
So dick waren die Fische schon lange nicht mehr: Die größte Karpfenteichwirtschaft Norddeutschlands in Neuhof bei Neustadt-Glewe in Mecklenburg-Vorpommern hat eine Rekordernte von weit mehr als 300 Tonnen Fisch eingefahren. Etwa die Hälfte davon sind Jungtiere, die nach Angaben von Hermann Stahl, Fischerei-Ingenieur und Chef der Lewitz Fisch GmbH, zum Überwintern in tiefere Teiche kommen und nächstes Jahr weiterwachsen dürfen.
Rund 150 Tonnen aber wurden als Speisefische in Hälterbecken umgesetzt, sie gehen lebend an die Käufer. Jeder vierte der Spiegelkarpfen, vier Sommer alt und im Schnitt zwei bis drei Kilogramm schwer, landet zu Weihnachten oder Silvester auf dem Tisch.
Mit dem Teichfest am ersten November-Wochenende geht in der Lewitz traditionell die Erntesaison zu Ende. Vor den Augen tausender Zuschauer wurden am Sonnabend und Sonntag die letzten 30 Tonnen Karpfen – etwa 10 000 Stück – aus einem 88 Hektar großen Teich in Neuhof abgefischt, sagt der Fischereichef.
Mit durchschnittlich 2,4 Kilogramm Gewicht bringe jedes der Tiere in diesem Jahr etwa 300 Gramm mehr auf die Waage und sei damit schwerer als je zuvor. „Sie sind aber nicht fetter, sondern haben mehr Fleisch“, sagt Stahl. Die dicksten Fische wiegen acht Kilo. Kein Problem, der Mecklenburger liebe große Karpfen. Die würden meist im Ganzen gebacken, gebraten oder „blau“ gekocht, weiß Stahl.
Begonnen hatte das Abfischen der zusammen 750 Hektar großen Gewässer im südmecklenburgischen Naturschutzgebiet Lewitz bereits Ende September. Nach und nach wurden die Teiche im Herbst trockengelegt und mit dem Ablaufen des Wassers die Karpfen in großen Netzen eingefangen. Ausschließlich lebend werden die Fische an Händler, Köche und Privatkunden in Mecklenburg, Hamburg und Schleswig-Holstein verkauft.
Die Teichwirtschaft in der Lewitz hat eine lange Tradition. Die ersten 20 Hektar Karpfengewässer bei Friedrichsmoor entstanden 1897 in den von Kanälen durchzogenen Wiesengebieten im Süden Mecklenburgs. In den 1950-er Jahren wurden die einst herzoglichen Teiche kräftig ausgebaut und in den 80-ern umfangreich renoviert und vertieft, um angesichts der eingeschränkten Hochseefischerei der DDR dennoch frischen Fisch an den Handel liefern zu können. Nach der Wende wurde aus der intensiven eine extensive Karpfenmast.
Für Neustadt-Glewes Bürgermeister Arne Kröger ist das jährliche Abfischen der Karpfenteiche ein feucht-fröhliches Spektakel der besonderen Art. „Das Teichfest am Ende der Saison hat Volksfest-Charakter.“ Da sei nicht nur das ganze Dorf Neuhof und halb Neustadt-Glewe auf den Beinen. Tausende Besucher von auswärts kämen extra angereist, erklärt Kröger. „Das Teichfest ist ein Highlight, Fischerei ist hier noch authentisch zu erleben.“
Laut Schweriner Agrarministerium bewirtschaften in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt neun Betriebe zusammen rund 1000 Hektar Karpfenteiche und ernten im Schnitt 500 Tonnen Fisch pro Jahr.
Mehr Karpfenflächen gibt es in Brandenburg, Sachsen, Thüringen und Bayern, bundesweit liegt die Produktion bei etwa 10 000 Tonnen Speisefisch im Jahr. Mit insgesamt rund 750 Hektar Betriebsfläche, 150 Tonnen Jahresertrag und neun festen Mitarbeitern gehört die 2006 gegründete Lewitz Fisch GmbH zu den Großen der Branche in Deutschland.
Um eine anregende, sachliche und für alle Parteien angenehme Diskussion auf www.weser-kurier.de sowie auf Facebook zu ermöglichen, haben wir folgende Richtlinien entwickelt, um deren Einhaltung wir Sie bitten möchten.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.