
„Willkommen! Du hast keine Einladung? Kein Problem, reservier’ einfach deinen Nutzernamen und wir setzen dich auf die Warteliste – wir sind so froh, dass du da bist und können es nicht erwarten, dich hier zu haben.“ So in etwa steht es auf Englisch in dem Willkommenstext der Audio-App Clubhouse, der nach dem Download auf dem Bildschirm aufploppt. Ein paar Emojis hier, ein paar nette Worte da, schnell ein paar Klicks und schon ist man im Club – da, wo es nichts zu verpassen gibt. Datenschutzrichtlinien? Zu viel Text, liest doch sowieso keiner. Dabei sein ist alles.
Auf diese Art zieht Clubhouse seit knapp zwei Wochen die deutschen Internetnutzer in ihren Bann, darunter Prominente, Journalistinnen und Politiker. Bisher sind nur diejenigen mit dabei, die ein Apple-Gerät besitzen und eine Einladung von einem anderen Kontakt erhalten haben – oder von jemandem nominiert wurden. Dadurch rutscht der Nutzer auf der Warteliste nach oben und hat nach wenigen Minuten ebenfalls Zugang zu der App, in der in virtuellen Diskussionsräumen über nahezu alle erdenklichen Themen gesprochen wird. Und zwar ausschließlich über die Audiofunktion, ohne Video, ohne Text. Damit ähnelt Clubhouse einer Telefonkonferenz oder einer Podcast- beziehungsweise Radiosendung. Die Exklusivität der App bemängeln Kritiker schon mindestens so lange wie sie in Deutschland ihren Hype erfährt. Noch befindet sich die Anwendung in einer Beta-Version, ist also noch nicht ganz ausgereift. Die Firmengründer Paul Davison und Rohan Seth kündigten in dieser Woche an, bald eine Android-Version auf den Markt zu bringen.
Die Datenschutzbeauftragte des Landes Bremen, Imke Sommer, sieht die App in einigen Punkten als hochproblematisch an. So erfordert Clubhouse bei der Installation den Zugriff auf alle Kontaktdaten im Telefonbuch des Smartphones. Das ist eine Praxis, die übrigens auch für Messengerdienste wie Whatsapp gängig ist und zum Wachstum beitragen soll. „Ich darf die App datenschutzrechtlich gesehen nur installieren, wenn ich alle meine Kontakte, die sich in meinem Telefonbuch finden, vorher um Erlaubnis gefragt habe. Es ist ein Verstoß gegen das Datenschutzrecht, wenn man Menschen mit in diese App hineinzieht, die davon nichts wissen“, sagt Sommer. Einige Datenschützer behaupteten, diese Praxis falle unter die sogenannte Haushaltsausnahme und somit nicht unter die europäische Datenschutzgrundverordnung – diese gelte nämlich nicht, wenn die Verarbeitung der Daten ausschließlich für persönliche oder familiäre Zwecke gilt. „Das ist grob falsch, denn der nicht-öffentliche Rahmen ist bei Clubhouse definitiv überschritten“, sagt Sommer. Außerdem werden die Daten nach Angaben der App auf Server in den USA übertragen. „Dafür brauchen die Betreiber eine gute Rechtsgrundlage“, sagt Sommer.
Ein noch viel größeres Problem sieht die Datenschutzbeauftragte allerdings in dem Mitschnitt der Gespräche in der App. In den Datenschutzbestimmungen von Clubhouse heißt es, dass Gespräche für die Ermittlung von Verstößen aufgezeichnet werden, während der Gesprächsraum live ist. Sollte ein Nutzer oder eine Nutzerin einen Verstoß gegen die Sicherheits- und Vertrauensvorschriften feststellen, würde die Aufzeichnung aufbewahrt, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind. Meldeten die Nutzer kein Vergehen, würden die Daten sofort gelöscht, sobald die Runde vorbei ist. Sommer betont: „Das Mitschneiden der menschlichen Stimme ist strafrechtlich hochrelevant – das ist keine Banalität.“ Es sei fraglich, ob es dafür ausreicht, einmal am Anfang einen Haken für die Nutzungsbedingungen anzuklicken. Hier gibt es nach Angaben von Sommer also mindestens ein Problem bei der Transparenz. Die muss nämlich laut DSGVO gegeben sein, in einfacher Sprache und leicht zugänglich. Noch ist die Sprache der Nutzungsbedingungen von Clubhouse ausschließlich Englisch.
In Bremen gehört Alexandra Werwath, Landesvorsitzende der Grünen, zu den Nutzerinnen der App. „Persönlich finde ich Clubhouse ganz interessant, weil es eine andere Möglichkeit ist, zu kommunizieren. Ich sehe darin eine Demokratisierung des Diskurses“, sagt sie. Bisher habe sie, so Werwath, vor allem bei Gesprächsrunden zugehört und einmal selbst mitdiskutiert. Auch sie sei sich der datenschutzrechtlichen Probleme von Clubhouse bewusst. Bei der Barrierefreiheit sieht Werwath ebenfalls Nachholbedarf, denn bisher ist die App nicht für gehörlose Menschen ausgelegt. „Ich erwarte, dass Clubhouse in dieser Hinsicht nachstellt. Man kann die Anwendung nur verbessern, wenn man darüber spricht.“ Sprechen tun die Nutzer darüber in der Tat: Erst kürzlich gab es eine Diskussionsrunde mit dem Titel „Clubhouse und Datenschutz – sind wir zu sorgenfrei?“, die ironischerweise bei Clubhouse selbst geführt wurde.
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