
Als Schuldirektor war er für das Wohl Hunderter Kinder verantwortlich, jetzt hat er fast 150 Menschen auf dem Gewissen. Seine Schützlinge und seine Opfer lebten Tür an Tür in derselben Kleinstadt. Am Freitag setzte die Regierung in Nairobi ein Kopfgeld in Höhe von 20 Millionen kenianischen Schilling (etwa 198 000 Euro) auf Mohamed Kuno aus – jenen Mann, der das Blutbad auf die Universität von Garissa geplant haben soll.
Der Angriff am Donnerstag gilt als der bisher blutigste Anschlag der somalischen Al-Shabaab-Miliz auf kenianischem Boden. In den frühen Morgenstunden hatten sich die Islamisten den Weg auf den Campus freigeschossen. Zu dem Zeitpunkt sollen sich noch 500 Studenten auf dem Universitätsgelände aufgehalten haben. Der Großteil konnte im Laufe des Tages fliehen oder wurde von dem Großaufgebot der kenianischen Armee befreit. Für 148 Studenten kam die Hilfe jedoch zu spät.
Die fünf Terroristen, von denen vier bei der Stürmung des Gebäudes starben, verschanzten sich mit ihren Geiseln in einem Studentenwohnheim. Augenzeugen sagten der Zeitung „Daily Nation“, die Angreifer hätten die Studenten aufgefordert, Verse aus dem Koran zu zitieren. „Sie standen vor den Wohnheimen und stellten Fragen über den Islam und den Propheten“, berichtete Hassan Abdi. Anschließend ermordeten die Extremisten hauptsächlich christliche Studenten, die nicht antworten konnten. Beim Eindringen in die Uni hätten die Islamisten rücksichtslos in die Menge gefeuert, so das südafrikanische Nachrichtenportal News24. Einige Körper wurden im automatischen Feuer von bis zu zehn Kugeln getroffen. „Es scheint, als wären die Angreifer schwer bewaffnet gewesen und hätten Munition für eine lange Dauer eingeplant“, so der kenianische Sicherheitsexperte Victor Tinto.
Die Straßen der Kleinstadt blieben am Tag des Anschlags leer, später verhängte die Regierung eine Ausgangssperre über die gesamte Region. Präsident Uhuru Kenyatta ordnete zudem an, weitere 10 000 Sicherheitskräfte auszubilden, um das Land zu schützen.
Während am Karfreitag Soldaten neugierige Bewohner vom Uni-Gelände vertrieben, verließ ein Großteil der Studenten den Campus mit gepackten Koffern. Die meisten der insgesamt 79 Verletzten wurden in die Krankenhäuser der Hauptstadt Nairobi geflogen. Wie ein Regierungssprecher der „Daily Nation“ mitteilte, könne die Zahl der Toten in den kommenden Tagen noch steigen.
Die Vorsitzende der Afrikanischen Union, Nkosazana Dlamini-Zuma, zeigte sich „entsetzt über den barbarischen Akt“. Mehrere afrikanische und westliche Regierungen verurteilten den Angriff. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) betonte: „Dieser Anschlag auf unschuldige Menschen bringt erneut zum Ausdruck, mit welcher Brutalität die Terroristen von Al-Shabaab vorgehen und dass sie in ihrer menschenverachtenden Gesinnung keinerlei Skrupel kennen.“ Papst Franziskus erklärte, er verurteile „diesen Akt sinnloser Brutalität“ und bete für einen Wandel im Herzen der Täter. UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon sprach den Familien der Opfer sein „tiefes Mitgefühl“ aus.
Trotz einer Terrorwarnung und der Ankündigung der Al-Shabaab-Miliz, eine Universität anzugreifen, bewachten zum Zeitpunkt des Anschlags nur zwei Polizisten den Campus von Garissa. Viele Studenten glaubten News24 zufolge an einen Aprilscherz, da die Warnung am 1. April ausgesprochen wurde. Auch die Kenyatta-Universität in Nairobi hatte Studenten und Personal bereits am Montag zu Wachsamkeit geraten.
Der Drahtzieher des Anschlags, Mohammed Kuno, war Kenias Behörden bekannt. Sie sehen ihn seit geraumer Zeit schon als Staatsfeind Nummer eins. Im vergangenen Jahr soll Kuno einen Anschlag im Norden des Landes geplant haben, so der kenianische Radiosender Capital FM. Über das Privatleben des Mittdreißigers ist wenig bekannt. In Garissa hatte Kuno, der unter vier weiteren Namen bekannt ist, als Direktor an einer islamischen Grundschule unterrichtet. Später soll er nach Somalia gegangen sein, wo er sich der Union Islamischer Gerichte und nach deren Sturz der Al-Shabaab-Miliz anschloss.
2011 wurde die Al-Shabaab-Miliz aus Somalias Hauptstadt Mogadischu vertrieben. Seitdem erlebte sie einen rasanten Abstieg von einer Regionalmacht zu einer instabilen Guerilla-Gruppe. Mogadischu fand zu brüchiger Stabilität zurück, doch immer häufiger verübten die Extremisten seitdem Anschläge in Kenia. 2013 bekannte sich die Al-Shabaab zu einer verheerenden Attacke in Nairobi. Vier Tage lang hielten die Islamisten das Westgate-Einkaufszentrum besetzt, brachten das Gebäude teilweise zum Einsturz und töteten 67 Menschen. Das Nachbarland steht im Fokus der Extremisten, weil seine 20 000 Soldaten für die UN-Mission AMISOM kämpfen. Sheikh Ali Mohamud Rage, ein Sprecher der Al-Shabaab-Miliz, kündigte in einem lokalen Radiosender weitere Attentate an: „Es wird keinen sicheren Ort mehr für Kenianer geben, solange ihre Truppen in Somalia sind.“
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