
Die Bremer Gruppe „Grenzgänger“ hat sich auf die musikalischen Aspekte konzentriert und dafür intensiv im Deutschen Volksliedarchiv in Freiburg geforscht. Das Ergebnis liegt nun mit der CD „Maikäfer flieg!“ vor. Die Gruppe um den Gitarristen, Sänger und Komponisten Michael Zachcial erforscht seit Jahren die Geschichte des politischen Liedes, hat mit Preisen ausgezeichnete Alben zu den Liedern der deutschen Auswanderer („Die Schiffe nach Amerika“) oder zur Märzrevolution („März 1920“) vorgelegt. „Maikäfer flieg!“ reiht sich dort ein. Unter den Liedern des neuen Albums finden sich vor allen Dingen welche, die den Krieg verherrlichen, zum Durchhalten auffordern, sogar zum Hass auf den Gegner aufrufen. Zu Letzteren gehört „Hindenburg der Russenschreck“, das aus einem Schulliederbuch aus dem Jahr 1914 stammt und zu dem auch eine Tanzanleitung für einen Reigentanz für Kinder existiert. Auch die berühmte „Lili Marleen“ haben die Grenzgänger in ihr Album aufgenommen, allerdings in einer frühen Fassung, die Hans Leip schon 1915 notiert hat und die um einiges anders klingt, als die heute noch bekannte Fassung. An das Ende der CD haben Zachcial & Co dann als Kontrapunkt ausgesprochene Antikriegslieder gestellt wie Tucholskys „Der Graben“ und Brechts „Legende vom toten Soldaten“. Nicht zu allen Liedern fanden sich auch noch die entsprechenden Melodien, und dann haben Grenzgänger kurzerhand eigene geschrieben oder in anderen Fällen die vorhandenen bearbeitet. Musikalisch geht die Gruppe – im Kern ein Quartett, zu dem sich hier und da noch weitere Musiker gesellen – betont flott zur Sache, vermittelt damit auch etwas von der Kriegsbegeisterung, die vor 100 Jahren in Deutschland herrschte, ohne diese zu teilen. Umso nachdenklicher und bedrohlicher werden Gesang und Begleitung bei den späteren Liedern, als es ans und ums Sterben geht. Ein sehr eindrucksvolles Album mit bewegenden Momenten. Wie üblich bei den Grenzgängern, gehört zur CD ein ausführliches Booklet mit den Liedtexten, genauen Angaben zu ihnen und erhellenden Hintergründen. „Maikäfer flieg!“, mit dem die CD beginnt, wird übrigens nicht gesungen sondern rein instrumental gespielt.
Grenzgänger, Maikäfer flieg!, 16 Tracks, 58 Minuten, Musik von Welt
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