
Ob Arbeitstier oder bester Freund - Mensch und Pferd haben seit Jahrhunderten ein ganz besonderes Verhältnis. Das macht sich auch die Heilkunde zunutze: Therapeutisches Reiten kann helfen, Ängste abzubauen oder orthopädische Beschwerden zu lindern. Zwei wesentliche Fachbereiche sind die Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd und die Hippotherapie.
Vor allem die Heilpädagogische Förderung baut auf die emotionale Beziehung zwischen Mensch und Tier. Davon profitieren Kinder mit Entwicklungsverzögerungen, geistiger Behinderung, Verhaltensbesonderheiten, Konzentrationsstörungen oder Problemen mit ihren Gefühlen. «Menschen, die im emotionalen oder sozialen Bereich Schwierigkeiten haben, haben oft auch Schwierigkeiten mit Menschen und sind in einer gewissen aggressiven Grundstimmung», erläutert Jessie Laubenheimer vom Reittherapiezentrum Berlin-Wannsee. «Das Pferd eröffnet hier einen anderen Zugang. Als etwas Neues verunsichert es zunächst und macht damit offen für neue Verhaltensweisen.»
Insbesondere Pädagogen oder Psychologen mit einer Zusatzausbildung bieten heilpädagogisches Reiten an, häufig in Reitvereinen, Heimen, Schulen oder stationären Einrichtungen. Je nach Indikation findet es einzeln oder in der Gruppe statt.
Eine andere Richtung des therapeutischen Reitens ist die Hippotherapie, eine ärztlich verordnete Fachbehandlung. Sie wird vorrangig von Physiotherapeuten mit Zusatzausbildung angeboten, und zwar immer für einen Patienten allein. «Eine Hippotherapie ist vor allem bei neurologischen oder orthopädischen Beschwerden angezeigt», erklärt Christine Heipertz-Hengst vom Institut für angewandte Sportwissenschaften im hessischen Kelkeim. Dazu zählen beispielsweise Multiple Sklerose, Lähmungen, Haltungsschäden oder viele Formen von Wirbelsäulenerkrankungen.
Bei der Hippotherapie wird der Patient durch das Pferd in der Gangart Schritt bewegt. «Dabei übertragen sich die ganz spezifischen dreidimensionalen Schwingungen des Pferderückens auf den Patienten, der wiederum im Rahmen seiner motorischen Fähigkeiten auf die Impulse reagiert», sagt Heipertz-Hengst. Auf diese Weise können Muskelfunktionen oder Bewegungsabläufe wie das Gehen erhalten, verbessert oder sogar wiedererlernt werden.
Eine geschützte Berufsbezeichnung gibt es im Bereich Reittherapie aber genauso wenig wie einheitliche anerkannte Ausbildungskriterien. Eine gewisse Kontrolle ist jedoch durch den behandelnden Arzt gegeben: Er begleitet die Therapie und muss immer wieder hinterfragen, ob und wie erfolgreich sie ist.
In der Regel arbeitet ein Therapeut immer mit einem speziellen Pferd zusammen. Kommt ein Patient in ein Reitzentrum, wird der für ihn zuständige Therapeut zunächst nach sachlich-fachlichen Kriterien ausgewählt. Er bringt dann sein Pferd mit. Im Idealfall bilden die drei über den ganzen Zeitraum der Behandlung hinweg eine feste Einheit. Sie ist meist auf ein Jahr angelegt.
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen weder Hippotherapie noch die Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd. Nach Angaben von Ina El Kobbia, Geschäftsführerin des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten in Warendorf in Nordrhein-Westfalen, sind die Sätze für die Heilpädagogische Förderung mit rund 10 Euro pro Einheit mit denen für normalen Reitunterricht vergleichbar. «Hippotherapie ist mit 25 bis 45 Euro für eine halbe Stunde erheblich teurer. Das liegt auch daran, dass mit einem Pferdeführer eine Person mehr an der Behandlung beteiligt ist.» Einige private Krankenkassen tragen die Kosten im Rahmen von Einzelfallentscheidungen.
Institut für angewandte Sportwissenschaften
Deutsches Kuratorium für Therapeutisches Reiten
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