
Das große Gemälde mit den keltischen Motiven hängt hinter der Bühne, und an der Theke wird Guinness ausgeschenkt: Im Huder Kulturhof dreht sich seit Mittwoch alles um die „Celtic Days“. Beim Eröffnungsabend sorgte Harfenvirtuosin Ailie Robertson aus Schottland mit ihrer Musik für den perfekten Übergang in die keltische Welt. Die Klänge ihrer Harfe – ob zart und melancholisch oder rhythmisch und schnell – ließen den Alltag vergessen.
Die junge Musikerin aus Schottland, die vor zwei Jahren schon einmal bei den „Celtic Days“ in Hude zu Gast war, spielte Musikstücke aus Irland und Schottland, darunter Reels, Jigs, Polkas und Airs. Ailie Robertson hatte aber auch eigene Kompositionen im Repertoire. Beispielsweise inspirierte eine Hasenfamilie, die sie bei einer Autofahrt auf den schmalen Straßen der Isle of Skye beinahe überfahren hätte, sie zu einem Stück.
Mit viel Humor machte die sympathische Musikerin dem Publikum auch klar, dass es oft gar nicht so einfach ist, mit einer sperrigen Harfe zu reisen. Das Instrument, das von einem Harfenmacher im kanadischen Winnipeg eigens für sie angefertigt wurde, ging auf seiner ersten Reise von Kanada nach London verloren. Die Musikerin erzählte, dass man ihr am Flughafen Heathrow statt des Instruments einen Rollstuhl übergeben habe: „Das war schlimm für denjenigen, der den Rollstuhl brauchte und dann eine Harfe bekommen hat“, meinte sie. Es sollte noch mehrere Monate dauern, bis Ailie Robertson auf ihrem neuen Instrument spielen konnte – wie sich herausstellte, war die Harfe nach Peking gereist. „My Harp went to Beijing“ hieß der Song, den die Musikerin über das Erlebnis schrieb.
Die Harfenistin hat zahlreiche Preise gewonnen und ist bekannt für ihre „Fusion“ der schottischen und irischen Tradition des Harfespielens mit zeitgenössischen Stilen. Im Kulturhof präsentierte sie auch moderne Stücke. „Die Harfe ist nicht nur ein keltisches Instrument, sondern ein Instrument für jede Art von Musik“, sagte sie. Ailie Robertsons Musik war manchmal zart und traurig, dann wieder temperamentvoll und mitreißend, aber niemals kitschig. In den kommenden Tagen gibt die Harfenistin Einblicke in ihre Art des Musizierens: Am Sonnabend und Sonntag bietet sie bei den „Celtic Days“ den Workshop „Keltische Harfe“ an.
Auch Steve Crawford ist als Dozent dabei. Der Gitarrist und Sänger aus dem schottischen Aberdeen spielte im zweiten Teil des Eröffnungsabends am Mittwoch gemeinsam mit Geigerin Sabrina Palm aus Bonn. Die beiden Musiker hatten internationale Songs im Repertoire, spielten aber auch traditionelle Reels und Strathspey-Tänze aus Schottland. Während Steve Crawford in Schottland mit verschiedenen Bands und Musikern auf der Bühne steht, ist „Fiddlerin“ Sabrina Palm die erste Deutsche, die die Prüfung zur Lehrerin für traditionelle Musik in Dublin bestanden hat. Beide Musiker sind am Wochenende ebenfalls in Workshops aktiv. Sabrina Palm stellt eine Band für junge Musiker zwischen acht und 13 Jahren auf die Beine. Bei Steve Crawford geht es um Song-Arrangements für Sänger, Begleiter und Instrumente.
In einigen Kursen sind nach Angaben von Hermann Konermann von der Regio-VHS Ganderkesee-Hude noch Plätze frei. Kurzentschlossene können mit Pàdruig Morrison Akkordeon spielen oder den Gesang in der irischen Musik einüben. „Und wer eine Highland-Bagpipe zuhause hat, kann auch noch mitmachen“, sagte Konermann. Außerdem sind noch Plätze in Kreativ-Kursen zu vergeben. Interessenten sollten ihre Buchung allerdings bis heute Mittag unter www.regiovhs.de vornehmen.
Da die „Celtic Days“ in diesem Jahr zum zehnten Mal gefeiert werden, erinnerte Martin von Maydell vom Verein „Pro Musica Activa“ an die Anfänge. Die Idee für die Vereinsgründung hatte er selbst, der Vorschlag für ein keltisches Festival kam von Alfred Janßen. 2005 habe es im Kulturhof dann die ersten „Celtic Days“ mit einem Konzert, einer Lesung, einem Whisky-Tasting und drei Workshops gegeben. Heute gehören außer zahlreichen Workshops, drei Lesungen und einem Tanzabend auch drei Doppelkonzerte zum Programm.
Die Karten für die Konzerte am heutigen Freitag und morgigen Sonnabend sind allerdings bereits weg: „Zum ersten Mal in der Geschichte des Festivals sind die Konzerte im Vorverkauf ausverkauft“, sagte von Maydell. Für einige Veranstaltungen gibt es aber noch Tickets an der Kasse. Der Tanzabend „Ceilidh“ beginnt am heutigen Freitag um 20 Uhr im Haus am Bahnhof. Gespenstergeschichten erzählt Martin von Maydell um 23 Uhr im Kreativzentrum. Ralf Sotschek liest über „Mein Irland“ morgen, Sonnabend, um 17 Uhr in der Oldenburgischen Landesbank. Und ein Familienfest mit Highland-Games und Musik läuft am Sonntag, 17. April, von 14 Uhr an rund um den Kulturhof.
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