
Das Gnarrenburger Gemeindegebiet bietet gute Voraussetzungen für die Entwicklung einer multifunktionalen und lebenswerten Kulturlandschaft. So lautet das Fazit eines Studienprojekts der Leibniz-Universität Hannover. 17 Studenten haben für ihren Masterabschluss „Zukunftsperspektiven für das Gnarrenburger Moor“ erarbeitet. Der Arbeitsauftrag stammt von der „Bürgerinitiative zum Erhalt unserer Moore“. Jetzt stellten die Studenten ihre Ergebnisse vor. Eines wurde den geladenen Gäste schnell klar: Die Entwicklung wird lange dauern und viel Geld und Beratung erfordern. Dabei stoßen verschiedene Interessen aufeinander, die laut Studie aber durchaus unter einen Hut zu bekommen wären.
„Ich bin heute ziemlich locker“, eröffnete Bürgermeister Axel Renken in seiner Begrüßung. Bei den Sitzungen des Runden Tischs, an dem eine Vision für das Gebiet erarbeitet werden soll, sei das selten. „Sie konnten etwas, was wir nicht können“, bemerkte Renken: „Sie haben eine unvoreingenommene Sicht. Ich bin auf ihren Bericht gespannt.“
„Wir wollten Perspektiven für attraktive Lebensbedingungen für heutige und zukünftige Generationen aufzeigen“, informierte Student Eike Kluge. Dabei sollte eine Verbesserung des Naturschutzes, die Verbesserung der Klimabilanz und die Entwicklung einer vielseitigen aber moortypischen Kultur im Vordergrund stehen. Keine leichte Aufgabe. Viele Handlungsfelder beeinflussen sich gegenseitig. So stellen die Studenten fest, dass aus Naturschutzgründen die Acker- und Intensivgrünlandflächen auf Moorböden reduziert werden müssten. Zugleich aber solle die Wirtschaftlichkeit der Landwirtschaft erhalten bleiben. 77 Prozent der untersuchten Fläche besteht laut Bericht derzeit aus Acker oder intensivem Grünland. Ausgerechnet diese Flächen sorgen für hohe Freisetzung von Kohlenmonoxid. Eine Erhöhung des Wasserspiegels würde die Nutzung der Flächen erschweren. „Dort könnten aber beispielsweise Hochlandrinder oder Galloways gehalten werden“, meint Kluge. Das hochwertige Fleisch könnte lokal vermarktet werden.
Weiteres Beispiel: Die Studenten empfehlen eine Kombination von historischen, aktuellen und neuen Landnutzungen, also etwa extensive, intensive und neue alternative Landwirtschaft. Das entspreche der von vielen gewünschten, bunten und kleinteiligen Nutzung. Eine Renaturierung von Mooren wäre allerdings nur auf zusammenhängenden Flächen mit einer gewissen Größe sinnvoll.
Eine Alternative für die Landwirtschaft könnte der Anbau sogenannter Paludi-Kulturen sein. „Auf Hochmoorflächen könnten Torfmooskulturen entstehen, die vorrangig als Ersatzsubstrat für Torf genutzt wird“, führte Studentin Anna Schlattmann aus. Auf Niedermoor kämen Röhrichte oder Erlen in Frage. Diese Kulturen wären nicht nur eine Alternative zum Torfabbau. Sie könnten laut Untersuchung auch das Klima schonen und die Regulierungsfunktion der Böden wieder herstellen.
Allerdings bedinge die Etablierung hohe Investitionen. Und: Bis zur praxisgerechten Nutzung von Paludi-Kulturen wird es noch dauern. „Es wurde gerade ein Forum gegründet. Wir rechnen perspektivisch mit einem Zeitraum von 20 bis 30 Jahren“, sagte Professor Michael Rode. Versuchsflächen seien aber jetzt schon möglich. Rode: „Man muss sich dafür Partner suchen.“ Dafür käme auch die Torfindustrie infrage.
Die Studie zeigt, dass es Entwicklungsmöglichkeiten gibt. Klar ist für Bürgermeister Renken aber auch, dass sich einige Akteure neue Arbeitsfelder erschließen müssen. Demnächst wird der ganze Text der studentischen Projektarbeit vorliegen.
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