
In Brasilia spielte sich ein beklemmendes Schauspiel ab: Mitten im Regierungsviertel des größten Landes Südamerikas campierten Tausende Indigene und demonstrierten für ihre Rechte. In den Medien waren verstörende Bilder zu sehen von hochgerüsteten Polizisten, die mit Gummigeschossen auf unbewaffnete Menschen zielen, welche mit kaum mehr als ihrem traditionellen Kopfschmuck bedeckt auf ihre verzweifelte Lage aufmerksam machen.
Das „Acampamento Terra Livre“ (Camp Freies Land) findet bereits zum 14. Mal statt, und doch ist dieses Jahr alles anders. Selten sah die Zukunft der Ureinwohner Brasiliens so düster aus. Seit der Machtübernahme von Präsident Temer vor circa einem Jahr lässt dieser nichts unversucht, sich die indigenen Territorien unter den Nagel zu reißen.
Etwa 13 Prozent der Fläche Brasiliens stehen laut Gesetz den Ureinwohnern zu. Der politischen Elite ist das ein Dorn im Auge. Genau wie die staatlichen Naturschutzgebiete. Sie wettern gegen die „Verschwendung“ und würden lieber heute als morgen die Agrar- und Bergbauindustrie in die letzten großen Wälder des Landes schicken.
Wenige profitieren von dem Geschäft
Ein Blick in den Bundesstaat Mato Grosso zeigt, was bald ganz Brasilien blühen könnte. Die Agrarindustrie hat die Provinz fest im Griff. Der Urwald wurde weitestgehend abgeholzt, und die landwirtschaftlich nutzbare Fläche wird vor allem für den Export genutzt.
Monokulturen mit Soja, Zuckerrohr oder Eukalyptus reichen bis zum Horizont, ergänzt um riesige Weiden für die Viehzucht. Es ist ein Geschäft, von dem nur wenige profitieren. Für die lokale Bevölkerung springen ein paar schlecht bezahlte Hilfsjobs heraus. Völlig auf der Strecke bleiben die Indigenen, die immer wieder Opfer von Vertreibung oder sogar Auftragsmorden werden.
Doch statt ihnen unter die Arme zu greifen, arbeitet Präsident Temer an ihrer völligen Entrechtung. Die für ihren Schutz zuständige Indigenenbehörde muss jeden vierten Stützpunkt schließen.
Entscheidend für das Weltklima
Parallel dazu setzt die Regierung die Axt an wichtige Schutzgesetze. Indigene Gebiete und staatliche Naturschutzgebiete sollen künftig mit einem Federstrich aufgelöst werden können, wenn es kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen dient.
Käme Temer damit durch, wäre das eine Katastrophe – für die Indigenen, die übrigen Brasilianer, aber auch für die Menschen weltweit. Der Amazonas ist nicht nur Heimat für Ureinwohner und Hort der weltweit größten Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen.
Der Regenwald spielt für das Weltklima eine entscheidende Rolle. Neben dem WWF wissen die Indigenen eine breite zivilgesellschaftliche Allianz auf ihrer Seite. Es wird noch ein heißer Kampf ums Land in Brasilien – leider mit ungewissem Ausgang.
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