
Nun ist klar: Der Großteil der Angestellten soll in den Hafeneinzelbetrieben eine neue Perspektive bekommen. Gleichzeitig heißt das aber auch: 137 Mitarbeiter werden ihren Job verlieren.
„Es war kein einfacher Schritt für beide Seiten“, sagte Arbeitssenator Martin Günthner (SPD). Man hätte den wirtschaftlichen Möglichkeiten bei den Hafeneinzelbetrieben Rechnung tragen und gleichzeitig ein möglichst gutes Ergebnis für die Arbeitnehmer erzielen müssen. Das habe man nun erreicht. Konkret sieht die Vereinbarung vor, dass der Bereich der Distributionslogistik beim GHB geschlossen wird. Der Großteil der Angestellten wird dann von den Unternehmen übernommen, die schon jetzt auf die GHB-Mitarbeiter zurückgreifen.
BLG investiert Millionen
Die BLG bietet 200 Mitarbeitern einen unbefristeten Vertrag an, 100 bis 130 sollen einen befristeten Vertrag erhalten, der nach zwei Jahren entfristet wird – sofern keine betriebsbedingten Gründe dagegen sprechen. 35 Mitarbeiter können mit einem unbefristeten Vertrag zu Eurogate wechseln; 30 bis 70 weitere sollen in den anderen Hafeneinzelbetrieben einen neuen Arbeitsplatz finden. Die verbleibenden 137 Mitarbeiter sollen entweder in eine Transfergesellschaft wechseln oder abgefunden werden.
„In weiten Teilen konnten wir eine vernünftige Lösung für die Arbeitnehmer finden“, sagte Dieter Schumacher, Arbeitsdirektor bei BLG Logistics. Er lobt den GHB als eine sinnvolle Einrichtung. „Würde es ihn nicht schon geben, müssten wir ihn erfinden.“ Daher habe die BLG den GHB auch mit einem Vorschuss von 7,5 Millionen Euro unterstützt. Denn der Gesamthafenbetriebsverein war in eine Schieflage geraten, weil der sogenannte Distributionsbereich schon seit längerer Zeit defizitär arbeitet. Zu den Aufgaben zählen etwa das Verpacken und die Kommissionierung von Waren. Insgesamt soll ein Minus von neun Millionen Euro in der Kasse klaffen. „Schon im Januar hätte der GHB keine Löhne mehr zahlen können“, sagte Schumacher. Aber auch durch die finanzielle Hilfe sei der GHB noch längst nicht saniert.
Stefan Schubert von der Gewerkschaft Verdi hat an die anderen Hafenbetriebe appelliert, dem Beispiel von BLG und Eurogate zu folgen und ebenfalls Mitarbeiter zu übernehmen. „Mit der Einigung sind wir aber schon einen Schritt nach vorne gegangen.“ Ohne die Distributionssparte, die geschlossen werden soll, arbeiten nach eigenen Angaben noch etwa 1400 Beschäftigte für den GHB. Insgesamt habe die BLG, betonte Schumacher, in den vergangenen drei Jahren mehr als 1000 Mitarbeiter des Vereins übernommen und eingestellt. Gleichzeitig müsse die BLG, an der das Land Bremen mit 50,4 Prozent beteiligt ist, auf einen „extrem aggressiven Markt“ reagieren. „Derzeit gibt es viele Ausschreibungen, die wir gewinnen wollen“, sagte Schumacher. Das sei wichtig für die Zukunft der BLG.
Politik, Gewerkschaft und Wirtschaft stimmten auch überein, was die Zukunft des GHB angeht. „Für mich ist es ausgeschlossen, dass es in ein paar Jahren keinen GHB mehr geben wird“, sagte Günthner. Ähnlich äußerten sich auch Schumann und Schubert. Denn anders als in der Distribution, in der der GHB mit anderen Zeitarbeitsfirmen um Aufträge konkurriert, ist er der einzige Anbieter, der als Dienstleister im Hafen auftreten darf. Daher müsse man keine Konkurrenz fürchten, die über günstige Löhne die Preise drücke. Dadurch sei es möglich, den Angestellten faire Löhne zu zahlen.
Um faire und sichere Bezahlung ging es auch, als der GHB vor mehr als 100 Jahren gegründet wurde. Damals haben die Hafenbetriebe als Träger beschlossen, den zahllosen und ständig wechselnden Tagelöhnern mehr Sicherheit zu geben. Sie wurden sozusagen zu einer Stammbelegschaft zusammengefasst, um die Leistungsfähigkeit des Hafens zu steigern und den Gelegenheitsarbeitern eine soziale Basis zu geben.
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