
Wer sich zum Start der Fußball-Europameisterschaft einen neuen Fernseher zulegen möchte, sollte genau hinsehen: Längst nicht alle derzeit angebotenen Geräte haben die neue DVB-T2-Empfangstechnik integriert.
In zehn Tagen beginnt die Fußball-Europameisterschaft, und dies ist oft die Zeit, in der Elektronikmärkte mit Sonderangeboten für Fernseher locken. Für richtige Fans dürfte die Vorstellung, das Rudelgucken bei Bratwurst und Kaltgetränken vor einem niegelnagel neuen Gerät abzuhalten, ja auch sehr vielversprechend sein. Doch all jene, die ihr Bild über eine Antenne empfangen, sollten jetzt bei einem Kauf genau hinsehen.
Denn wie ein stichprobenhafter Test dieser Redaktion in Bremer Geschäften ergab, haben viele Fernseher, die momentan feilgeboten werden, die neue DVB-T2 HD-Technik noch nicht integriert. Unter der Angabe, einen Fernseher verschenken zu wollen, haben wir uns in großen und kleinen Läden in Bremen beraten lassen. Nicht immer hat uns dabei der Verkäufer ohne Nachfrage auf die Umstellung hingewiesen.
Bei unserem Test ging es zunächst zu Saturn in der Innenstadt. Ein sehr freundlicher Mitarbeiter fragt, wie er helfen kann. Unsere Geschichte: Der Freund sei Fußballfan, zum Geburtstag soll es wegen der EM einen TV geben. Der Mann führt die Kundin zu einem Gerät von Sony für 889 Euro. Er lobt die hohe Bildfrequenz und Auflösung von 4K, was ungefähr vier Mal so hoch ist wie bei einem hochauflösenden Bild. Danach zeigt er der Kundin noch ein etwas günstigeres Modell. „Das ist gerade im Angebot, für 599 Euro.“ Nach der Empfangsart (Kabel, Satellit, Antenne oder Internet) fragt er nicht.
Standard erst 2015 beschlossen
Nach etwa zehn Minuten spricht die Kundin die Umstellung an. Der Mitarbeiter weiß darüber Bescheid. Er sagt, dass das ja noch etwas hin sei. Erst dann gesteht er, wieder auf Nachfrage, dass die beiden vorgeschlagenen Fernseher nicht DVB-T2-fähig sind. Im Computer schaut er nach einem passenden Gerät. Der Verkäufer schlägt einen Fernseher der Marke Samsung für 1099 Euro vor, der durchaus überzeugt. Allerdings: Hätte die Kundin nicht danach gefragt, wäre sie vielleicht mit einem Fernseher nach Hause gegangen, den sie in einem Jahr mit einem externen Empfangsgerät (Set-Top-Box) hätte aufrüsten müssen. Diese kosten 70 bis 100 Euro.
Beim Thema DVB-T2 scheint noch vieles im Argen zu liegen. Der Saturn-Mitarbeiter berichtet, dass es momentan nur wenige Fernseher mit der neuen Technik gebe. „Die Hersteller konnten gar nicht so schnell umrüsten“, sagt er. Erst im vergangenen Jahr habe man sich in Deutschland auf den DVB-T2-HD-Standard geeinigt. Die Entwicklung von TV-Geräten dauere üblicherweise zwei Jahre. Auch von den so genannten Set-Top-Boxen gebe es momentan nur drei Versionen. Ebenso unklar sei noch, welcher Fernseher zum Empfang von DVB-T2 HD in der Lage sei. „Bei einigen ist es zwar nicht ausgewiesen, aber anhand ihrer technischen Daten müssten sie es können“, meint der Verkäufer. „Wir werden es erst in ein paar Tagen wissen, wenn die Testphase begonnen hat.“
Probleme bei einigen Geräten
Von einer externen Box wird im Fachgeschäft Peter Horn abgeraten. „Dann muss man immer mit zwei Fernbedienungen rumhantieren“, sagt ein Verkäufer. Dort wird der Kundin die Angst genommen, einen Fernseher zu kaufen, der nicht mehr auf dem neuesten technischen Stand ist. Die neueren Geräte hätten alle DVB-T2-HD-Empfang, heißt es.
Dass dies zumindest bei Modellen bis 1200 Euro nicht der Fall ist, zeigt sich im Geschäft HifiCity in der Martinistraße. Dort hat der Verkäufer sofort nach der Empfangsart gefragt und beim Stichwort „Antenne“ auf die Problematik der Umstellung hingewiesen. Wer sich nun einen Fernseher mit DVB-T2 HD kaufe, aber nicht in der Testregion wohne, müsse zusätzlich einen Receiver aufstellen, um weiter das alte DVB-T zu nutzen.
Als der Verkäufer ein Panasonic-Gerät empfehlen will, stellt er beim Blick in die technischen Daten ungläubig fest, dass dieses nur DVB-T besitzt. „Kann das sein?“, fragt er einen Kollegen. Der Kollege nickt – und weiß noch Kurioseres zu berichten: Weil Deutschland bei DVB-T2 einen neueren Standard verwendet als andere Länder (das „High Efficiency Video Coding“, kurz: HEVC), funktionieren Geräte aus dem Ausland hierzulande nicht.
Der Verkäufer im HifiCity rät dann das, was, wie er sagt, eigentlich für ihn als Unternehmer absolut unlogisch ist: „Benutzen Sie ihren Fernseher noch eine Weile, wenn er noch funktioniert, und warten Sie ein paar Monate.“ Jetzt einen Fernseher zu kaufen, der nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik ist, sei einfach nicht zu empfehlen.
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