
Doch die sogenannte Dekarbonisierung ist kein Selbstläufer. Der Hintergrund: Soll die Erderwärmung tatsächlich auf maximal 1,5 Grad begrenzt werden – wie es im Pariser Abkommen von der Weltgemeinschaft beschlossen wurde –, müssen die Treibhausgasemissionen mit Beginn der zweiten Hälfte des Jahrhunderts auf null gebracht werden.
Die Elektromobilität ist dabei für den Verkehr der entscheidende Faktor. Das ist das zentrale Ergebnis der gerade vorgestellten Studie „Renewbility III“, die im Auftrag des Bundesumweltministeriums von einem Team aus renommierten Wissenschaftlern erarbeitet wurde. Beteiligt waren auch Vertreter der Auto-, der Logistik- und der Energiebranche. Nur mit Elektromobilität ist es möglich, erneuerbare Energie – insbesondere Wind- und Sonnenstrom – für den Antrieb von Fahrzeugen einzusetzen. Das gilt nach Ansicht der Autoren sowohl für Pkw als auch für Lkw. Um Lastwagen elektrisch zu betreiben, wird der Aufbau eines Oberleitungssystems durchgespielt. Zumindest die rechten Spuren von Autobahnen hätten dann im Jahr 2050 die von Bahnstrecken bekannten Leitungen, die die Fahrzeuge mit Strom versorgen.
Gleichwohl soll es dann immer noch Sprit geben. Der soll aber mit erneuerbarem Strom erzeugt werden: Mittels der Elektrolyse wird aus Wasser Wasserstoff gemacht. Aus diesem werden über Syntheseprozesse mit Kohlendioxid Methan und flüssige Kraftstoffe erzeugt, die mit deutlich höheren Steuern als bislang belegt werden. Im Ergebnis wäre Autofahren mit diesem Sprit um ein Vielfaches teurer als mit konventionellem Kraftstoff heutzutage.
Generell würde Individualverkehr spürbar teurer. Die Experten gehen denn auch davon aus, dass der Fahrzeugbestand 2050 im Vergleich zum Basisjahr 2010 leicht auf 41,8 Millionen Pkw, Transporter und Lkw sinkt. Gleichzeitig verringert sich aber der Gesamt-Energiebedarf des Verkehrssektors um mehr als die Hälfte.
Umbau der Städte nötig
Die Renewbility-Autoren fordern als wichtigstes Werkzeug der Verkehrswende eine drastische Verschärfung der Abgasgrenzwerte. Im Jahr 2030 sollen für Pkw nur 60 Gramm CO₂ pro Kilometer und 2050 zehn Gramm erlaubt sein. Spätestens dann darf kein Neufahrzeug mit einem konventionellen Verbrennungsmotor mehr neu zugelassen werden. Zum Vergleich: Umweltschützer gehen davon aus, dass die realen Werte der Neuwagenflotten deutscher Autobauer derzeit deutlich über dem aktuell gültigen Grenzwert von 130 Gramm liegen – weil bei Abgastests massiv getrickst wird. Wiebke Zimmer, Projektleiterin von Renewbility am Öko-Institut, ist jedenfalls klar, dass es weiterführende Maßnahmen brauche, die „über geringe Effizienzsteigerung hier oder einen moderaten Anstieg der Elektromobilität hinausgehen“.
Die Studie macht deutlich, dass ein sehr ehrgeiziges Ziel angegangen werden muss: Der Umbau der Städte, der die Pkw-Nutzung in den Metropolen um 50 Prozent reduziert. Dazu braucht es viele zusätzliche Radwege. Es müsse überdies mehr „Mischnutzungen“ geben, um Wege zu verkürzen und auch den Fußgängerverkehr zu fördern. Kommunen müssen also dafür sorgen, dass Wohnen, Arbeiten und Einkaufen enger zueinanderrücken.
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