
Die Partei ist vorübergehend in Berlin-Mitte an einem Hipster-Hotspot eingezogen. Ein alter Bau mit extra runtergerockten Betonwänden, abgewetzten Böden, perforierten Decken, freigelegten Ziegeln. Zwei Etagen, hohe Decken, viel Raum, wenig Einrichtung. Klassischer Mitte-Chic. Hier ist bis zum Wahlsonntag die „Außenstelle“ der Parteizentrale, hier will die CDU ihre Gremiensitzungen abhalten, Besuchergruppen hinlotsen – und sich vor allem potenziellen Wählern von einer anderen Seite zeigen. Weniger trocken, weniger konservativ, irgendwie moderner und fancy. Nun ja.
Die CDU nennt die neue Residenz ihr „#fedidwgugl-Haus“. Die Abkürzung steht für den Kernslogan der CDU-Kampagne: „Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“. Mit der sperrigen Buchstabenreihung plus Hashtag hat die sonst nicht als übermäßig kreativ bekannte Partei vor einigen Wochen für ein klein wenig Furore in den sozialen Netzwerken gesorgt. Daran will die CDU nun anknüpfen.
Die CDU-Chefin, Kanzlerin Angela Merkel, eröffnet das Haus selbst. Eigentlich passt der Termin so gar nicht in diesen Tag. Der verheerende Anschlag von Spanien am Tag zuvor hat Europa durchgeschüttelt – wieder einmal. Merkel beginnt mit einem Statement zum Terror von Barcelona, spricht von einer mörderischen Tat und erschreckender Menschenverachtung. „Ich habe natürlich heute Nacht auch überlegt, ob wir uns heute hier treffen sollten, ob wir in ganz Deutschland Wahlveranstaltungen durchführen sollten“, sagt sie. Aber sie habe mit den Spitzen der anderen Parteien vereinbart, den Wahlkampf fortzusetzen. Denn die Wochen vor einer Wahl seien auch eine „Feier der Demokratie und damit eine Feier unserer Freiheit“. Die AfD argumentiert, wie eigentlich immer nach einem Anschlag, Merkels Asylpolitik sei Ursache für den Terror in Europa. Die Kanzlerin gibt sich davon unberührt. Ihre Asylentscheidungen habe sie aus Überzeugung getroffen, sagt Merkel. Und den islamistischen Terror müsse man gemeinsam bekämpfen. Dann müht sie sich um Normalität.
Szenenwechsel, eine Etage tiefer, Rückkehr zum Wahlkampfmodus. Merkel stellt mit CDU-Generalsekretär Peter Tauber das neue Wahlkampf-Haus vor. Die Begeisterung der Menschen, ganze Wahlprogramme zu lesen, sei ja begrenzt, sagt die CDU-Frontfrau. Deshalb habe ihre Partei das Haus eingerichtet, als „begehbares Programm“. Das Haus habe offene Türen, sieben Tage pro Woche, bis zum Wahlsonntag. „Hier sind alle willkommen, die sich über unser Programm informieren wollen“, sagt sie. Die Inhalte würden „einfach mal ganz anders“ dargestellt – zum Teil „spielerisch-unterhaltsam“, zum Teil aber auch nachdenklich.
Und wo sind die Inhalte? In der Mitte des Hauses baumelt ein 750-Kilo-Koloss von der Decke, der laut pocht, überzogen mit rotem Samt. Es soll ein Herz sein, der Puls der Wirtschaft, das Herz der Republik. Drumherum Riesen-Bildschirme, auf denen in grellen Farben und bewegten Grafiken Daten zur deutschen Wirtschaft aufploppen.
Ein paar Meter weiter können Besucher einen Zukunftswunsch auf einen Bildschirm schreiben. Etwas umständlich wird aus digital analog: durch zwei Roboter, die das Ganze auf Papier kritzeln und den Zettel ans Fenster kleben. Tauber schreibt #fedidwgugl auf, und trotz zweier Roboter-Aussetzer landet der Schrieb an der Scheibe. In einem Raum voller Kartons können Familien in Tresoren aus Pappe nachschauen, wie viel „Baukindergeld“ ihnen zustehen würde. In einem anderen Raum können Besucher ihren Namen in einen Monitor tippen und dazu einen Wert aussuchen, den sie mit der EU verbinden. Merkel wählt „Freiheit“. Das erscheint dann zusammen mit ihrem Namen am digitalen Sternen-Himmel.
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