
Als im März 2011 die Erde vor der Küste der japanischen Region Tohoku für etwa 150 Sekunden bebte, hatte dies verheerende Folgen. Aufgrund des Seebebens entstand ein Tsunami, der Küstenorte verwüstete und mehr als 18 000 Menschen das Leben kostete. Ursache des Bebens waren Verschiebungen an den Grenzen großer Erdplatten, aus denen der äußere Teil des Planeten zusammengesetzt ist. Die Auswirkungen des Bebens am Meeresgrund haben Wissenschaftler, darunter Professor Gerold Wefer vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften (MARUM) an der Universität Bremen, bei Expeditionen mit Forschungsschiffen untersucht. In Zukunft werden sie bei solchen Reisen über noch mehr Möglichkeiten verfügen als bislang. Am Montag wird in Wilhelmshaven das neue Forschungsschiff „Sonne“ in Dienst gestellt. Eigner ist die Bundesrepublik Deutschland.
Das auf der Meyer Werft gebaute, 116 Meter lange und knapp 21 Meter breite Schiff verfügt laut Wefer über ein sehr großes Deck, auf dem Container mit Ausrüstungsgegenständen wie etwa Geräten für Bohrungen am Meeresgrund untergebracht werden können. Ein Fächer-Echolot eröffnet die Möglichkeit, den Grund mithilfe von Schallwellen, die reflektiert werden, zu vermessen, das heißt ein genaues Bild von den Strukturen am Meeresboden zu gewinnen. Außerdem können mithilfe eines dicken, zwölf Kilometer langen Drahts selbst in sehr großer Tiefe Proben des abgelagerten Materials, sogenannter Sedimente, genommen werden.
Wie Wefer erklärt, kann die „Sonne“ auf Antrag von Forschern unterschiedlicher Institute genutzt werden. Der Bremer Professor und seine Kollegen möchten mit dem Schiff in das Seegebiet vor Japan reisen, um Erdbeben-Messgeräte zu installieren, den Meeresboden großflächig zu vermessen und Proben von Ablagerungen tief unter dem Meer zu gewinnen. Solche Sedimente sind ein erdgeschichtliches Archiv. Ihre Bestandteile geben unter anderem Aufschluss über Ereignisse wie Vulkanausbrüche oder Erdbeben, die sich vor Tausenden von Jahren ereignet haben. Bei ihren früheren Reisen hatten deutsche und japanische Geowissenschaftler im Bereich des etwa acht Kilometer tiefen Japangrabens festgestellt, dass infolge des Bebens vom März 2011 großflächig Sedimentpakete herausgepresst worden waren. Die Grenze der Eurasischen Platte in dem Gebiet verschob sich in oberflächennahen Bereichen gleich um zwei bis drei Kilometer nach Osten.
Auf den Forschungsreisen der „Sonne“ wird es nicht nur darum gehen, tiefere Einblicke in die Erdgeschichte zu gewinnen. Wissenschaftler werden zum Beispiel auch untersuchen, welche Rolle winzige Organismen im Meeresboden für Stoffkreisläufe spielen, ob und wie sich Meeresströmungen verändern, die Wärmeenergie transportieren und so auch das Klima beeinflussen, und aufgrund welcher Einflüsse Hänge am Meeresgrund ins Rutschen geraten und möglicherweise Tsunamis verursachen könnten. Ein weiteres Thema werden mögliche Rohstoffvorkommen sein. Sogenannte Tiefsee-Lagerstätten gibt es zum Beispiel im Indischen Ozean. Dort hat Deutschland das Recht erhalten, in einem bestimmten Gebiet Vorkommen zu erforschen, so etwa von Metallen wie Kobalt, Indium und Selen, die für die elektronische Industrie von Bedeutung sind.
Eine Besichtigung der „Sonne“ ist in Bremen am kommenden Dienstag von 13 bis 17 und am Mittwoch von 10 bis 15 Uhr möglich. Ort: Getreidehafen, am Getreidespeicher, Besuchereingang neben Pier 2. Nähere Informationen zu dem Besuch des Schiffs in Bremen sind im Internet unter www.marum.de zu finden.
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