
Der Neandertaler (Homo neanderthalensis) war ein Verwandter des anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens). Nach den Erkenntnissen von Wissenschaftlern lebten beide zeitweise nebeneinander in Europa und vermischten sich sogar. Gemeinsamkeiten bei der Fertigung von Werkzeugen oder Waffen deuten zudem auf einen kulturellen Austausch hin.
Forscher haben in den vergangenen Jahren nachgewiesen, dass das Erbgut heutiger Menschen Gene enthält, die auf Neandertaler zurückzuführen sind. Ende vergangenen Jahres wurde eine Studie veröffentlicht, nach der ein Anteil von etwa 1,5 bis 2,1 Prozent am Erbgut von Menschen, die heute außerhalb Afrikas leben, vom Neandertaler stammt. Die Deutsche Presse-Agentur berichtete gestern von einer neuen Studie, die zu dem Schluss kommt, dass von Neandertalern stammende Gene einen starken Einfluss auf den Fettstoffwechsel von Europäern haben.
Seinen Namen verdankt der Neandertaler einem Tal in der Nähe von Düsseldorf. Im Sommer 1856 hatten Steinbrucharbeiter dort in einer Grotte Reste von Neandertalerknochen entdeckt. Seither sind in Europa und Asien Hunderte Neandertalerskelette gefunden worden. Sie zeugen davon, dass Neandertaler im Durchschnitt ungefähr 1,60 Meter groß wurden und etwa so viel wogen wie heutige Europäer. Vom anatomisch modernen Menschen unterschieden sie sich unter anderem aufgrund ihres deutlich breiteren Beckens und ihrer kräftigeren Beine.
Warum aber sind sie ausgestorben? Eine in den vergangenen Jahren viel diskutierte These besagt, dass Unterschiede bei der Ernährung ausschlaggebend gewesen sein könnten. Dem Neandertaler wurde nachgesagt, dass er sich fast ausschließlich von Fleisch ernährt und nur große pflanzenfressende Säugetiere wie Pferde oder Mammuts gegessen habe. Dadurch, so hieß es, sei es schwierig gewesen, sich an wechselnde Lebensbedingungen anzupassen.
Den jüngsten Hinweis darauf, dass es bei der Ernährung anders als lange angenommen keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Neandertalern und den anatomisch modernen Menschen ihrer Zeit gab, hat eine Forschergruppe um Professor Hervé Bocherens von der Universität Tübingen kürzlich im „Journal of Human Evolution“ geliefert. Aus bestimmten Stoffen in den Knochen anatomisch moderner Menschen hatten andere Wissenschaftler geschlossen, dass diese auch Fisch gegessen hätten, während die Neandertaler auf das Fleisch von Tieren wie Bisons oder Mammuts angewiesen gewesen seien. Tatsächlich aber, so die Gruppe um Bocherens, zeugten die Stoffe in den Knochen aus Frankreich nicht von einer anderen Ernährung, sondern lediglich von veränderten Umweltbedingungen. Hinter die These vom eingeschränkten Nahrungsspektrum als Grund fürs Aussterben der Neandertaler müsse deshalb ein noch größeres Fragezeichen gesetzt werden als zuvor.
Bereits im vergangenen Jahr hatten Forscher um Bocherens zeigen können, dass Neandertaler nicht nur das Fleisch großer Landtiere, sondern auch Fisch gegessen hatten. Die Wissenschaftler hatten Tierknochen und andere Überreste untersucht, die in einer Höhle im Kaukasusgebirge entdeckt worden waren. In der Zeit vor etwa 48 000 bis 42 000 Jahren waren dort Gräten von großen Lachsen angehäuft worden. Andere Experten hatten zuvor bei der Untersuchung der Spuren von Nahrungsresten an fossilen Zähnen festgestellt, dass Neandertaler Pflanzen und Früchte gegessen und außerdem das Feuer genutzt hatten, um sie zuzubereiten. Zu ihrer Nahrung gehörten demnach unter anderem Wildgräser, Datteln, Wurzeln und Knollen.
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