
Es war diese eine Entscheidung Zentimeter vor dem Anschlag, die Brustschwimmer Marco Koch seinen ersten großen Titel sicherte. Nicht strecken und gleiten, wenn der Anschlag nicht passt, sondern schnell und kurz mit einem weiteren Zug zur Wand gehen. „Da haben wir die letzten Wochen immer wieder daran gearbeitet“, erzählt Marco Koch am Tag nach seinem Gold-Rennen. „Das hat mein Trainer mir vor jedem Rennen eingebläut und mich damit super abgenervt“, sagt der frisch gebackene Europameister über 200 Meter Brust. Nun müsse er sich wohl dafür bedanken. Immerhin habe er seinem Coach Alexander Kreisel „beigebracht“ etwas kritischer mit ihm zu sein.
Mit dem ersten EM-Gold für die deutschen Beckenschwimmer trat Koch im Berliner Velodrom den Beweis an, dass er im vergangenen Jahr bei der WM in Barcelona nicht zufällig zu Silber geschwommen war. Ausgerechnet Koch also, der abseits der vom DSV für seine Elite präferierten Bundesstützpunkte in Darmstadt seine Bahnen zieht, scheint nun neben Paul Biedermann derjenige zu sein, auf den der Verband bauen kann, bis der nach der Blamage von London 2012 eingeleitete Neustart die allseits erhoffte Rückkehr in die Weltspitze möglich macht.
Kreisel macht Kochs Erfolge seit den auch für seinen Schützling enttäuschenden Spielen vor allem abseits des Beckens fest. So wurde bei dem 24-Jährigen im September neben anderen Unverträglichkeiten eine Glutenallergie festgestellt. Seither verzichtet er „auf all das, was ich immer gern gegessen habe“, sagt Koch, auf Gluten und tierische Produkte „außer Fleisch“, so dass optimalerweise die Kohlenhydrate nicht mehr in Fett, sondern in Energie umgewandelt werden.
Wenige Woche nach der Umstellung habe er sich besser gefühlt, konnte besser regenerieren, besser trainieren. „Das war schon sehr beeindruckend“, sagt Koch. Fünf Kilo habe er seither verloren, gleichzeitig Muskelmasse aufgebaut. Morgens statt Brot also Reiswaffeln mit Erdnussbutter. Ab und zu mal eine Banane – fertig ist das Meisterfrühstück.
Was Marco Koch antreibt, ist nicht die Jagd nach Gold und Glorie. „Ich will einfach ständig besser werden. Zeiten sind doch das einzige, was ich selbst beeinflussen kann. Wenn es dann reicht, um Olympiasieger zu werden, umso besser“, sagt Koch, der sein eigentliches EM-Ziel, endlich seinen deutschen Rekord aus Zeiten der Auftrieb verleihenden Anzüge zu knacken, am Donnerstagabend erreicht hat. Gold sei da eine glänzende Zugabe. Eine weitere Medaille könnte am Schlusstag der EM dazukommen, an dem der eigentliche 200-Meter-Mann auch die aussichtsreiche Lagen-Staffel verstärken wird. Marco Koch schwimmt auf einer Welle, die ihn als nächstes zur WM und dann bestenfalls ins olympische Finale tragen soll. Und so sieht er es auch nicht als Nachteil, am Montag direkt zum Kurzbahn-Weltcup nach Doha weiterzufliegen:
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