Wann sind Sie sich bewusst geworden, dass Sie homosexuell sind?
Josh: Das wurde mir wirklich schon früh klar. Ich war elf oder zwölf Jahre alt und in meine beste Freundin verschossen.
Margarete: Das war ein längerer Prozess. Irgendwann war es so weit, dass ich dachte, dass da was ist und ich schauen möchte, wie sich das anfühlt, und ich wollte wissen, ob ich tatsächlich lesbisch bin. Das ist schon ganz lange her.
Spüren Sie Nachteile in Alltag und Beruf?
Josh: Nein, überhaupt nicht. Schon alleine, weil mir gegenüber alle tolerant sind, und in meinen Freundeskreisen nicht die typischen Klischees gelten.
Margarete: Im Beruf habe ich nie Nachteile gespürt. Sicher auch, weil ich im sozialen Bereich gearbeitet habe. Ich habe auch nur wenige Anfeindungen erlebt, denn so wie ich aussehe, bin ich ziemlich unauffällig. Trotzdem habe ich auch mal komische Sprüche hören müssen.
Gab es ein Outing? Wenn ja, war es eine Erleichterung, und wie wurde es aufgenommen?
Josh: Also mein Outing bei meinen Freunden verlief reibungslos. Meine Eltern waren erst mal geschockt. Für mich war es auf jeden Fall eine Erleichterung.
Margarete: Ich fühlte mich nicht belastet, also war es auch keine wirkliche Erleichterung, aber es fühlte sich richtig an. Es war alles stimmig. Meine Familie bestand nur aus meiner Mutter, die in Polen lebte. Ich habe sie informiert und sie hat sich sehr große Sorgen gemacht, dass ich vereinsamen oder ausgegrenzt werden könnte.
Haben Sie Tipps für Menschen, die sich outen wollen?
Margarete: Zuerst sollte man sich sicher über seine Sexualität und den gewählten Lebensweg sein. Man sollte sich jemanden suchen, bei dem man gut aufgehoben ist. Es gibt auch jede Menge gute Bücher oder Seiten im Internet. Dann sollte man sich überlegen, ob und wie man sich outen möchte.
Wie hat sich die öffentliche Wahrnehmung verändert?
Margarete: Die hat sich sehr geändert. Als ich in Polen auf dem Gymnasium war und in den 70er- und 80er-Jahren studiert habe, da war es kaum Thema. Lesben kannte ich eigentlich nicht. In Deutschland hat man wirklich viel gegen die Homophobie getan – durch Aufklärung, Beratung oder Projekte. Ich habe aber den Eindruck, dass es wieder eine Welle von Homophobie gibt.
Die Fragen stellten Leon
Klamann, Emilia De Rosa, Ben Schröder und Fynn Soltau.
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