
„Ih, das stinkt“, sagt die sechsjährige Nora und hält sich auch gleich die Nase zu. Ihren Freundinnen vom Kindertagesheim Purzelbaum aus Walle geht es nicht anders. Was diesen für die Kinder unangenehmen Geruch versprüht, sind die Kühe und Bullen von Jürgen Drewes aus Oberneuland. Die Kleinen besuchten den Milchbauern am Hollerdeich, um herauszufinden, wo genau eigentlich die Milch herkommt.
„Wir merken immer wieder, dass viele gar nicht wissen, wo die Milch herkommt, sondern die Milch einfach aus dem Kühlschrank kommt“, sagt Jürgen Drewes. Der Milchbauer führt die Kinder in den Stall, wo er für die Kühe gerade den Futtertisch mit Heu gedeckt hatte. Die Kinder erkennen sofort, dass die Kühe an ihrem speziellen Tisch natürlich nicht mit Händen oder Füßen essen, sondern sie zum Aufsammeln ihre lange klebrige Zunge benutzen, um sich das Futter ins Maul zu schaufeln.
Nach dem Fressen auf die Weide
Doch warum haben alle Tiere überhaupt so komische Marken im Ohr, wundern sich die Kinder. „Die Ohrmarken sind der Personalausweis der Tiere, jede Nummer wird nur einmal im Leben vergeben, und anhand dieser Nummer kann man dann sehen, was für ein Tier das ist, wann es geboren ist, wo es lebt und ob es männlich oder weiblich ist“, erklärt Jürgen Drewes den Kleinen.
Nachdem sich die Tiere ordentlich gestärkt haben, geht es auch gleich auf die Weide. Dafür müssen die Kita-Kinder erst einmal einen gehörigen Sicherheitsabstand einhalten. Sie machen große Augen, als eine Kuh nach der anderen aus dem Stall trottet. Die eine oder andere kommt auch neugierig an die Kindergartenkinder heran, die aufgeregt die Hand nach den Vierbeinern ausstrecken. Dabei sollen sie auf jeden Fall leise und ruhig bleiben, damit sich die Kühe nicht erschrecken. „Die haben auch ein bisschen Angst und sind aufgeregt, und die eine oder andere hat doch ein bisschen Schiss gekriegt“, sagt Jürgen Drewes.
Das hochwertige Lebensmittel, das beim Melken hohen Hygienevorschriften unterliegt, wird auf den Höfen in Milchtanks gesammelt. Alle zwei Tage wird die Milch abgeholt, um in einer Molkerei weiterverarbeitet zu werden. „Zu Butter, Joghurt und auch Käse“, hat die sechsjährige Livia bei ihrem Ausflug schon gelernt.
Doch was und wie viel braucht eine Kuh eigentlich, um ordentlich Milch geben zu können, fragt Jürgen Drewes die Kinder. „Da kommt ihr nie drauf. Mindestens fünf Kisten Wasser trinkt eine Kuh am Tag. Das sind 60 Liter“, sagt er. An warmen Tagen trinke eine Kuh sogar bis zu 150 Liter, also eine ganze Badewanne voll Wasser. Außerdem müsse eine Kuh ordentlich fressen – und natürlich müsse sie auch Kälbchen gebären, um überhaupt Milch geben zu können. Die Kuh produziere genug Milch, sodass ihre Kälbchen trotzdem nicht zu kurz kommen. In der Regel werde allerdings nicht mehr per Hand gemolken, sondern mit einer Melkmaschine. „Die eine oder andere Kuh wird noch mal per Hand gemolken, wenn irgendwas mit dem Euter sein sollte“, sagt Drewes. „Jeder Bauer, der Kühe hat, kann auch noch mit der Hand melken.“
Nach einer kurzen Stärkung mit echter und vor allem frischer Milch, die erst vor wenigen Stunden aus der Kuh kam und vielen sichtlich gut schmeckte, dürfen die Kinder dann auch einmal selbst Hand anlegen. Die fünfjährige Laurien traut sich gleich als erstes Mädchen an die große Kuh heran. Nach einer liebevollen Begrüßung der Kuh Resi, die laut Jürgen Drewes Pflicht sei, um sich erst einmal dem Tier vorsichtig zu nähern, greift Laurien auch gleich nach kurzer Erklärung nach einer Zitze am Euter. Als dann auch gleich ein kräftiger Milchstrahl heraus kommt, ist selbst Bauer Jürgen Drewes beeindruckt von ihrem ersten Versuch. Und Laurien findet, dass sich das Euter auch ziemlich gut anfühlt.
Nach einer kurzen Streicheleinheit der Hofkatze dürfen die Kinder noch einen Blick in den Stall werfen, wo die Kühe maschinell gemolken werden. Die fünfjährige Pariya will auch gleich einmal Kuh spielen und steigt die gleichen Treppen zur Melkstation hinauf, wie es sonst nur die großen Wiederkäuer machen. Schüchtern holt sie dann noch ein paar Leckerlies aus einem Trog und zeigt sie ihren Kameraden.
Diese grüne Lernstunde wird vom Flor-atrium des Vereins der Gartenfreunde organisiert, um den Kindern sowie den Familien die Natur näherzubringen und ihnen zu zeigen, wo ihre Lebensmittel herkommen. „Milch kennen viele. Aber auf dem Hof der Familie Drewes können die Kinder sehen, dass die Kühe nicht lila sind, sondern schwarz-weiß, grau oder braun “, sagt Heike Schneider vom Floratrium. Außerdem seien die Stadtränder laut Schneider durch die landwirtschaftlichen Betriebe stark geprägt. „Die Wiese und die Weide, wo wir vielleicht am Wochenende einen Ausflug hin machen, die sind nicht einfach naturgegeben, sondern sie hängen auch immer ganz eng zusammen mit dem, was ein Landwirt hier bewirtschaftet“, sagt Heike Schneider. Ein solcher landwirtschaftlicher Betrieb, der direkte Kontakt zu den Tieren und das Melken seien etwas ganz Tolles. „Das macht es noch einmal ganz erlebbar und fühlbar, es ist einfach ein sinnlicher Zugang. Dieser Eindruck wird immer bleiben, dass man in seinem Leben schon einmal eine Kuh gemolken hat“, sagt Heike Schneider.
Wer nun selbst gern einmal sehen möchte wo die Milch herkommt, wendet sich an das Flor-Atrium unter Telefon 505503 oder bremen@gartenfreunde.de.
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