
Was hat der Milla-Club in München mit dem Bremer Sendesaal gemein? Beiden Veranstaltungsorten wurde der Spielstättenprogrammpreis zugesprochen, den die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien seit 2013 für ein besonders nachhaltiges und nachhallendes Livemusik-Programm auslobt (wir berichteten). Bundesweit wurden zum Auftakt des Hamburger Reeperbahn-Festivals 31 Aufführungsorte und 27 Veranstaltungsreihen mit Preisgeldern von insgesamt 900 000 Euro gewürdigt. Als symbolisches Kapital kamen belobigende Worte der Kulturstaatsministerin dazu: „Die kleinen und mittleren Livebühnen sind mit ihren ambitionierten, innovativen Programmen abseits des Mainstreams ein wichtiger Bestandteil der Kulturlandschaft“, sagte Monika Grütters (CDU) zum Auftakt des Hamburger Reeperbahn-Festivals in motivierender Absicht.
Ort und Zeit dieser Einlassungen waren klug gewählt. Denn das Reeperbahn-Festival, dessen neunte Auflage in diesem Jahr elbnah begangen wird, hat sich zuletzt zum viel beachteten und stark frequentierten Musikbranchentreff gemausert. Daher ist es kein Euphemismus, wenn Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) sagt: „Wir freuen uns, einmal im Jahr das Tor zur Musikwelt zu sein.“ Tatsächlich ist Deutschlands größtes Clubfestival längst zu einem Veranstaltungsreigen avanciert, der europaweit seinesgleichen sucht. Noch bis Sonntagmorgen währt dieses Spektakel, das vom Kulturstaatsministerium mit 200 000 Euro unterstützt wird und ungefähr 30 000 Menschen locken dürfte. Das Programm ist ähnlich bunt wie das Publikum: Dutzende Kiez-Bars, Theater und Clubs bieten 400 Musikern aus aller Welt für Auftritte ein Obdach. Flankiert wird das Konzertprogramm durch Darbietungen aus dem Bereich anderer schöner Künste.
Spannend ist der Prestigegewinn des Festivals als Branchentreffen: Etwa 100 Workshops, Panels, Diskussionsrunden sowie einen Start-up-Wettbewerb umfasst die begleitende Expertenkonferenz. In deren Rahmen schimpfte am Donnerstag Herbert Grönemeyer über U2, die ihr neues Album via Apple kostenfrei veröffentlicht haben. Derlei nannte Grönemeyer „respektlos gegenüber hart arbeitenden Kollegen“. So lange das Reeperbahn-Festival solchen Wutreden ein Forum bietet, muss Olaf Scholz um den Musikstandort Hamburg nicht bange sein.
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