
Pep Guardiola strahlte und hob den Finger, ganz so, als habe er es ja ohnehin schon vorher gewusst. Kurz nach der Halbzeit war das, und der Anlass der freudigen Erregung des Trainers des FC Bayern war jenes Tor zum 2:1 von Thomas Müller mit dem rechten Fuß in der 52. Minute, durch das der Halbfinaleinzug der Münchner in der Champions League so gut wie besiegelt war.
Auch die Entstehung nach Xabi Alonsos Ecke und der Kopfballvorlage von Javier Martínez auf Müller dürfte Guardiola gefreut haben. Denn bestätigt fühlen durfte sich der Trainer ja nun auch in seiner taktisch geprägten Personalwahl für das Viertelfinal-Rückspiel bei Benfica Lissabon am Mittwochabend. Zwar kam Benfica durch Taliscas Freistoß (76.) noch zum 2:2 (1:1)-Endstand. Dennoch erreichte der FC Bayern nach den vorherigen Toren von Lissabons Raúl Jiménez (27.) und Arturo Vidals Ausgleich (38.) recht souverän die Runde der letzten Vier. Das Hinspiel hatten die Münchner ja 1:0 gewonnen.
Eine Überraschung hatte es dafür bereits vor dem Anpfiff gegeben. Eine ziemlich zaghafte Startformation ohne seinen besten Angreifer Robert Lewandowski bot Guardiola auf. Auch sonst fiel die Aufstellung ungewohnt defensiv aus, mit nur drei klassischen Offensivakteuren: mit Müller als Lewandowski-Ersatz sowie Franck Ribéry und Douglas Costa auf den Flügeln.
Zu gefährlichen Torannäherungen Benficas kam es zunächst gar nicht. Vielleicht auch, weil Trainer Rui Vitória auf seine komplette erste Sturmreihe und einen seiner besten offensiven Mittelfeldspieler, Nicolás Gaitán, verzichten musste. Und vorne fehlte neben dem gesperrten Jonas auch Kostas Mitroglou. Ersatzmann Jiménez und der vorgezogene Mittelfeldspieler Pizzi konnten sich zudem selten in Szene setzen, da die Münchner überwiegend sicher standen und das Spiel durch ihren Ballbesitzstil kontrollierten. Chancen allerdings resultierten auch für sie daraus zunächst nicht.
Eine Partie ohne Höhepunkte bekam das Publikum deshalb vorerst im Estádio da Luz, im Stadion des Lichts, geboten. Das stand in starkem Kontrast zu den Prognosen des Münchner Sportvorstandes. „Dort erwartet uns die Hölle, der Enthusiasmus ist extrem“, hatte Matthias Sammer ja gewarnt. Doch nun schien sich vielmehr die gelassene Einschätzung des Vorstandschefs Karl-Heinz Rummenigge zu bestätigen, es bestünde kein Anlass, „die Hosen voll zu haben“. Das galt umso mehr, da es auch in der Folge die Bayern waren, die den zweiten Vergleich binnen acht Tagen zwischen den beiden mitgliederstärksten Vereinen der Welt prägten.
Dennoch stand es plötzlich 0:1 aus ihrer Sicht, und das nach einem schlichten langen Ball, mit dem Linksverteidiger Eliseu die gesamte Defensive übertölpelte. Jiménez lief zwischen Alaba und Martínez ein und köpfte direkt ins Tor. Irritiert worden war die Abwehr wohl auch von Torwart Manuel Neuer, der herauseilte, aber deutlich zu spät kam. Eine ziemlich verblüffende Führung also nach dem ersten Fehler der Münchner. Und beinahe hätte die zweite Unachtsamkeit kurz darauf gar zum 0:2 geführt, als Alonso und Kimmich eine Hereingabe verpassten, Jiménez‘ Abschluss diesmal aber zu zögerlich geriet.
Doch rasch fingen sich die Bayern wieder, und maßgeblich unterstützend wirkte dabei der Ausgleich nur elf Minuten nach dem Rückstand. Costa spielte auf der rechten Seite Lahm frei, die anschließende Hereingabe konnte Torwart Ederson zwar noch aus dem Strafraum boxen, allerdings genau zu Vidal, der direkt und per Vollspann ins leere Tor einschoss. 3:1 hätte Benfica nun gewinnen müssen, um das Aus noch abzuwenden. Doch zu einer Wende kam es nicht, da die Münchner durch Müllers 2:1 gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit ihre fünfte Halbfinalteilnahme hintereinander klarmachten – trotz ein paar Turbulenzen, die danach noch folgten.
Benfica Lissabon: Ederson - André Almeida, Lindelöf, Jardel, Eliseu (88. Jovic) - Fejsa, Sanches - Salvio (68. Talisca), Pizzi (58. Guedes), Carcela-González - Jiménez
Bayern München: Neuer - Lahm, Kimmich, Javi Martinez, Alaba - Vidal, Alonso (90. Bernat), Thiago - Costa, Müller (84. Lewandowski), Ribéry (90.+2 Götze)
Schiedsrichter: Björn Kuipers (Niederlande)
Zuschauer: 63 235 (ausverkauft)
Tore: 1:0 Jiménez (27.), 1:1 Vidal (38.), 1:2 Müller (52.), 2:2 Talisca (76.)
Gelbe Karten: Carcela-González, Almeida / Martinez
Um eine anregende, sachliche und für alle Parteien angenehme Diskussion auf www.weser-kurier.de sowie auf Facebook zu ermöglichen, haben wir folgende Richtlinien entwickelt, um deren Einhaltung wir Sie bitten möchten.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.