
Als Arjen Robben kurz nach dem Seitenwechsel zum 2:0 einschlenzte, durfte sich Karl-Heinz Rummenigge auf der Tribüne eigentlich ziemlich sicher sein, seine nächste Stichelei gegen Borussia Dortmund zeitlich günstig gesetzt zu haben. „Der BVB hat in der finanziellen Strategie den FC Bayern kopiert. Das ist das größte Kompliment, was der Verein uns in dieser Hinsicht machen kann“, hatte der Vorstandsvorsitzende ja Stunden vor dem Bundesligaauftakt wegen Borussia Dortmunds nun drei Anteilseignern gelästert. Doch es sei ja wie im richtigen Leben, befand Rummenigge weiter, „jede Kopie ist nicht so gut wie das Original“.
Wer diesem Ansatz denn folgen wollte, der konnte das sogenannte Original nach dem am Ende doch recht knappen 2:1 (1:0) zumindest sportlich als nicht unbedingt vorbildlich einstufen. Zwar hatten Thomas Müller (37.) und Robben (47.) zunächst ein 2:0 herausgeschossen. Doch nach dem Anschluss von Ivica Olic (52.) mit einem Schuss aus 20 Metern wackelten die Münchner mehrfach bedenklich. Dass der VfL Wolfsburg nicht noch zum Ausgleich kam, lag unter anderem an der Slapstick-Einlage von Junior Malanda (79.), der den Ball an die Latte und den Abpraller Zentimeter vor der Linie neben das Tor schoss.
Es war eine Auftaktpartie, die die Münchner zwar zunächst kontrollierten, in der die Abläufe aber teils sichtbar stockten. Das galt für beide Mannschaften, sicherlich auch, weil zahlreiche Stammkräfte fehlten oder nur Teile der Vorbereitung absolviert hatten. Beim FC Bayern musste Pep Guardiola auf gleich sechs mutmaßliche Profis der ersten Elf verzichten. Immerhin vier Weltmeister standen in der Startelf, in die sich überraschend auch ein Kicker einsortieren durfte, der Guardiola in der Vorbereitung beeindruckt hatte. Der erst 17 Jahre alte Gianluca Gaudino bildete mit David Alaba die sogenannte Doppelsechs, und der Sohn des ehemaligen Profis Mauricio Gaudino agierte unaufgeregt und sicher.
Es dauerte ein wenig, bis die TV-Zuschauer in 207 Ländern einige gutklassige Szenen geboten bekamen. Erst als sich der ehemaliger Dortmunder Robert Lewandowski zu seinen ersten Offensivaktionen aufschwang, wurde es mehrfach hochklassig. Zunächst nach einer hübschen Kombination von Alaba und Robben, Lewandowskis vermeintliches 1:0 wurde aber wegen einer Abseitsposition abgepfiffen. Kurz danach konnte der polnische Nationalstürmer Max Grüns Abpraller nicht verwerten, und auch mit seinem artistischen Karatesprung samt Abschluss fand er seinen Meister im Schlussmann der Wolfsburger, die wegen eines Infekts ohne ihren Stammtorhüter Diego Benaglio auskommen mussten.
Dass die Münchner vor der Pause zur Führung kamen, lag an ein paar Parallelen zur WM in Brasilien. Der beim Turnier stark aufgelegte Robben drehte den bei der WM mit unter die Räder gekommenen Gastgeber Luiz Gustavo ein, und in der Mitte vollendete Müller Robbens Hereingabe ähnlich zuverlässig wie noch in Südamerika vor sechs Wochen. Und weil Robben gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit nach einem Konter über Müller und Lewandowski das 2:0 folgen ließ, durften sich die Münchner Titelträger gleich wieder ausgiebig bejubeln lassen. Dennoch: Obwohl die individuelle Klasse beim Meister erkennbar war, geriet sein erster Auftritt nicht wirklich überzeugend. Die Münchner werden sich steigern müssen, um im kommenden Sommer wieder gefeiert zu werden.
Fotos zum Spiel Bayern gegen Wolfsburg unter www.weser-kurier.de/sport
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