
Das Hotel in der italienischen Bergregion Abruzzen war am Mittwochnachmittag beim Abgang einer möglicherweise von einem Erdbeben ausgelösten Lawine verschüttet worden. 43 Stunden nach dem Unglück zogen Retter die ersten, nahezu unversehrten Überlebenden aus dem Schnee. Sie wurden per Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht.
In Videoaufnahmen war die Rettung eines Jungen in Skihose zu sehen, den Feuerwehrleute aus einem Schneeloch befreiten. Wenig später wurde auch die Mutter des Jungen geborgen, bei der es sich offenbar um die Ehefrau des 38-jährigen Kochs Giampiero Parete handelt. Parete hatte kurz vor dem Abgang der Lawine am Mittwochnachmittag das Hotel verlassen, um seiner Frau Kopfschmerztabletten aus dem Auto zu holen, und anschließend Alarm geschlagen.
Offenbar befand sich zu diesem Zeitpunkt die vierjährige Tochter des Paars noch in den Trümmern. „Holt meine Tochter, sie ist im Raum nebenan“, zitiert die Zeitung La Repubblica auf ihrer Onlineseite die Mutter. Auf einem von den Rettungskräften aufgenommenen Video ist zu sehen, wie die Frau von Parete nach ihrer Rettung auf die Schneemassen deutet.
Am späten Nachmitag wurden drei weitere Kinder geborgen. „Wunder in den Abruzzen“, titelte der italienische Nachrichtensender Skytg24. Mindestens zehn Menschen hätten das schwere Unglück überlebt, sagte Zivilschutz-Chef Fabrizio Curcio am Abend bei einer Pressekonferenz in Rieti. Die Suchmaßnahmen gingen auch am Abend weiter, hieß es bei der Feuerwehr. 35 Personen sollen sich zum Zeitpunkt des Unglücks im Hotel Rigopiano befunden haben. Vier Menschen konnten nur tot geborgen werden. Dutzende wurden am Abend weiterhin vermisst.
Der Zivilschutz hoffte auf weitere Überlebende. „Wir haben diese Hoffnung immer gehabt“, sagte Zivilschutz-Chefin Titti
Postiglione. Nachdem am Vormittag die ersten Überlebenden gefunden worden waren, sei die Hoffnung gestiegen. Mehr als 130 Rettungskräfte waren laut Postiglione am Freitag rund um das Hotel im Einsatz. Die Helfer, unter ihnen Lawinenexperten, arbeiteten unter sehr riskanten Bedingungen.
Auf die erste Gruppe der Überlebenden waren die Retter offenbar durch den Geruch von Rauch aufmerksam geworden. Das berichtete der an den Bergungsarbeiten beteiligte Offizier Marco Bini der Nachrichtenagentur Ansa. Die Menschen hätten sich im Küchentrakt des Hotels unter einer Zwischendecke verkriechen können. Offenbar war es ihnen gelungen, ein Feuer zu entzünden. Auch etwas zu essen hätte die Gruppe gehabt.
Bereits am Donnerstag hatte die Staatsanwaltschaft Pescara ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung gegen unbekannt eingeleitet. Die Ermittler müssen nach Abschluss der Bergungsarbeiten mehrere Fragen klären. Zum einen sollen die Hotelgäste vor dem Abgang der Lawine wegen des ungewöhnlich starken Schneefalls abfahrbereit gewesen sein. Eine angeforderte Schneeraupe, die die Forststraße freiräumen sollte, kam aber nie am Hotel an. Auch war die Lawinengefahr am Mittwoch am Gran Sasso mit vier von maximal fünf Punkten eingestuft worden, ohne dass die Räumung des Gebäudes eingeleitet wurde.
Fraglich ist zudem, warum die kurz nach Abgang der Lawine alarmierte Polizei in Pescara nicht sofort Rettungsmaßnahmen einleitete. Die ersten Bergretter machten sich erst am Mittwochabend mit Tourenskiern und Stirnlampen zum neun Kilometer vom Ort Farindola entfernten Hotel auf und erreichten es erst gegen vier Uhr morgens am Donnerstag.
Zu klären wird auch sein, ob das Hotel überhaupt an seinem Standort stehen durfte. In einem bereits vor drei Jahren eingestellten Gerichtsverfahren war die Rede von „illegaler Bebauung“, die nachträglich legalisiert worden war.
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