
Dank des nimmer versiegenden Geldstroms des Milliardärs Robert Mercers, dessen Quellen auch bei den Präsidentschaftswahlen 2016 für Donald Trump sprudelten, führt Bannon seit seinem Ausscheiden als Chefstratege aus dem Weißen Haus mit dem Segen des Präsidenten Krieg gegen die Überreste der traditionellen Republikanischen Partei.
In einem Interview mit der „New York Times“ sprach er kürzlich von der zweiten Phase der populistischen Trump-Revolte, die darauf abziele den Kongress, Behörden und Gerichte auf Kurs zu bringen. „Es geht darum, diese Institutionen zu übernehmen.“ Diese Säuberungs-Kampagne hätte Bannon mit seinen Agitatoren von „Breitbart News“ nicht in einer offiziellen Funktion führen können. Denn dort hätte er versuchen müssen, mit dem Senatsführer Kompromisse zu finden. Befreit von diesen Rücksichtnahmen erklärte er McConnell zum Hauptfeind und forderte nach der Schlappe der Republikaner bei den Wahlen in Virginia und New Jersey dessen Kopf. „Der Senat und McConnell haben Trumps Kurs am unverschämtesten torpediert“, erklärte Bannon die Stoßrichtung seines Feldzugs.
Nachdem sich Bannon mit dem Wiederwahlverzicht von Jeff Flake in Arizona und Bob Corker in Tennessee die Skalps der ersten moderaten Senatoren an seinen Gürtel hängen konnte, stellte er sich in Alabama demonstrativ hinter den ultrareligiösen Nationalisten Roy Moore, der sich bei den Vorwahlen gegen Luther Strange durchsetzte. Der republikanische Senatskandidat genoss aus taktischen Erwägungen vorübergehend die Unterstützung Trumps. Aber Moore, ein Eiferer, der Homosexuelle diskriminieren, Muslime aus den Parlamenten ausschließen und aus den USA einen christlichen Gottesstaat machen möchte, in dem weiße Amerikaner den Ton angeben, passt ideologisch besser in das Konzept Bannons. Diesem schwebt eine Koalition aus weißen Arbeitern, der nationalistischen Rechten und den religiösen Fundamentalisten vor.
Verkalkuliert hat sich Bannon, weil er Moores persönliches Gepäck übersah, das den Kandidaten nun zu einer Belastung für die Partei macht. Die Diagnose des Bannon-Freunds und Radio-Talkers Rush Limbaugh ist nicht ganz verkehrt, dass Senatsführer McConnell alle Register gegen Moore zieht, weil dies ein Sieg in einer Schlacht mit Bannon sei. Bannons Sturmtruppen ignorieren fürs Erste die schweren Vorwürfe gegen Moore, der im dringenden Verdacht steht als Staatsanwalt fünf Mädchen zwischen 14 und 18 Jahren sexuell belästigt oder missbraucht zu haben.
Vertraute von Trumps Säuberungs-Kommissar betonten, Berichte nach denen Bannon seinen Mann in Alabama fallen lasse, seien falsch. „Er unterstützt Richter Moore zu 1000 Prozent.“ Statt den ernsten Vorwürfen nachzugehen, verbreiten die „Breitbart“-Agitatoren munter weiter Verschwörungstheorien, die den Kandidaten zum Opfer einer Schmieren-Kampagne des Washingtoner „Sumpfs“ aus Establishment-Republikanern und Demokraten stilisieren. „Die guten Leute von Alabama werden das wägen und messen können“, erklärte Bannon selbst. „Das ist ein orchestrierter Anschlag“.
Egal wie das Rennen in Alabama ausgeht, sieht sich Bannon jetzt schon als Sieger im Kräftemessen mit dem republikanischen Senatsführer. Würde McConnell versuchen, einen siegreichen Moore auf anderem Weg aus dem Senat fernzuhalten, riskiert die Partei den offenen Aufstand der Basis. Verlieren die Republikaner den Sitz, könnte die Mehrheit des Senatsführers dahin und seine Tage gezählt sein.
Um eine anregende, sachliche und für alle Parteien angenehme Diskussion auf www.weser-kurier.de sowie auf Facebook zu ermöglichen, haben wir folgende Richtlinien entwickelt, um deren Einhaltung wir Sie bitten möchten.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.