
Die Kreuzfahrthäfen in Deutschland vermeldeten in der jüngeren Vergangenheit Jahr für Jahr neue Passagierrekorde, nur Bremerhaven tauchte da nicht auf. Das hat sich geändert: Nach etwa 100.000 Passagieren in 2016 werden in diesem Jahr 150.000 Kreuzfahrt-Reisende in der Seestadt erwartet – ein neuer Rekord in der Geschichte des Columbus Cruise Centers Bremerhaven, der aber nicht lange halten wird. Denn 2018 soll die Zahl bei 230.000 und 2019 sogar noch höher liegen.
Diese Entwicklung freut nicht nur Veit Hürdler als Chef vom Columbus Cruise Center (CCCB), sondern auch Peter Siemering, Geschäftsführer der Bremer Touristik-Zentrale (BTZ): Das sei ein Segen – und fördere sowohl den Tourismus in Bremerhaven als auch in Bremen.
Während Hamburg, Kiel und Warnemünde schon länger vom Boom kräftig profitieren, machten die Schiffe der großen Kreuzfahrtreedereien lange einen großen Bogen um Bremerhaven. Das war auch mal anders: 2008 und 2009 lag die Zahl der abgefertigten Passagiere am Columbus Cruise Center Bremerhaven bei 130.000 und damit auf Augenhöhe mit den anderen deutschen Häfen – dafür sorgte vor allem MSC Cruises.
Als sich die Kreuzfahrtgesellschaft der Mediterranean Shipping Company aus Bremerhaven zurückzog, kam der Einbruch. Die Zahl der abgefertigten Passagiere lag über Jahre weit unter 100.000. Der Grund, weshalb sich MSC aus der Seestadt verabschiedete, sei damals die Baustelle auf der A 1 zwischen Bremen und Hamburg gewesen, sagt CCCB-Geschäftsführer Veit Hürdler auch heute noch rückblickend: Sie habe die Landausflüge der MSC-Kunden nach Hamburg unmöglich gemacht. MSC wanderte letztlich nach Hamburg ab. Hürdler sprach damals zwar von einem Rückschlag, aber es würden auch wieder bessere Zeiten kommen – in dem Geschäft lerne man Geduld und Beharrlichkeit. Recht sollte er behalten.
Hamburg ist Spitzenreiter
Dass Bremerhaven auch mit 230.000 Passagieren noch weit entfernt von den Zahlen der anderen Kreuzfahrthäfen entfernt sein wird – Spitzenreiter Hamburg fertigt über 700.000 Passagiere ab – stört den Geschäftsführer überhaupt nicht, wie er im Interview mit dem WESER-KURIER zum Ausdruck bringt. Denn er sei nicht der ganz große Zahlenfan, und außerdem sei der Vergleich mit Hamburg einer der Äpfel-und-Birnen-Kategorie. Wichtig sei ihm, „dass wir ohne Zuschüsse auskommen und unsere Gesellschafter am Ende des Jahres zufrieden sind“. Das sei auch in den Jahren zuvor gelungen.
Dennoch haben auch die Gesellschafter nichts gegen den aktuellen Trend am CCCB: „Die Entwicklung der Passagierzahlen am CCCB ist sehr erfreulich, und wir erwarten ein weiteres starkes Wachstum in den nächsten Jahren“, sagt etwa Wirtschafts- und Häfensenator Martin Günthner (SPD). Bremen ist mit 43 Prozent größter Gesellschafter am CCCB. Außerdem gibt es weitere sieben beteiligte Unternehmen, die aus der maritimen Wirtschaft kommen.
Die Kreuzfahrtbranche boome und biete viele Chancen für Bremerhaven, so Günthner weiter. „Bereits in den vergangenen Jahren haben wir viel investiert, um das Columbus Cruise Center fit für die Zukunft zu machen. Mit dem Doppelhaushalt 2018/2019 werden wir auch in die Sanierung der Columbuskaje einsteigen.“ Das werde eines der großen Investitionsprojekte der nächsten Jahre sein, „für das wir bereits in Kürze mit den Planungen beginnen werden“.
Deutschland ist zweitgrößter Kreuzfahrt-Markt
Genügend Passagiere für ein weiteres Wachstum gibt es: 2016 verbrachten knapp über zwei Millionen Deutsche ihren Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff, damit ist Deutschland der weltweit zweitgrößte Kreuzfahrt-Markt. Seit 2004 hat sich damit die Zahl mehr als verdreifacht, und es sollen mehr werden. So sieht Tui-Cruises-Chefin Wybcke Meier den Kreuzfahrt-Markt noch längst nicht gesättigt. Im Verhältnis zu den 54 Millionen deutschen Touristen, die organisiert reisen, sei das Segment Kreuzfahrt derzeit auch noch übersichtlich. Perspektivisch sieht sie einen Markt von drei Millionen Passagieren. Je nachdem, wie viele der Neubauten künftig in Deutschland eingesetzt werden, sei diese Zahl circa in 2021 zu erreichen.
Die Reedereien haben sich auf diese Entwicklungen, die auch weltweit zu beobachten sind, eingestellt: Der Auftragsbestand der Werften weist 75 Neubauten aus, die bis 2025 in den Markt kommen sollen. Dass davon Bremerhaven weiter profitieren werde, davon geht auch Tourismuschef Siemering aus, zumal das CCCB eines der modernsten Terminals sei.
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Einmalig würde es ja überhaupt keinen Sinn machen, wenn man täglich den ÖPNV nutzt.