
Doch manchmal hat ein Star trotzdem keine Lust mehr auf den Luxusjob, nach dem sich andere die Finger lecken würden. Gerade hat Harald Schmidt den Bettel hingeworfen – bevor überhaupt die erste Folge des Schwarzwald-„Tatorts“ gedreht war, in dem er mitspielen sollte. Schmidt hat damit den Rekord als schnellster „Tatort“-Aussteiger aller Zeiten sicher.
Im März löst Sibel Kekilli im Kieler „Tatort“ an der Seite von Axel Milberg ihren vorletzten Fall als Sarah Brandt. Die Schauspielerin will mehr Freiraum für andere Rollen. Beim Dortmunder „Tatort“ hört dieses Jahr Stefan Konarske auf, weil er nun in Paris lebt und arbeitet, und Matthias Brandt hat keinen Bock mehr auf seinen Job beim „Polizeiruf 110“, dem kleinen Bruder des „Tatorts“.
Oft ist die Flucht als künstlerischer Befreiungsschlag gedacht, die Angst vor der Rollenschublade ist größer als die Freude über den Spitzenjob: „Fernsehkommissar ist bei uns lustigerweise eine eigene Berufsbezeichnung. Ich würde mich aber nur ungern davon dauerhaft prägen lassen. Noch lieber als Polizist bin ich nämlich Schauspieler“, sagte Matthias Brandt in einem Interview. Andrea Sawatzki begründete ihren Abgang beim Frankfurter „Tatort“ 2010 so: „Allmählich wird’s Routine, die ich brechen will.“ Ihre Nachfolgerin Nina Kunzendorf ging 2013, weil sie sich auf die Rolle als sexy Kommissarin Conny Mey reduziert fühlte. Kurz darauf verabschiedete sich auch ihr Kollege Joachim Krol. Mehmet Kurtulus hörte 2012 als verdeckter Ermittler Cenk Batu in Hamburg auf, weil er Lust auf eine Veränderung hatte.
Manchmal machen auch die Darsteller aus der zweiten Reihe Schluss, weil es sie nervt, als Co-Ermittler nur Stichwortgeber für die Kommissare zu sein. Maren Eggert ging 2010 in Kiel, um schauspielerisch neue Wege zu beschreiten. Petra Schmidt-Schaller hatte nach sechs Folgen an der Seite von Wotan Wilke Möhring im norddeutschen „Tatort“ keine Lust mehr. Tessa Mittelstaedt hörte 2014 auf, nachdem sie als Franziska Lüttgenjohann 13 Jahre lang den Kölner Kommissaren Ballauf und Schenk zugearbeitet hatte: „Die Rolle war sehr begrenzt, ich konnte schauspielerisch auf der Position einfach nicht so viel zeigen wie die Kommissare, die ja in jedem Drehbuch zu 70 Prozent im Mittelpunkt stehen“, schilderte sie anschließend leicht verschnupft. Ihr Kollege Ingo Naujoks hatte bis 2010 den neurotischen Mitbewohner der niedersächsischen „Tatort“-Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) gespielt, dann war Schluss: „Ich wusste: Ich kann als Schauspieler nicht mehr in den Spiegel gucken, wenn ich so weitermache, die Redaktion wollte aber leider nichts ändern. Deshalb habe ich aufgehört“, begründete er seinen Ausstieg.
Der Abschied ist ein riskanter Schritt, denn selbst eine kleine Rolle im ARD-Sonntagskrimi ist doch eine feste Einnahmequelle. Danach wird es um manche der Aussteiger still. Ingo Naujoks hat immerhin eine Rolle in der ARD-Vorabendserie „Morden im Norden“ ergattert, von Maren Eggert oder Tessa Mittelstaedt sieht zumindest das Fernsehpublikum dagegen nicht mehr viel.
Michael Fitz, der 2007 als Carlo Menzinger beim Münchener „Tatort“ Schluss machte, räumt ein, dass die Zeit danach nicht leicht für ihn war: „Die Reihe hat einen riesigen Stellenwert und ist in den Medien permanent präsent. Wenn Sie da nicht mehr mitspielen, merken Sie das schon.“ Noch deutlicher wurde Steffen Wink, der im „Tatort“-Ableger „Schimanski“ den hitzköpfigen Partner von Götz George alias Schimi spielte und 1998 die Brocken hinwarf. „Es gibt Jahre, die sind wahnsinnig gut, und andere, die sind mager, und man lebt von den Rücklagen aus den Jahren davor“, bekannte er später. Als Schimis Assistent habe er Angst gehabt, „der ewige ‚Harry‘ zu sein“ – rückblickend betrachtet war das wohl eher eine Luxussorge.
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