werde, kann ich noch nicht sagen.
Gibt es ein Denkmal in Bremen-Nord, das Sie gerne einmal besuchen würden?
Die wichtigsten Denkmäler in Bremen-Nord kenne ich inzwischen. Ich würde jedem aber empfehlen, einmal die alten Packhäuser und Speicher anzuschauen, die über 200 Jahre alt sind, und zu den wichtigsten Zeugnissen der Hafengeschichte zählen.
Die Fragen stellte Gabriela Keller.
Um eine anregende, sachliche und für alle Parteien angenehme Diskussion auf www.weser-kurier.de sowie auf Facebook zu ermöglichen, haben wir folgende Richtlinien entwickelt, um deren Einhaltung wir Sie bitten möchten.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
Dabei gabs ...