
„. . . und ich denke bei mir: wunderschön ist die Welt!“ So der erste Song, einschmeichelnd sanft und gänzlich ohne das Knarzen des Louis-Armstrong-Originals, mit dem die vier leutselig lächelnden Herren von Adoro dem Publikum in Halle 7 unmissverständlich klarmachen: Ab sofort sind nur noch Wohlklang und Wohlbehagen angesagt. Und natürlich gaaanz viel Gefühl.
Die butterweich vibrierenden Stimmen der ausgebildeten Opernsänger sind frei von Schärfe und – ungeachtet unterschiedlicher Stimmlagen – in den Timbres nahezu identisch. Gleiches gilt für die gecoverten Titel, egal, welchem Genre sie entstammen.
Für die breit fließenden Harmonien sorgen Orchester (Frauenquote volle 100 Prozent!) und Band (meist männlich). Gesungen wird, für jeden verständlich, durchweg auf Deutsch; die Tempi bewegen sich nahezu ausnahmslos im Bereich Ruhepulsfrequenz; dynamisches Anschwellen zumindest gegen Ende eines jeden Liedes, begleitet von einer Modulation, die sich einen halben oder ganzen Ton höher schraubt und von aufbrandenden Trommelwirbeln unterlegt ist, generiert ein Maximum an Emotionalität.
Dazu bewegen sich die Sänger stets gemessenen Schrittes hektikfrei auf der Showtreppe. Die Lichtprojektion auf der Bühnenrückwand, die sich wie zwei riesige Flügel aufzutun scheint, tut ein Übriges, um die stimmungsvolle Atmosphäre mit wabernden Farbenspielen oder romantischen Bildern zu untermalen.
Nichts geht mit dem Kopf durch die Wand, wie es in „Applaus, Applaus“ treffend heißt. Oder: „Das Leben ist gar nicht so schwer“ – weil ich dich liebe! So lauten die ebenso simplen wie eingängigen Botschaften des Konzertabends, der nach Angabe der Sänger ohne schmachtende Liebeslieder schlichtweg undenkbar wäre. Dabei darf es durchaus auch mal um Beziehungskistenprobleme gehen, etwa beim Naidoo-Song „Wo willst du hin“, zu dessen hitziger Auseinandersetzung gewaltige Flammenstöße am Bühnenrand auflodern. Weitaus angenehmer lässt es sich fernab rauer Realität sehnsuchtsvoll träumen vom „Haus am See“ – mit zwanzig Kindern und einer schönen Frau, gerne auch gleich mit hundert Enkeln („. . . kann ich kaum erwarten!“). Oder man swingt in angedeuteter französischer Chansonmanier mit Hut, Fingerschnipsen und einigen eleganten Tanzschritten zur deutschen Fassung von „La Mer“.
Dass man schlechterdings nicht alleine küssen kann, hat schon Max Raabe konstatiert; der reichlich weich gespülten Version von Adoro fehlt dann aber doch etliches von der Finesse des Originals. Das trifft auch auf das Solo von Pianistin Ming zu, die mit Gershwins „Rhapsodie in Blue“ einen Hauch von Jazz beisteuert. Weitaus gefälliger sind die romantischen bis balladesk-melodramatischen Titel, wenngleich es beim Reim manchmal leicht hapert; etwa bei Chaplins „Smile“-Eindeutschung: „Zeig ein Lächeln, sollte dein Herz auch . . .“ – nein, nicht brecheln, sondern „. . . brechen“; das ist ein Versprecheln, pardon: Versprechen.
Versteht sich beinahe von selbst, dass das Tour-Motto „Nah bei dir“ – das noch Anklänge an „Close to you“ von den Carpenters erahnen lässt – auch tatkräftig umgesetzt wird, indem Assaf, Jandy, Nico und Peter strahlend und händeschüttelnd zwecks Fan-Pflege singend durchs Parkett flanieren oder fürs Handyfoto posieren. Zum hymnischen Akkord-Tsunami mutiert die Udo-Jürgens-Hommage „Ich glaube“; daneben muss noch kurz die Welt gerettet werden, während beim emphatisch geschmetterten „Atemlos“ glitzernder Flitterregen von der Hallendecke schwebt. Und als es final „Über sieben Brücken“ geht, reißt es die lauthals mitsingenden Zuhörer samt und sonders von den Sitzen.
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