
Seit rund 18 Jahren steht die Musik der Fairies im Zeichen der Beatles.
Moritz Puschke: Ja, Ende 2000 ging es los. Eigentlich haben wir uns nur für eine Veranstaltung zusammengetan. Es war der
20. Todestag von John Lennon und sein
60. Geburtstag. Es hat uns viel Spaß gemacht, sodass daraus eine Band geworden ist.
Sie waren vorher aber alle schon in anderen Gruppen tätig?
Sänger Norbert Krietemeyer, Gitarrist Tim Fischer und ich kannten uns schon aus dem Studium. Norbert und ich haben in den 90er-Jahren in einer WG gewohnt und Songs in verschiedenen Bands zusammen geschrieben. Später kam Thomas Milowski dazu, der in Bremen sowohl im Jazz-, aber auch im Popbereich ein versierter Bassist ist. 2007 stieß Dietmar Hussong zu uns, der hier eine Schlagzeugschule leitet. Das ist das Besondere an dieser Gruppe, dass wir unterschiedliche Herkünfte haben, aber alle treffen sich bei dem Thema Beatles, die in gewisser Hinsicht die DNA der Popmusik sind.
Sie covern nicht – Sie interpretieren zeitgemäß, heißt es in der Bandbeschreibung. Was bedeutet das?
Weil sie so gut ist, ist die Musik der Beatles zeitlos. Es wird immer wieder Künstler geben, die von ihnen beeinflusst sind und ihre Stücke spielen – aber so wie heute. Die Beatles-Musik ist Stück weit ein Auflehnen gegen das Establishment, Neuland betreten und Experimentierfreude. Es ist die Lust am Anderssein, stilistisch offen zu sein und neugierig darauf, was der andere macht. Das ist das, was für mich die Beatles auszeichnet. Und das ist das, was ich mit zeitgemäß meine. Wir gucken, wo wir heute sind, wie es uns und der Welt geht. Was passiert mit dieser Musik, wenn ich sie heute spiele? Es sind andere Instrumente als vor 40, 50 Jahren. Wenn wir im Lagerhaus auftreten, dann spielen wir auch nicht im Cavern Club oder im Star Club. Das Publikum ist ein ganz anderes. Man könnte die Songs eins zu eins reproduzieren, doch das machen wir nicht. Diese Musik muss sich weiterentwickeln, verändern und von jeder Generation wieder neu interpretiert werden. Das ist Vielfalt und macht Spaß.
Jetzt im Januar zelebrieren Sie das 50-jährige Bestehen des Longplayers „The Beatles“, das aufgrund des schlichten Covers auch als „The White Album“ bekannt ist. Was ist an der Platte so besonders?
1968 war ein Jahr des Umbruchs – auch bei den Beatles. Vorher waren sie die smarten Jungs in den Anzügen und mit den Pilzköpfen. Und dann kam 1967 der „Summer Of Love“. Alles war psychedelisch und bunt. Die Beatles-Platte „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ wurde zum Soundtrack. Zwischen Lennon und McCartney traten erste Spannungen auf. Auf dem Höhepunkt ihres Erfolges sind sie in ein Meditationscamp in Indien gefahren. In dieser Einöde und Einkehr haben sie ohne Ende Stücke geschrieben und wieder zueinander gefunden. Das war die Grundlage für das „White Album“. Die Musik ist erdverbunden – ohne Orchester und theatrale Inszenierungen. Die einzelnen Charaktere der Musiker kamen gut heraus. Sie mussten keinen Pop-Attitüden mehr hinterherlaufen, waren unverstellt. Auf der Platte gibt es Blues, Rock, Heavy-Metal-Anleihen, Soul mit Bläsersätzen, es sind Balladen darauf, aber auch Musical-Einflüsse. Es ist wie ein Kaleidoskop der Popmusik mit ganz unterschiedlichen Stilen. Es zeichnet die Beatles aus, dass sie grenzenlos offen und neugierig sind. Das ist es auch, was uns an dem „White Album“ reizt. Wir tragen keine Perücken oder Anzüge, wir verstellen uns nicht – und das kommt uns sehr zugute.
Ihr neues Programm trägt den Titel „It‘s Gonna Be Alright“ – haben Sie dafür einige Stücke neu ins Repertoire aufgenommen?
Uns würde es nicht mehr geben, wenn wir uns nicht ständig verändern würden. Es gibt kein Jahr, fast keinen Auftritt, bei dem wir nicht herumexperimentieren. Wir haben auch jetzt wieder neue Lieder dazugenommen. Für uns als Fairies haben einige Stücke Premiere oder es sind Songs, die wir vor zehn Jahren nur einmal angefasst und wieder verworfen haben. Die finden jetzt den Weg ins Programm.
Vor 18 Jahren gaben Sie Ihren ersten Auftritt auf dem Dach von Karstadt Sport. Können Sie sich noch gut an den Gig erinnern?
Im Dezember 2000 fand die „Night For John Lennon“ mit einer Ausstellung und Filmen im Moments statt. Damals kannte uns noch niemand – und wir wollten zeigen, dass wir keine typische Coverband sind. Ich bin ganz naiv zum Chef von Karstadt Sport gestiefelt und habe gefragt, ob wir auf dem Dach spielen dürften. Das war sehr witzig und hat für Furore gesorgt. Das war eine Woche vor dem Konzert und eine gute Promotion. Wir hatten einen tollen Start!
So wurde aus dem Projekt eine richtige Band?
Damals waren wir Mitte, Ende 20. Wir sind einfach rauf auf die Bühne und haben ein viel zu langes Programm gespielt – ich glaube dreieinhalb Stunden (lacht)! Zwei Wochen später haben wir uns getroffen und entschieden, eine richtige Band zu gründen. Ich war erst skeptisch. Ich wollte von vornherein niemals in das Fahrwasser der kostümierten Beatles-Coverbands gelangen. Wir spielen wahnsinnig gern auf der Breminale oder machen ein verrücktes Projekt. Aber es muss immer einen besonderen Anlass haben. Auf Zuruf Beatles-Hits zu spielen, das gibt es bei uns nicht.
Das Gespräch führte Linda Bussmann.
The Fairies treten am Freitag und Sonnabend, 19. und 20. Januar, ab 20 Uhr im Kulturzentrum Lagerhaus auf.
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