
Maxim geht die Konventionen gegenläufig an: Entkleiden sich Rockstars normalerweise während ihrer Konzerte peu à peu und mehr oder minder inszeniert, so legt er erst Jacke und dann Schal an. Es sei zugig auf der Bühne im Kesselsaal des Schlachthofs, erklärt er, und überhört den Zwischenrufer, der Handschuhe anbietet. Sein norddeutsches Publikum sei wohl abgehärteter als er, sagt der Kölner.
Abgehärtet ist er ganz sicher auch im übertragenen Sinn nicht, denn seine Lieder thematisieren vor allem die Verletzungen und Depressionen, die vom Leben bleiben. Fast entschuldigend erklärt er seine Leidenschaft für Dinge, die schieflaufen. Das andere interessiere ihn eben nicht so sehr, und damit liegt er beim Publikum durchaus richtig. Schon zum dritten Mal trägt er die Songs seines vierten Albums „Staub“ in die Clubs der Nation und der Zuspruch ist auch in Bremen ungebrochen groß. Dass der vorwiegend von weiblicher Seite stammt, nimmt der Sänger mit Humor und überlegt, ob er seine Konzerte nicht als potenzielle Partnervermittlungsbörsen für junge Herren anpreisen sollte.
Überhaupt stehen Inhalte und Form in einem angenehmen Kontrast zueinander. Man kann auch Freude an seiner Melancholie haben, scheint die versteckte Botschaft des Abends zu sein. Jedenfalls musizieren Maxim und seine vierköpfige Band durchaus freudvoll und die dynamischen Zuspitzungen in den gar nicht so todtraurig klingenden Stücken lassen manches Aufgestaute entfleuchen.
Mit seinem Reggae-Frühwerk hat Maxim Richarz heute noch weniger am Hut als sein Seelenverwandter Clueso mit seiner Hip-Hop-Vergangenheit. Der sonnige, fröhliche Offbeat passt einfach nicht mehr zu den Themen des 32-Jährigen, die einstmals bunten Plattencover sind heute grau und tragen Titel wie „Staub“ oder „Asphalt“. Maxim singt, immer mit leichter Heiserkeit, von trostlosen Missverständnissen und davon, wie unterschiedlich zwei Menschen ein und dieselbe Situation wahrnehmen. Einig mit dem Publikum ist er sich allerdings, das laute Thekengespräche während des solo gespielten Songs „Vielleicht in einem anderen Leben“ stören – die Verursacher werden deutlich, aber charmant zur Ruhe gebeten.
Nahezu euphorisch feiern die Fans diese absolut stilsichere Seelenschau. Nur mit einem gebrochenen Herzen sollte man Maxim-Konzerte wohl besser meiden: Hinterher wäre es gänzlich zerrissen.
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