
Per Mertesacker hatte nicht nur die Aufgabe, seine Mannschaft auf den Rasen des Wembley-Stadions zu führen, die Platzwahl zu bestreiten und mit Aston Villas Kapitän Fabian Delph Wimpel zu tauschen vor dem Finale um den FA-Cup. Zu Mertesackers Pflichten als Spielführer des FC Arsenal gehört es auch, die Kontakte zum Königshaus zu pflegen. An der Seite von Prinz William schritt er vor dem Anpfiff die zu einer Reihe formierten Arsenal-Profis ab und stellte ihm die Kollegen vor. Der Thronfolger schüttelte jedem Spieler die Hand, angenehm, nice to meet you, und dürfte am Ende auch Mertesacker ein gutes Spiel gewünscht haben – obwohl Prinz William Fan von Arsenals Finalgegner Aston Villa ist.
Für lange Zeit war der Spaziergang mit dem Monarchen Mertesackers auffälligste Szene. Der ehemalige Bremer, seit 2011 in London beschäftigt, war in der Abwehr dramatisch unterbeschäftigt gegen den Viertletzten der abgelaufenen Premier-League-Saison. In der 62. Minute hatte Mertesacker dann allerdings seinen zweiten großen Auftritt: Mit dem Kopf traf er zum 3:0, der endgültigen Entscheidung in einem einseitigen Endspiel.
Theo Walcott (40. Minute) und Alexis Sanchez (50.) hatten Arsenal mit ihren Toren auf Kurs gebracht, nach Mertesackers Treffer veredelte der eingewechselte Olivier Giroud in der Nachspielzeit mit seinem Tor zum 4:0-Endstand den nie zu Disposition stehenden Sieg des FC Arsenal.
Bei der Zeremonie nach dem Spiel genoss Mertesacker so auch wieder seine Privilegien als Kapitän: Aus den Händen von Prinz William empfing er den Pokal, den zweiten in Folge für den FC Arsenal. Im Vorjahr hatten die Londoner mit dem Sieg im FA-Cup eine titellose Leidenszeit von neun Jahren beendet.
Mesut Özil, ebenfalls früher bei Werder angestellt, hatte da schon deutlich mehr Arbeit im Endspiel als Landsmann Mertesacker. Er choreografierte im offensiven Mittelfeld Arsenals Angriffe und wurde bei seiner Auswechselung in der 77. Minute mit donnerndem Applaus bedacht. Özil hatte eine durchwachsene Saison, von Oktober bis Ende des Jahres fehlte er wegen eines Außenbandanrisses. Doch mit dem Triumph in Wembley endete die Spielzeit versöhnlich. Genau wie für den FC Arsenal an sich. In der Premier League leisteten sich die Londoner einen missratenen Start, die Meisterschaft war schnell außer Reichweite. In der Champions League scheiterte das Team im Achtelfinale am AS Monaco. Das war im März.
Seitdem ging es aufwärts. Als beste Mannschaft der Rückrunde reichte es zum dritten Platz in der Abschlusstabelle. Der Triumph im FA-Cup hat sogar historische Dimensionen: Zum zwölften Mal gewann Arsenal den Pokal, damit ist das Team alleiniger Rekordsieger. Für Trainer Arséne Wenger war es der sechste Triumph im FA-Cup, so viele Pokalsiege schaffte sonst nur George Ramsay, errungen mit Aston Villa zwischen 1887 und 1920. Mit der Titelverteidigung zeigte Wenger, dass er immer noch erfolgreich sein kann mit dem FC Arsenal. Nach Jahren des schönen Scheiterns war war die Kritik am Trainer gewachsen, weil er an seiner Philosophie festhält, immer wieder junge Spieler einzubauen anstatt nur auf teure Transfers zu setzten.
Als das Finale vorbei war, marschierte Wenger vor die Fankurve und ließ sich feiern. Bei der Pokalübergabe sah es aus, als müsse er sich ein paar Tränen aus dem Augenwinkel wüschen. Mertesacker und Özil hüpften voller Euphorie auf und ab mit der silbernen Trophäe. Pokalsieger im vergangenen Jahr, Weltmeister mit der deutschen Nationalmannschaft, wieder Pokalsieger – keine schlechte Bilanz für die beiden ehemaligen Bremer.
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