
Jede Gemeinde hat für sich Wege gefunden, die Menschen in die bestehende Gemeinschaft zu integrieren; dass dies in Oyten möglichst schnell geschehen konnte, ist unter anderem Nadine Frerks und ihren zahlreichen ehrenamtlichen Helfern zu verdanken. Frerks ist Mitbegründerin und aktuell 1. Vorsitzende des Vereins ‚Oyten-hilft‘, der anfangs etwa 30 Personen umfasste. Aus diesen 30 Gründungsmitgliedern seien inzwischen 42 plus eine Firmenmitgliedschaft geworden, wie die 43-Jährige berichtet.
Zunächst habe alles mit einer Kleiderkammer begonnen, die im Juni 2016 „dank des großen und unermüdlichen Engagements vieler ehrenamtlicher Mitbürger“ durch eine Fahrradwerkstatt ergänzt werden konnte. Außerdem habe es zahlreiche Initiativen gegeben, um den Geflüchteten die Berufsfindung zu erleichtern und ihnen bei der Aufnahme von Teil- und Vollzeitarbeitsstellen beratend zur Seite zu stehen. Dies sei oftmals im Rahmen der diversen Patenschaften erfolgt, die Oytener Bürger zu einzelnen Flüchtlingen aufgenommen hatten.
„Eine aus sozialer Sicht sehr hilfreiche gemeinschaftliche Aktion waren und sind außerdem die Kochabende, die jeweils im Zeichen einer bestimmten Nationalität stehen und an denen sowohl Flüchtlinge als auch Oytener teilgenommen haben beziehungsweise immer noch teilnehmen.“ Ende März sei bei diesem konkreten Projekt der Startschuss gefallen. In der Lehrküche des Schulzentrums Oyten seien zum einen die Sponsoren der Oytener Volksbank, zum anderen acht Geflüchtete aus Eritrea zusammengekommen, beim nächsten Termin im Mai hätten dann Gerichte aus der Elfenbeinküste auf der Speisekarte gestanden. „Nun geht es nach der Sommerpause am 15. August mit einem somalischen Kochen weiter, Anmeldungen sind unter info@oyten-hilft.de möglich.“ Da dieses Projekt von allen Seiten sehr gut angenommen werde, alle stets viel Spaß hätten und viele neue Dinge lernten, seien nach einem weiteren Kochtermin am 19. September mit acht Syrern weitere Termine in Planung.
Begonnen habe es bei Oyten-hilft mit der Initiative Kleiderkammer, die im Gebäude des alten Aldi-Marktes an der Hauptstraße untergebracht ist und inzwischen von über 20 Helfern betrieben werde.
Zur Verfügung gestellt wurden die Räumlichkeiten seitens der Gemeinde Oyten, die darüber hinaus die zusätzliche Stelle einer Integrationsbeauftragten geschaffen habe. „Diese Stelle wird von Christa Junge ausgefüllt, die auch gleichzeitig unseren Verein maßgeblich unterstützt.“
Auf geflüchtete Menschen hätten sie sich konzentrieren wollen, weil bei ihnen das Leid am größten gewesen sei, sie in der Regel keinen familiären Rückhalt gehabt hätten und es an grundlegenden Dingen gefehlt hätte. Von Kleidung und Haushaltswaren, über Spielzeug und bis hin zu allen anderen Dingen, die für einen Neubeginn dringend erforderlich seien, konnten und können Oytens Bürger Spenden abgeben. „Bereits eine Stunde vor den jeweiligen Öffnungszeiten (montags von 17 bis 19 Uhr, mittwochs von 10 bis 12 Uhr) können die Spenden entgegengenommen werden.“ Nachdem sie dann seitens des Teams gesichtet und sortiert worden seien, würden sie zu geringen Preisen an Bedürftige abgegeben.
Besonders groß sei die Nachfrage beispielsweise nach elektrischen Küchengeräten, Sportbekleidung und -utensilien allgemein sowie nach Fahrrädern gewesen. „Fahrräder wurden benötigt, um eine gewisse Mobilität und Unabhängigkeit sicherstellen zu können und um die Geflüchteten zumindest kurzfristig aus der Enge ihrer Unterkünfte zu befreien.“
Der Weg von der Idee einer Fahrradkammer bis hin zur Umsetzung sei dann nur noch ein kurzer gewesen und ab Anfang Juni 2016 wurde, ebenfalls in den Räumlichkeiten des alten Aldi-Marktes an der Hauptstraße 110 in Oyten, fleißig an den von Oytener Bürgern gespendeten Fahrrädern geschraubt und gebastelt. „Nach der technischen Überprüfung auf Verkehrssicherheit und gegebenenfalls einer Reparatur werden die Räder mit einem bebilderten Fahrradpass an den jeweiligen neuen Eigentümer übergeben.“
Etwa 800 Räder seien inzwischen mithilfe des engagierten Teams repariert und um die 200 Fahrradpässe ausgestellt worden, „zudem fördert die Idee der offenen Werkstatt den Gemeinsinn und das Bemühen umeinander, aus ehemals Fremden werden schnell Freunde.“ Die Tore der Fahrradkammer öffnen sich montags von 16 bis 19 Uhr sowie mittwochs von 9 bis 12 Uhr.
Von der Kleiderkammer und der Fahrradwerkstatt einmal abgesehen, ist die Initiative Oyten-hilft noch auf einem anderen Gebiet äußerst aktiv: „Wir unterstützen und sponsern bei Bedarf die Sprachcafés in Oyten und Bassen“, die jeweils schon kurz nach der Ankunft der ersten Flüchtlinge gegründet worden seien. „Sie sind viel mehr als nur ein Ort, an dem die deutsche Sprache erlernt werden soll – bei Kaffee und Keksen wird über Gott und die Welt geplaudert, es werden Sorgen und Nöte ausgetauscht, außerdem wird über mögliche Jobs beraten und an bestimmten Thementagen zum Beispiel von Teilnehmern über ein Herkunftsland informiert.“ Sehr beliebt sei außerdem die Vortragsreihe „Wie ticken die Deutschen?“.
Zu Beginn der Sprachcafés seien regelmäßig bis zu 20 Geflüchtete und bis zu zehn ehrenamtliche Helfer vor Ort gewesen, inzwischen seien es etwas weniger geworden, da viele bereits eine Arbeitsstelle gefunden hätten und in entsprechende Sprach- und Integrationskurse vermittelt werden konnten.
Die Praktika, die ebenfalls seitens der Initiative vermittelt worden seien, mündeten oftmals in reguläre Arbeitsverhältnisse auf dem ersten Arbeitsmarkt, „30 bis 40 Mal hat das bereits geklappt. Wir arbeiten hier eng mit dem Verdener Arbeitsamt, der Integrationsbeauftragten Christa Junge und anderen notwendigen Stellen zusammen.“
Auch im Garten wird inzwischen vielfach gut zusammengearbeitet: „Ohne dass wir gezielt für das Projekt werben mussten, arbeiten mittlerweile vier Personen in den Gärten von Oytener Bürgern.“ Diese Arbeiter seien angemeldet und versichert, hätten nicht nur die Lust und Zeit im Freien zu arbeiten und verdienten sich so den Mindestlohn, sondern erhielten gleichzeitig auch Kontakt zu Oytener Bürgern. „Aus diesen Kontakten können sich dann zudem wieder so etwas wie Patenschaften entwickeln.“
Dass Oyten-hilft in dem Ausmaß, in dem es geschieht, arbeiten konnte und kann, hätten sie von den Einkünften der Mitgliedsbeiträge (zwölf Euro monatlich) einmal abgesehen der Spendenbereitschaft vieler Einwohner zu verdanken. „Und zu Beginn unserer Arbeit haben wir eine große Spende vom Lions Club erhalten.“
Wer mehr über den Verein Oyten-hilft erfahren möchte, kann sich im Internet unter der Adresse www.oyten-hilft.de informieren oder per E-Mail (info@oyten-hilft.de) oder unter der Telefonnummer 01 77 / 1 84 46 96 Kontakt aufnehmen.
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