
Andere Wissenschaftler haben zeigen können, dass Sport im Alter die Hirndurchblutung und bestimmte Gedächtnisleistungen verbessern kann. Wirkt sich Sport auch auf Alterungsprozesse in Zellen aus?
Antwort: Ja! Einen eindrucksvollen Beleg hierfür liefert eine Studie einer Forschergruppe um den Mediziner Christian Werner vom Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg. Die von der Deutschen Herzstiftung mit einem Preis ausgezeichnete Arbeit zeigt, dass regelmäßiger Ausdauersport wie Joggen den Alterungsprozess von Zellen im Gefäßsystem bremst und vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzschwäche und anderen altersbedingten Leiden schützt. „Joggen und Intervalltraining sind dabei dem Krafttraining anscheinend deutlich überlegen“, erklärt Werner. Mit anderen Worten: Auf Alterungsprozesse hat Krafttraining einen weniger starken Einfluss – auch wenn es ebenso wie die anderen Arten sportlicher Betätigung hilft, die körperliche Fitness zu erhöhen. Werner und seine Kollegen beschreiben ein Messverfahren, um die Wirkung von Trainingsformen auf die Zellalterung genau zu bestimmen.
Der menschliche Körper besteht aus ungefähr 100 Billionen Zellen. Laufend sterben Zellen ab und werden durch neue ersetzt. Die in der Regel 46 faden- oder stäbchenförmigen Chromosomen in den Kernen menschlicher Körperzellen stammen zur Hälfte vom Vater und zur anderen Hälfte von der Mutter und bestehen aus Desoxyribonukleinsäure (DNA). Bestimmte Abschnitte der DNA entsprechen bestimmten Genen, die Anweisungen für den Bau von Eiweißstoffen, das heißt Proteinen, liefern. Proteine sind Grundbausteine von Zellen; von ihnen hängt das Wesen der jeweiligen Zelle ab. Unterschiedliche Arten von Zellen haben eine unterschiedliche Lebensdauer. Die Zellen der Haut zum Beispiel werden bereits nach wenigen Wochen erneuert, Leberzellen oft nach vielen Monaten und Knochenzellen nach Jahrzehnten. Bis vor einigen Jahren waren Wissenschaftler der Ansicht, dass sich Herzmuskelzellen bei Säugetieren schon bald nach der Geburt nicht mehr erneuern, sich also nicht mehr teilen können. Inzwischen ist bekannt, dass immerhin ein kleiner Teil der Herzmuskelzellen ausgetauscht wird.
Hinweise auf das biologische Alter liefern die als Telomere bezeichneten Enden der Chromosomen in den Zellkernen. Sie werden mit jeder Zellteilung ein Stück verkürzt. Ist ein kritischer Wert erreicht, kann sich die Zelle nicht mehr teilen. Ein Molekularbiologe hat die große Bedeutung der Telomere einmal mit dem Hinweis veranschaulicht, dass sie sich mit den Plastikkappen von Schnürsenkeln vergleichen ließen. Ohne diese Kappen fransten die Enden aus, und schließlich könne der ganze Schnürsenkel seine Funktion nicht mehr erfüllen. Die ungeschützten Enden der Chromosomen senden dann Signale aus, die dazu führen, dass die Zelle sich nicht mehr teilt, ein Zustand, den Fachleute als Seneszenz bezeichnen. Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der seneszenten Zellen im Organismus.
Ausdauertraining wirkt sich nach Angaben der Deutschen Herzstiftung günstig auf Proteine in Blutzellen aus, die zur Erhaltung der Telomere beitragen. Unter seinem Einfluss werde ein Enzym namens Telomerase aktiviert, das eine Verkürzung der Telomere verhindere oder sogar eine Verlängerung bewirke. Enzyme sind Eiweißstoffe, die biochemische Reaktionen in Gang setzen. Die Telomeraseaktivität ist laut Deutscher Herzstiftung messbar. Sie lasse sich folglich als Biomarker nutzen, als Anhaltspunkt für biologische Vorgänge. Bei moderatem Ausdauertraining und intensivem Intervalltraining habe sie sich erhöht, nicht aber bei intensivem Krafttraining.
Für die Studie hatten 89 normalerweise nicht sportlich aktive Erwachsene über einen Zeitraum von sechs Monaten dreimal wöchentlich jeweils 45 Minuten trainiert. Eine Gruppe absolvierte ein Ausdauertraining, das aus 45 Minuten Joggen bestand, eine zweite ein Intervalltraining, bei dem sich Phasen des Rennens und der Erholung abwechselten. Zum Krafttraining gehörten verschiedene Übungen an Geräten. Krafttraining, so betonen die Forscher, sollte als Ergänzung des Ausdauertrainings betrachtet werden, nicht aber als Ersatz.
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