
Bremen.
Die Idee, ihren Mann zu vergiften, kam Gesche Gottfried, als ihre Mutter ein Brot schmierte. Kein Butterbrot, sondern eines mit Arsenikpulver, einem hochgiftigen Halbmetall. Solche Brote legte Gesches Mutter gegen Mäuse und Ratten aus. Die schöne Gesche, die noch den Namen ihres Mannes Miltenberg trug, kratzte das Gift immer wieder ab und hortete es.
Ihren Mann hatte sie auf Druck der Eltern geheiratet. Miltenberg war reich, aber unsexy: Er soff, zockte, besuchte Bordelle. Gesche lustwandelte lieber mit dem umgänglichen Michael Christoph Gottfried. Den wollte sie heiraten – dazu musste Miltenberg weg. Also „verfütterte“ die 28-Jährige das gesammelte Arsen nach und nach an ihren Mann. Er bekam Brechdurchfall, schrie und tobte vor Schmerz. Anfang Oktober des Jahres 1813 starb er.
Doch Gottfried wollte die Witwe nicht heiraten. Und vom Erbe war wenig übrig. Gesche marterten nun Halluzinationen, der verblichene Gatte erschien ihr als Lichtgestalt. Die Tochter eines Schneiders und einer Näherin redete sich ein, Gottfried verweigere die Ehe, weil Gesches Eltern ihn nicht mochten. Oder störten ihn die drei Kinder? Gesche ging auf Nummer Sicher.
Angebliche Schicksalsschläge
So wurde Bremen Schauplatz einer beispiellosen Mordorgie: Am 2. Mai 1815 raffte die „Mäusebutter“ die Mutter dahin, am 10. Mai starb Gesches fünfjährige Tochter Johanna durch ein präpariertes Stück vom Beerdigungskuchen der Oma. Am 18. verschied Tochter Adelheid. Nun schickte Gesche ihren Vater ins Jenseits, nicht ohne am Krankenbett „die liebevollste Pflege vorzugeben“. Anschließend erkrankte Gesches Jüngster. „Mutter, warum nimmt dir der liebe Gott alle deine Kinder?“, soll Heinrich gefragt haben. Dann starb auch er.
Diese Serie angeblicher Schicksalsschläge erweckte den Verdacht, „das alles könne nicht mit rechten Dingen zugegangen sein“. Der kleine Heinrich wurde obduziert, die Doktoren stellten eine „Verschlingung der Eingeweide“ fest. Das war’s – die vermeintlich tapfere Gesche erhielt die Beinamen „Engel des Lichts“ und „Engel von Bremen“. Ein Kanzleiredner hielt Fürbitten für die „christlich starke Dulderin“.
Vielleicht sah sich die Mörderin deshalb verpflichtet, Gutes zu tun. Sie liebte es, Freunde, Liebhaber und Arme zu beschenken. Im Mai 1816 stand Gesches verloren gewähnter Zwillingsbruder vor der Tür. Johann trug Lumpen, seine Füße waren im napoleonischen Russlandfeldzug erfroren. Wollte er sein Erbteil fordern? Gesche behalf sich: Johann starb am 1. Juni an Arsen.
Tödliche Cocktails
Inzwischen war Gesche richtig wütend auf Gottfried. „Der liebt mich nicht“, war sie überzeugt. Sie „gab ihm etwas“, wie sie ihre Giftmorde einmal schamhaft umschrieb. Dumm nur, dass Gottfried Gesche nun doch heiraten wollte. Das tat er auch – auf seinem Sterbebett, am 5. Juli 1817. Die nächsten fünf Jahre führte Gesche Gottfried, wie sie nun hieß, das Leben einer Edelwitwe. Um die Jahreswende 1822/23 verlobte sie sich mit dem Modehändler Paul Thomas Zimmermann. In dieser Zeit begann sie, Giftmord als Sport zu betrachten. Wahllos mischte sie Freunden, Besuchern und Zufallsbekannten Arsenik in Speis und Trank. Mal mehr, mal weniger. Die meisten Opfer überlebten. Dennoch starben: ihr Verlobter, ihre Vermieterin, ihre Magd und deren Tochter, ein Nachbar, zwei Freunde. Wie flog sie auf? Ihr neuer Vermieter entdeckte an einem Stück Speck helle Körnchen. Die ließ er analysieren: Arsen. Gerüchte wurden Gewissheit: Die Gottfried, eine Mörderin. An ihrem 43. Geburtstag wurde sie verhaftet. Die Vorwürfe: 15-facher Mord, 15-facher Mordversuch, x-facher Ehebruch, Meineid, Diebstahl, Unterschlagungen, Abtreibung. Es kam zu einem der weltweit ersten Prozesse, in dem die Verteidigung auf schuldunfähig plädierte. Die Richter aber urteilten am 17. September 1830: Tod durch das Schwert. Gesche wurde am 21. April 1831 auf dem Domshof enthauptet, 35000 Menschen schauten zu. Es war die letzte öffentliche Hinrichtung in Bremen.
Am Sonntag, 6. Oktober, 16 Uhr, gibt es eine Führung „Auf den Spuren einer Giftmörderin“. Treffpunkt: Domtreppen. Am Montag , 7. Oktober, 17 Uhr, wird in der Bibliothek die Rauminstalltion zu Gesche Gottfried vorgestellt.
Um eine anregende, sachliche und für alle Parteien angenehme Diskussion auf www.weser-kurier.de sowie auf Facebook zu ermöglichen, haben wir folgende Richtlinien entwickelt, um deren Einhaltung wir Sie bitten möchten.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
FFP2-Maskenpflicht: Bayerns Regeln bald bundesweit?
Erst einmal für alle Bürger kostenlose und ...