
Sie passt darauf auf, dass den Kleinen nichts passiert und spielt mit ihnen. Gemeinsam genießen sie den sonnigen Vormittag.
Anna-Marie Hänschen ist 19 Jahre alt und absolviert derzeit ein einjähriges Vorpraktikum in der Krippe, die im Brinkumer Mehr-Generationen-Haus (MGH) untergebracht ist. Anschließend beginnt sie ihre Ausbildung zur Erzieherin. Eigentlich wisse sie schon lange, dass sie gerne mit Kindern arbeiten wolle, erzählt Anna-Marie. „In der neunten Klasse habe ich ein Praktikum im Kindergarten gemacht“, sagt sie weiter. 2012 wurde außerdem ihr kleiner Bruder geboren. „Der ist hier in die Krippe gegangen“, so die angehende Erzieherin. Sie habe ihn häufiger abgeholt und dadurch einiges vom bunten Treiben in der Einrichtung mitbekommen. „So entstand mein Berufswunsch“, erinnert sie sich.
Trotzdem sei sie mit einem Wirtschafts-Abitur zunächst einmal in eine ganz andere berufliche Richtung gegangen. „Das war ein Hin und Her“, sagt Anna-Marie mit einem Lächeln. Allerdings ermöglichte ihr das Abitur eine Abkürzung. „Ohne Abitur oder Fachabitur muss man vorab eine Ausbildung zur Sozialassistenz machen“, erläutert die 19-Jährige. „Das habe ich übersprungen.“
Für die Krippe Löffelchen habe sie sich entschieden, weil sie die Einrichtung schon kannte. Anfang August wechselt Anna-Marie Hänschen an die Fachschule für Sozialpädagogik in Bremen. Dort dominiert während der Ausbildungszeit von zwei Jahren die Theorie, unterbrochen von zwei Praktika à sechs und vier Wochen. Danach folgt das Anerkennungsjahr. „Das kann man in einem Kindergarten, im Hort oder an einer Grundschule absolvieren“, sagt Anna-Maria. Ist auch das geschafft, kann sie als staatlich anerkannte Erzieherin arbeiten.
Noch allerdings steckt sie in den letzten Zügen ihres Vorpraktikums. In der Regel ist sie dafür montags bis freitags von 8 bis 14 Uhr in der Krippe. „Ich mache alles mit“, sagt sie zu ihrem Aufgabenbereich. Dazu gehören nicht nur der Morgen- und der Mittagskreis sowie das gemeinsame Essen. Zwischendurch muss auch die ein oder andere Windel gewechselt werden. „Das macht mir nichts aus“, betont die Vorpraktikantin. „Die erste Zeit bin ich mitgelaufen und habe mir alles angeschaut“, erzählt sie weiter. „Im Laufe der Zeit habe ich aber mehr und mehr selbstständig gearbeitet.“ Mittlerweile leite sie den Morgen- und den Mittagskreis.
Was gefällt ihr an der Arbeit an der Krippe? „Es ist schön, wenn man sieht, wie die Kinder Fortschritte machen“, schwärmt Anna-Maria. Anstrengend hingegen sei manchmal der hohe Geräuschpegel. „Das gehört aber dazu“, räumt die angehende Erzieherin ein. Und: „Wenn aber alle ruhig sind, hat man es ganz schnell wieder vergessen.“ Eine besondere Herausforderung seien Streitigkeiten unter den Kindern. „Anfangs war ich unsicher, dazwischen zu gehen und wusste nicht, wie ich die Situation aufklären sollte“, sagt Anna-Maria. Sie habe einige Sachen ausprobiert. „Es gibt kein Patentrezept“, hat sie festgestellt. „Man muss ihnen bewusst machen, was nicht in Ordnung ist“, ergänzt Sandra Tsopanelis, Leiterin der Krippe. Nach fast einem Jahr Vorpraktikum zieht Anna-Marie ein positives Fazit. „Ich bin froh, dass ich es gemacht habe“, sagt sie. „Sonst wüsste ich ja gar nicht, wie die Arbeit in der Praxis aussieht.“ Allen Interessierten könne sie ein Vorpraktikum nur empfehlen. „So kann man besser entscheiden, ob der Beruf zu einem passt“, meint sie.
Aber: Geld gibt es keines. Für Anna-Maria kein Problem, sie wohnt noch zu Hause und jobbt nebenbei. „Daran erkennt man echte Motivation“, lobt Tsopanelis. Auch während der Ausbildung verdient die angehende Erzieherin kein Geld. Erst im Anerkennungsjahr gibt es Gehalt. „Man lebt für den Beruf, egal wie viel Geld man verdient“, findet die 19-Jährige. Wichtig sei die Freude. Dennoch sei der finanzielle Aspekt ihrer Meinung nach der Hauptgrund dafür, warum sich weniger junge Leute für die Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher entscheiden.
Als Erzieherin übernehme man zudem viel Verantwortung, betont die Leiterin der Krippe. „Man hat die Aufgabe, die Kinder zu fördern, zu begleiten und auf sie aufzupassen“, erläutert sie. „Als Erzieherin kann man ihnen etwas mit auf den Weg geben.“ Trotz des finanziell eher mauen Starts in den Beruf gibt es nach der Ausbildung diverse Möglichkeiten. „Man kann noch eine sozialpädagogische Ausbildung dranhängen“, nennt Tsopanelis ein Beispiel.
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