
Und noch zu Beginn dieser insgesamt fünftägigen Veranstaltung beschwor der junge Diktator den „unbeugsamen Geist“ seines Landes.
Er und sein Land würden sich von niemanden einschüchtern lassen. Und überhaupt: Mit dem mittlerweile vierten Atomtest Anfang Januar und dem erfolgreichen Abschuss einer Langstreckenrakete einen Monat später habe Nordkorea der ganzen Welt die „unbegrenzte Kraft“ demonstriert. In den vergangenen Monaten hatte er auch mehrfach atomare Erstschläge nicht ausgeschlossen.
Zum Ende des Parteikongresses vier Tage später schlug der junge Diktator sehr viel gemäßigtere Töne an. Nordkorea werde seine Atomwaffen nur dann einsetzen, wenn seine Souveränität von anderen atomar bewaffneten Staaten bedroht werde, sagte er in seiner Abschlussrede. Er bezeichnete sein Land als einen „verantwortungsvollen Atomwaffenstaat“. Zudem kündigte er an, dass Nordkorea „seine Verpflichtung für die Nichtverbreitung von Atomwaffen erfüllen“ und sich für eine weltweite Abschaffung von Atomwaffen einsetzen werde. Sogar Südkorea macht er Angebote. Er wolle sich für einen Dialog starkmachen. Und auch mit anderen „feindlich“ angesehenen Ländern, damit meint er vor allem Japan und die USA, wolle er das Verhältnis verbessern.
Sind das die versöhnlichen Worte aus Pjöngjang, auf die die Weltgemeinschaft so lange gewartet hat? Nein, das sind sie nicht. Vielmehr ist genau das Gegenteil der Fall. Kims scheinbares Angebot ist Teil seiner Propaganda und kommt aus einer Position der Stärke. In Wahrheit ist der Diktator gefährlicher denn je.
Eine sehr viel deutlichere Sprache als auf dem Parteikongress sprechen die derzeitigen Fakten in seinem Land. Auf aktuellen US-Satellitenaufnahmen ist zu sehen, dass sich das Kim-Regime seit Wochen auf einen weiteren unterirdischen Atomtest vorbereitet. Auf dem Atomtestgelände in der nordostkoreanischen Provinz Hamgyong sind rege Aktivitäten zu beobachten.
Und auch das südkoreanische Verteidigungsministerium stellt sich darauf ein, dass das Regime in Pjöngjang in jedem Moment eine weitere Atombombe unterirdisch zünden könnte. Versöhnung sieht anders aus. Tatsächlich ist es dem jungen Diktator und seinem Regime in den vergangenen Jahren gelungen, mit vier Atombombentests und den Abschüssen von Langstreckenraketen seine Macht konsequent auszubauen.
Auch wenn es sich bei der Bombe Anfang Januar mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht wie von Pjöngjang behauptet um die Zündung einer Wasserstoffbombe handelte und zuletzt einige Raketen nur wenige Sekunden nach ihrem Abschuss ins Meer krachten: Allein die Häufung dieser Experimente zeigt, dass Nordkoreas Atomprogramm technisch große Fortschritte gemacht hat. In diesem Zusammenhang fallen auch die Wirtschaftsreformen, die die Arbeiterpartei auf ihrem Kongress absegnet hat. Damit ist keineswegs eine Öffnung des Landes gemeint. Vielmehr unterfüttern diese angekündigten Reformen nur die technische und materielle Basis für das Waffenprogramm. In den kommenden Monaten wird Kim weitere Tests von Massenvernichtungswaffen anordnen. Mit der neusten Raketengeneration liegen bald auch Teile Westeuropas und der USA in Reichweite.
Und auch führungsintern ist es ihm seit seinem Amtsantritt vor viereinhalb Jahren gelungen, seine Macht zu konsolidieren. Abgesehen davon, dass er seine ärgsten internen Widersacher eh umgebracht hat – unter anderem seinen eigenen Onkel – zollen dem jungen Kim nun auch diejenigen Respekt, die bislang Zweifel an seiner Führungsstärke hatten. Mit dem großen Parteikongress der vergangenen Woche hat er diese Einheit eindrücklich demonstriert
Südkorea und die USA versuchen ihn mit der Aufrüstung konventioneller Waffen einzuschüchtern. Die zwei Mal im Jahr stattfindenden Militärmanöver im Grenzgebiet zu Nordkorea fallen immer größer und martialischer aus. Doch auch sie ziehen es nicht mehr ernsthaft in Erwägung, das Regime auf militärische Weise zu stürzen. Zu groß ist die Angst, Pjöngjang könnte mit einem Atomschlag antworten. Und nicht einmal China, der offiziell noch einzig verbliebene Verbündete, hat noch Einfluss auf das Regime. Das Verhältnis der einstigen Brüderstaaten gilt als zerrüttet. Peking ist ratlos im Umgang mit dem jungen Diktator.
So bitter es klingt: Das völlig verarmte Nordkorea ist zur Atommacht aufgestiegen. Dem Rest der Welt bleibt nichts anderes übrig, als diesem Schurkenstaat diesen Status zuzuerkennen.
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Die nun geltenden Einschränkungen sind ja nicht wesentlich ...