
Geht die Caravanbranche auf Kundenfang, verbreitet sie gern ein Bild von Freiheit und Unabhängigkeit. Sonnenuntergänge, Einsamkeit und weit und breit kein Mensch. Doch wer das erste Mal einen Camper-Urlaub plant, den beschäftigen unter Umständen andere Fragen: Wo komme ich mit einem sieben Meter langen Reisemobil durch, wie kann ich mit einem angehängten Wohnwagen wenden?
Die Branche hat reagiert und in den vergangenen Jahren mehr kompakte Modelle für Einsteiger auf den Markt gebracht. Kleine knubbelige Wohnwagen stehen ebenso in den Messehallen der Reisemesse Caravan, Motor und Touristik (CMT) wie eine wachsende Zahl von kompakten Reisemobilen und Kastenwagen, die nur die Länge eines Lieferwagens haben und die Grenze von 3,5 Tonnen nicht überschreiten.
Das zeigt offenbar Wirkung: Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Neuzulassungen von Freizeitfahrzeugen in Deutschland um knapp zehn Prozent – das beste Ergebnis seit über 20 Jahren. Sowohl Reisemobile als auch Wohnwagen waren gefragt – und auch die Zahl der gebrauchten Fahrzeuge, die den Besitzer wechselten, legte zu. Das breite Wachstum deutet darauf hin, dass sich auch Neulinge in den Markt vorwagen. Der Trend gehe weiter zu Kastenwagen und kleineren Reisemobilen, die einfacher zu lenken und auch mal im Alltag einsetzbar sind, heißt es beim Caravaning Industrie Verband.
Gut ein Drittel der Neuzulassungen mache dieses Segment inzwischen aus. Das hat auch praktische Gründe. Zum einen dürften Inhaber des EU-Führerscheins der Klasse B im Gegensatz zu Inhabern der alten Klasse-3-Lizenz keine schwereren Fahrzeuge mehr fahren, teilweise fallen niedrigere Mautgebühren an.
Ein Großteil der potenziellen Käufer findet den Einstieg aber nach wie vor über die Miete, sagt Holger Siebert, Vorstandsmitglied des CIVD. Etwa ein Viertel der hergestellten Fahrzeuge geht nach Angaben des Verbands in die Vermietung. Das bringt Aufmerksamkeit. Je mehr Fahrzeuge auf der Straße sind, umso besser. Ein weiterer Grund, sich ein Reisemobil oder Wohnwagen anzuschaffen, sei für viele, „weil sie als Kind mit den Eltern Urlaub in dieser Form gemacht haben“, sagt Siebert. Eine große Sorge der Hersteller sei es gewesen, dass dieser Trend abreiße.
Doch das habe sich gewendet. Der Anteil derer, die zumindest Interesse an einem solchen Urlaub bekunden, wächst, so das Ergebnis der Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub. Gut vier Prozent ihrer 70 Millionen längeren Urlaubsreisen unternehmen die Deutschen demnach mit dem Wohnmobil oder Wohnwagen.
Wie diese Einsteiger aussehen, können die Hersteller gar nicht so genau sagen. Ausgeklügelte Marktforschung, die die Käufer bis ins Mark beleuchtet, betreiben die meist mittelständisch geprägten Anbieter nicht. Der klassische Käufer, das weiß man beim Branchenverband, ist älter als 45, männlich und hat in der Regel genug verdient, um sich einen Wohnwagen oder ein Wohnmobil zum Preis von mehreren Zehntausend Euro leisten zu können. Die Hoffnung liegt auf den Babyboomer-Jahrgängen, die gerade im richtigen Alter sind: „Die Jahrgänge, die unserer Zielgruppe entsprechen, sind stark ausgeprägt“, sagt Bernd Wuschack, Vertriebschef des Herstellers Carthago. Mangels attraktiver Anlageformen werde Geld in ein Reisemobil oder einen Wohnwagen gesteckt.
Von den Einsteigern versprechen sich die Hersteller auf Dauer mehr Geschäft auch in anderen Bereichen. „Die Kunden fangen klein an und dann wächst auch der Anspruch“, sagt Alexander Leopold, Chef des zur Hymer-Gruppe gehörenden Herstellers Dethleffs. Asketentum sei aber auch in den Kompaktmodellen nicht mehr angesagt. Die Ausstattung der Einsteigermodelle habe sich weiterentwickelt.
Aber nicht nur der deutsche Markt boomt. Auch die europäische Caravaning-Industrie meldet Gewinne und erfreuliche Absatzzahlen. Die Neuzulassungen von Freizeitfahrzeugen in Europa stiegen im vergangenen Jahr um starke 10,2 Prozent auf über 151 000 neu angemeldete Reisemobile und Caravans. Sogar ehemalige europäische Sorgenkinder wie die Niederlande, Portugal und Spanien beeindruckten mit einer positiven Absatzentwicklung, so CIVD-Geschäftsführer Hans-Karl Sternberg.
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