
Mit rund 6000 Kunden und knapp 5000 Mitarbeitern weltweit gehört die Allgeier SE zu Deutschlands größten IT-Dienstleistern. Auch von Bremen aus wird Software entwickelt: Die Konzern-Tochter Allgeier IT Solutions wurde kürzlich als bestes Systemhaus ausgezeichnet. Maren Beneke sprach mit Geschäftsführer Hubert Rohrer.
Ihr Unternehmen gibt es seit mittlerweile 35 Jahren. Wenn man die digitalen Entwicklungen in diesem Zeitraum betrachtet, muss sich in Ihrem Leistungsspektrum unglaublich viel getan haben, oder?
Hubert Rohrer:
Das stimmt. Allgeier ist zwar als Hardware-Vertriebsunternehmen gestartet, hat sich aber zu einem frühen Zeitpunkt hin zu einem Unternehmen im Bereich der Softwareentwicklung gewandelt. Wir haben es immer geschafft, uns rechtzeitig den Entwicklungen der Markttrends anzupassen: Das Unternehmen ist frühzeitig in die Standardsoftwareentwicklung gegangen, hat Branchensoftware vor allem für den Mittelstand entwickelt. In den 1980er und 1990er Jahren kam dann die Internationalisierung und 2000 schließlich der Börsengang.
Der ja bekanntlich nach hinten losgegangen ist.
Aus heutiger Sicht nicht: Zum damaligen Zeitpunkt waren wir ein kleines Zehn-Millionen-Euro-Unternehmen, heute sind wir ein 500-Millionen-Euro-Unternehmen. Für Allgeier war der Börsengang der Startpunkt, um mit dem Kapital aus der damaligen Zeit für den Aufbau der heutigen international agierenden Gruppe zu sorgen.
Heute zählen etwa die Hälfte der deutschen Top-100-Unternehmen zu Ihren Kunden. Gleichzeitig ist die Entwicklung von Software für mittelständische Kunden ein Schwerpunkt Ihrer Arbeit. Wie schafft man es, gleichzeitig ein Dax-Unternehmen und etwa einen vergleichsweise kleinen Betrieb aus der Holzbranche zufriedenzustellen?
Indem man serviceorientiert denkt und verstanden hat, dass IT ein Business unter Menschen ist. Wir haben immer eine hohe Nähe zum Kunden gehabt. Es gab etwa von Anfang an Kunden aus dem Mittelstand – vor allem aus dem Bereich Baustoffe –, die auch heute noch da sind. Einer unserer Schwerpunkte ist nun einmal die IT-Dienstleistung, wodurch wir permanent in Kontakt zum Kunden sind. Auf diese Weise werden wir gezwungen, unser Portfolio sehr aktuell zu halten.
Daher auch die kürzliche Auszeichnung zum besten deutschen Systemhaus?
Das hat mit Sicherheit vielerlei Gründe. Wir machen sehr viel Kundenservice selbst und sourcen nicht aus. Und wir haben eigene Rechenzentren in Frankfurt und Langenfeld. Außerdem sitzt in München ein Helpdesk, der an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr die Kunden betreut.
Welch unterschiedliche Anforderungen haben denn kleinere Unternehmen im Vergleich zu den großen im Service an Sie?
Die großen Unternehmen wollen oft globale Service-Strukturen. Da sie weltweit tätig sind, brauchen sie auch eine weltweite Betreuung – und das sieben Mal 24 Stunden in unterschiedlichen Zeitzonen. Da stecken andere logistische Herausforderungen dahinter als beispielsweise bei einem regionalen Industrieunternehmen. Dort muss man viel eher vor Ort sein. Mit unseren 98 Standorten kommen wir aber in jede Ecke Deutschands.
Welche Branche stellt Sie derzeit vor die größten Herausforderungen?
Keine, denn wir sind sehr breit aufgestellt. Wir denken in Sektionen, und jede Sektion hat spezialisierte Führungskräfte. So gibt es zum Beispiel für den Bereich Medizin eine eigene Tochtergesellschaft. Durch die hohe Bandbreite haben wir bei unseren Kunden letztendlich die hohe Akzeptanz.
Große Datenmengen werden heutzutage gerne in sogenannten Clouds gespeichert. Sind solche Speicherplätze nicht anfälliger für Zugriffe durch Dritte?
In der Businesswelt wird meistens auf sogenannte „Private Clouds“ zurückgegriffen. Das heißt: Die Unternehmen bauen sich solche Cloud-Welten bei spezifizierten Rechenzentren auf und decken das mit den entsprechenden Sicherheitsvorrichtungen ab. Wir sind in Deutschland, was solche Sicherheitsstandards angeht, zusammen mit der Schweiz der führende Marktstandort. Das ist eine der ganz großen Chancen, die der deutsche Markt in Zukunft hat.
Sind Ihre Kunden durch Entwicklungen wie die NSA-Affäre vorsichtiger im Umgang mit ihrer Datensicherheit geworden?
Auf jeden Fall. Das merken wir im Bereich unserer eigenen Sicherheitslösungen. Die Produkte Tommy und Julia sind in Deutschland mit führend in der Verschlüsselungstechnologie bei E-Mail-Sicherheit. Sämtliche Ministerien, aber auch große Energieversorger wie Vattenfall, Banken und Versicherer verschlüsseln ihre Mails damit.
Gerade erst wurde die Hamburger B+M Informatik GmbH mit der Allgeier IT Solutions GmbH verschmolzen. Welche Ziele verfolgt Ihr Unternehmen in Zukunft?
Wir wollen weiter wachsen in den bestehenden Bereichen. Aber wir haben auch Wachstumsschwerpunkte in Produkt- und Lösungsbereichen, die neu sind – zum Beispiel im Cloud-Bereich. Auch bei Big Data, also der Analyse von riesigen Datenmengen, wollen wir unser Wissen ausweiten.
Zur Person
Hubert Rohrer (50) arbeitet seit 27 Jahren für die Allgeier SE, 14 Jahre davon in Frankreich. Er ist Geschäftsführer der Bremer Allgeier IT Solutions und gehört seit drei Wochen auch dem Konzernvorstand an.
Um eine anregende, sachliche und für alle Parteien angenehme Diskussion auf www.weser-kurier.de sowie auf Facebook zu ermöglichen, haben wir folgende Richtlinien entwickelt, um deren Einhaltung wir Sie bitten möchten.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.