
Der eisgraue Mann galt schon öfter als angezählt, war aber ein Stratege mit sieben Leben. In der letzten Runde waren seine Gegner wohl zu stark. Der 63-Jährige machte zuletzt einen Fehler, der seiner angeblich so überragenden Klugheit stark entgegenstand: In einem Interview ließ er in Sachen Nordkorea mal eben die glatte Gegenposition zu seinem Feuer-und-Wut-Präsidenten erkennen. Und er erweckte auch sonst den starken Eindruck, eigentlich alles ziemlich gut alleine zu können und ganz genau zu wissen.
Der Spitzname „Präsident Bannon“ kam nicht von ungefähr. Das konnte Trump nicht lange ertragen und schließlich nicht mehr ansehen. Bannon hatte Feinde. Mit Trump-Schwiegersohn Jared Kushner war er lange überkreuz, und auch Trumps neuer starker Mann, Stabschef John Kelly, wollte ihn aus dem Haus haben. Er könne Bannons „Machenschaften im Schatten“ nicht ab, zitieren ihn US-Medien. Mit H.R. McMaster hat sich Bannon ebenfalls angelegt, er soll Vertrauliches über den nationalen Sicherheitsberater durchgestochen und eine Schmutzkampagne orchestriert haben.
Retter des Wahlkampfs
Weitere Würze gibt dem Abgang, dass laut „New York Times“ zuletzt auch Rupert Murdoch mehrfach Bannons Kopf gefordert haben soll. Als mächtiger Verleger ist der Chef von News Corp Trumps Intimus. Kenner sagen, er beginne selten einen Kampf, den er nicht am Ende gewinne. Murdochs Fox News wurde Trumps Haussender, das einst als Trumps Riesenposaune apostrophierte Breitbart News von Bannon spielt eine eher untergeordnete Rolle.
Lange hat sich Trump geweigert, „seinen Steve“ abzusetzen. Trump, der öffentliche Haudrauf, gilt im persönlichen Umgang als konfliktscheu, und die beiden Männer verbindet viel. Es ist nicht übertrieben, Bannon als Retter des 2016er-Wahlkampfs zu bezeichnen, als der ins Trudeln geriet. Mit klarem Blick und Eiseskälte schloss Bannon Trumps rohe Energie und massentaugliche Fähigkeiten mit nacktem Populismus kurz – und mit unverstelltem Nationalismus.
Es ist kaum zu erwarten, dass Trump seine Politik nun grundsätzlich ändern wird. Zu sehr ist er dafür nach der Kritik wegen seiner Gleichsetzung von Rassismus und Gegendemonstranten im Kampfmodus. Zu sehr schwört er seine Anhänger auf sich ein, zu stark scheint er isoliert. Der Stratege geht, die Strategie eher nicht, auch wenn aus Trumps erstem Sturm nun kaum mehr jemand auf dem Eis ist.
Auch auf anderer Ebene geht der Exodus der Trump-Berater weiter. Am Freitag erklärten die verbliebenen Mitglieder des präsidentiellen Rats der Künste und Geisteswissenschaften ihren Rückzug. Sie verbanden dies mit scharfer Kritik am US-Präsidenten. „Anders als Ihre Berater im West Wing können wir nicht untätig herumsitzen, ohne gegen Ihre Worte und Handlungen die Stimme zu erheben“, heißt es in einem Brief an den Präsidenten. Unter den 16 Unterzeichnern sind die Schriftstellerin Jhumpa Lahiri oder der Maler Chuck Close. Der Rat wurde 1982 unter Ronald Reagan gegründet, um den Präsidenten in kulturellen Belangen zu beraten. Einige seiner Mitglieder hatten sich bereits nach Trumps Wahl zurückgezogen.
Um eine anregende, sachliche und für alle Parteien angenehme Diskussion auf www.weser-kurier.de sowie auf Facebook zu ermöglichen, haben wir folgende Richtlinien entwickelt, um deren Einhaltung wir Sie bitten möchten.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.