
Einen großen Fortschritt bedeutete deshalb die Entwicklung der Fähigkeit, mehr über die Hintergründe solcher Rhythmen zu erfahren. Sie führte zu Kalendersystemen.
Wie der Tag, so liefert auch der Lauf des Mondes um die Erde – von einem Neumond zum nächsten benötigt der Trabant 29,53 Tage – ein festes Maß, das Menschen schon frühzeitig zu nutzen wussten. Zur Frage, wie viele Monate ein Jahr und wie viele Tage ein Monat besitzen soll, entwickelten sie allerdings sehr unterschiedliche Vorstellungen. So unterteilte zum Beispiel der Kalender des mittelamerikanischen Kulturvolks der Maya das Jahr in 18 Monate mit jeweils 20 Tagen. Ein grundlegendes Problem besteht darin, dass weder die Dauer des Sonnen- noch die des Mondjahres einer ganzen Zahl von Tagen entspricht. Begreift man das Jahr als Folge von zwölf Mondmonaten, also zwölf Abschnitten von einem Neumond zum nächsten, so kommt man auf rund 354,37 Tage. Nimmt man hingegen den Lauf der Erde um die Sonne als Maßstab, so dauert das Jahr etwa 365,24 Tage. Dabei handelt es sich zudem um einen Mittelwert, denn die Erde bewegt sich nicht mit gleichbleibender Geschwindigkeit. Um ihre Kalender mit den natürlichen Rhythmen abzugleichen, blieb den Menschen der unterschiedlichen Kulturen und Epochen nichts anderes übrig, als Schalttage oder sogar Schaltmonate einzufügen.
Verschiedene Neujahrstage
Davon, dass es viele unterschiedliche Möglichkeiten gibt, Kalender zu gestalten, zeugen nicht zuletzt die Monatsnamen September, Oktober, November und Dezember, in denen die lateinischen Ausdrücke für die Zahlen sieben bis zehn stecken. Sie erinnern daran, dass das Jahr im antiken Rom zunächst mit dem 1. März begann. Der September war also nicht der neunte, sondern der siebte Monat. Erst seit 153 vor Christus war es üblich, das Jahr am 1. Januar beginnen zu lassen. Der Neujahrstag ist ein willkürlich gewähltes Datum, das heißt: Wann das Neujahrsfest gefeiert wird, hängt von der Kultur ab. Im Mittelalter gab es eine ganze Reihe von unterschiedlichen Jahresanfängen. So konnte das Jahr zum Beispiel auch am 1. März, 1. September oder 25. Dezember beginnen. Im christlichen Europa war es lange Zeit üblich, den Beginn des neuen Jahres am 6. Januar zu feiern. Erst Papst Innozenz XII. erkannte im Jahr 1691 den 1. Januar als Neujahrstag an. Nach der Französischen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts gab es eine kurze Phase, in der der Jahresbeginn auf den 22. September fiel. Am 22. September 1792 hatte der Nationalkonvent in Frankreich die Monarchie abgeschafft.
Die genannten Beispiele lassen erahnen, warum es für Geschichtswissenschaftler nicht einfach ist, weit zurückliegende Ereignisse richtig zu datieren. Sie müssen dabei die unterschiedlichen Arten der Jahreseinteilung berücksichtigen. Und nicht nur das: Eine Rolle spielt auch, wie Jahre gezählt werden. So nahmen beispielsweise die Römer der Antike die Gründung ihrer Stadt, die für das Jahr 753 vor Christus vermutet wurde, als Ausgangspunkt. Üblich war auch, sich an Regierungsjahren von Herrschern zu orientieren.
Die heute übliche Praxis, Jahreszahlen mit dem Zusatz nach oder vor Christus zu versehen, wird als christliche Zeitrechnung bezeichnet. Die Grundlage liefert Christi Geburt; gezählt werden die Jahre nach oder vor diesem Termin. Wann genau Jesus Christus geboren wurde, ist allerdings unklar. Wenn Wissenschaftler mit ihren Überlegungen richtig liegen, müsste Christi Geburt zurückdatiert werden, auf einen Zeitpunkt in den Jahren 7 bis 4 vor Christus. Anhaltspunkte hierfür sind in schriftlichen Quellen zu finden, etwa in dem Hinweis, dass Jesus zu Lebzeiten des judäischen Königs Herodes geboren worden sei. Dieser starb im Jahr 4 vor Christus. Astronomen berufen sich bei ihren Datierungsversuchen auf den Stern von Bethlehem, der die Heiligen Drei Könige zur Krippe mit dem Neugeborenen geführt haben soll. Sie deuten den Stern nicht wie andere Gelehrte als ein Symbol, sondern als auffällige Himmelserscheinung. Solche ungewöhnlichen Erscheinungen gab es zum Beispiel im Jahr 7 vor Christus, als die beiden Planeten Jupiter und Saturn gleich dreimal sehr nah aneinander vorbeizogen. Aufgrund der Nähe konnte der Eindruck entstehen, als verschmölzen sie zu einem Punkt.
Wurzeln des Weihnachtsfestes
Mit dem Weihnachtsfest wird die Geburt Christi gefeiert. Erwiesen ist, dass der 25. Dezember bereits in der Mitte des 4. Jahrhunderts als kirchlicher Feiertag galt. Die Wahl des Datums führen Geschichtswissenschaftler auch darauf zurück, dass es im Römischen Reich schon länger eine vergleichbare Rolle gespielt hatte. Kaiser der Spätantike ließen an diesem Tag den Geburtstag ihres Sonnengottes Sol invictus feiern. Außerdem wurde die Wintersonnenwende gefeiert. Das leicht abweichende Datum – die Wintersonnenwende fällt auf den 21. oder 22. Dezember – erklären Fachleute mit Kalenderungenauigkeiten.
Die Praxis, die Jahre nach Christi Geburt zu zählen, ist in Europa erst seit ungefähr einem Jahrtausend allgemein verbreitet. Im 4. Jahrhundert galt noch die sogenannte Diokletianische Ära. Ausgangspunkt der Jahreszählung war danach der Regierungsantritt des römischen Kaisers Diokletian im Jahre 284.
Auch die Christen richteten sich nach dieser Ära, die ihren Namen einem Herrscher verdankte, der zu den entschiedensten Christenverfolgern im antiken Rom zählte. Für den Abt Dionysius Exiguus war dies ein unerträglicher Zustand. Er schlug im Jahre 525 vor, bei der Jahreszählung von der Menschwerdung Christi auszugehen, „damit der Ausgangspunkt unserer Hoffnung umso klarer hervortrete und die Ursache der Wiederherstellung des Menschengeschlechts, das Leiden unseres Erlösers, umso sichtbarer erstrahle“.
Neue Zeitrechnung
Völlig neu war dieser Gedanke damals nicht. Schon 75 Jahre zuvor hatte sich der Mathematiker Victorius von Aquitanien bei Berechnungen an der Leidensgeschichte Christi orientiert. Ehe sich die Idee durchgesetzt hatte, vergingen jedoch weitere Jahrhunderte. So richteten sich noch die Franken, deren Macht mit der Herrschaft Karls des Großen (768 bis 814) ihren Höhepunkt erreichte, nach den Regierungsjahren ihrer Könige.
Die christliche Zeitrechnung brachte eine völlig neue Vorgehensweise mit sich: Die Jahre vor Christi Geburt mussten rückwärts gezählt werden. Der Mönch Beda Venerabilis (um 673 bis 735) soll der Erste gewesen sein, der ein Ereignis auf diese Weise datierte. Mehr als ein halbes Jahrhundert vor Christi Geburt war der römische Feldherr Cäsar erstmals nach England gekommen. Beda lieferte die Zeitangabe mit dem Zusatz „vor der Fleischwerdung des Herrn“. Auch die Praxis, die Jahre rückwärts zu zählen, brauchte allerdings Jahrhunderte, bis sie sich durchgesetzt hatte. Populär wurde diese Vorgehensweise erst in der Zeit des Buchdrucks, das heißt vor etwa einem halben Jahrtausend.
Um eine anregende, sachliche und für alle Parteien angenehme Diskussion auf www.weser-kurier.de sowie auf Facebook zu ermöglichen, haben wir folgende Richtlinien entwickelt, um deren Einhaltung wir Sie bitten möchten.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
Davon mal ...