
Einen ähnlichen Effekt haben Wissenschaftler bei Hummeln beobachtet: Mit Zuckersaft verwöhnte Tiere verhalten sich optimistischer. Mit etwas Süßem im Bauch widmeten sie sich entschlossener einer Futterquelle, deren Nutzen ungewiss sei, erklärt eine Forschergruppe um Clint Perry von der University of London im Fachjournal „Science“. Aus ihren Beobachtungen ziehen die Wissenschaftler den Schluss, dass es verschiedene gefühlsähnliche Zustände möglicherweise auch bei Insekten gibt. Hinweise auf negative Emotionen hatten zuvor bereits andere Untersuchungen geliefert.
Die Gruppe um Perry hatte Dunkle Erdhummeln (Bombus terrestris) zunächst trainiert, in einer Box zu einem Zylinder mit 30-prozentiger Zuckerlösung zu fliegen und einen farblich anders markierten und an anderer Stelle platzierten Zylinder mit reinem Wasser zu meiden. Nach dem Training wurden die mittleren Flugzeiten vom Start in die Box bis zum Erreichen des Zylinders erfasst. Anschließend wurden die Hummeln in einem Kasten einem Zylinder ausgesetzt, dessen Lage und Farbmarkierung widersprüchliche Informationen lieferten. Den Tieren war nicht mehr auf Anhieb klar, ob sie dort Wasser oder eine Zuckerlösung erwartete. Vor dem Start in die Box bekam die Hälfte der Hummeln ein Tröpfchen einer 60-prozentigen Lösung, also einer Lösung mit doppelt so hohem Zuckergehalt wie zuvor.
Nach den Angaben der Forscher entschlossen sich die mit Süßem verwöhnten Tiere rascher, den Zylinder mit seinen widersprüchlichen Signalen anzusteuern – gewissermaßen nach dem Motto: „Ich versuche mein Glück, wird schon Zuckerlösung sein“. Ähnlich wie glückliche Menschen hätten die Tiere offenbar zu einer optimistischeren Weltsicht geneigt, erklärt die Gruppe um Perry.
In einem zweiten Versuch simulierten die Wissenschaftler vor dem Flug in die Box jeweils Angriffe eines Fressfeindes. Die Tiere wurden in einer Art Falle festgehalten und einige Sekunden lang leicht gedrückt. Hummeln, die zuvor mit 60-prozentiger Zuckerlösung beglückt worden waren, brauchten weniger Zeit, um sich von dem Schreck zu erholen. Sie nahmen ihre Futtersuche schneller wieder auf. Auch hier ziehen die Forscher einen Vergleich zum Menschen. Von Neugeborenen sei bekannt, dass sie bei einem schmerzhaften Reiz – etwa durch eine Spritze – das Gesicht weniger stark verzögen und weniger schrien, wenn sie zuvor Zuckerlösung bekommen hätten. Als Ursache der schmerzlindernden Wirkung wird die Ausschüttung von Stoffen wie Dopamin im Körper vermutet.
Um festzustellen, ob diese Vermutung zutrifft, verabreichten die Wissenschaftler Hummeln bei weiteren Testreihen einen Dopamin-Hemmer (Fluphenazin). Wie sich herausstellte, brauchten nun auch die verwöhnten Hummeln länger, bis sie sich nach dem Schreck einer Attacke wieder berappelt hatten. Dopamin ist ein Botenstoff des Nervensystems, der antriebssteigernd und motivierend wirkt. Umgangssprachlich wird er oft als Glückshormon bezeichnet. Ein unanfechtbarer Beleg für Emotionen bei Insekten seien die Ergebnisse der Forschergruppe um Perry nicht, betonen die Wissenschaftler Michael Mendl und Elizabeth Paul von der University of Bristol in einem Kommentar zu der Studie. Verhalten könne wirken, als sei es emotional gesteuert, obwohl es dies in Wahrheit nicht sei. Allein die Möglichkeit aber, dass auch Insekten eine Art Bewusstsein besäßen, biete Stoff für neue Theorien und lebhafte Diskussionen, erklären die Experten.
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