
Das Unternehmen ist an der Börse 15,7 Milliarden Euro wert. Wie viele andere ist es mit Privatisierungen früherer Arbeiterwohnungen um die Jahrtausendwende gewachsen. Erhöht Vonovia die Mieten, freut das die Investoren, trifft aber Hunderttausende Menschen.
Tatsächlich ist die Marktmacht der Privaten allerdings geringer als oft angenommen. So gibt es nach letzten verfügbaren Erhebungen von 2011 gut 41 Millionen Wohnungen hierzulande. 17,5 Millionen werden laut Statistischem Bundesamt selbst genutzt, der Rest wird vermietet. „Davon entfallen mit 3,2 Millionen nur rund 15 Prozent auf private Wohnungsunternehmen“, sagt Günther Vornholz, Professor für Immobilienökonomie an der EBZ Business School Bochum. Der Rest befinde sich im Besitz von Genossenschaften, öffentlichen Wohnungsunternehmen oder privaten Kleinvermietern.
Mietspiegel als Basis
Konzerne wie Vonovia haben angekündigt, die Mieten weiter anzuheben. „Ich sehe nicht, warum sich das ändern sollte“, sagte Chef Rolf Buch jüngst. Kritik wegen überhöhter Steigerungen weisen die Unternehmen zurück. Dort, wo es einen qualifizierten Mietspiegel gebe, habe man diesen anerkannt, sagt eine Vonovia-Sprecherin. Zuletzt seien die Mieten eher moderat angehoben worden. Im Schnitt lägen sie bei etwa sechs Euro je Quadratmeter kalt. Zu Mieterhöhungen von im Schnitt 1,5 Prozent kamen 2016 noch 1,8 Prozent mehr nach Modernisierungen. So waren die Nettokaltmieten gut 3,3 Prozent höher als im Vorjahr. Konkurrent LEG Immobilien hat die Mieten um 2,5 Prozent auf 5,34 Euro kalt angehoben, die Deutsche Wohnen um 2,9 Prozent auf 6,09 Euro pro Quadratmeter. Zu Vorwürfen äußerte sich Letztere nicht.
„Der Trend ist, dass die Mieten weiter steigen“, sagt Silke Gottschalk vom Deutschen Mieterbund in Düsseldorf. Gerade Mieter bei Vonovia hätten „ganz ordentliche“ Erhöhungen verkraften müssen. Aber steigen die Mieten bei der Privaten stärker als anderswo? Michael Voigtländer, Immobilienexperte am Institut der deutschen Wirtschaft, sieht das nicht. Er hat auf Basis von 300 000 Wohnungsinseraten in den zehn größten Städten Nordrhein-Westfalens untersucht, wie die Mieten bei verschiedenen Anbietern ausfallen. Sein Fazit: „Die Durchschnittsmieten bei privaten Wohnungsunternehmen sind ähnlich hoch wie etwa bei öffentlichen Verwaltern.“ Auch kommunale Firmen schauten auf die Rendite.
Mieterschützerin Gottschalk stellt indes fest, dass große Wohnungsgesellschaften Mieterhöhungen mit „allen rechtlichen Hebeln“ durchsetzen. So werde bei Mieterhöhungen häufig nicht der örtliche Mietspiegel zugrunde gelegt, sondern mit Vergleichswohnungen argumentiert. Sie kritisiert, dass Sanierungen die Mieten treiben. So will Vonovia künftig jährlich eine Milliarde Euro in Neubau und Modernisierung stecken. Während Mieterschützer früher oft die Vernachlässigung von Wohnungen angeprangert hätten, gebe es heute Streit um Modernisierungen, meint Gottschalk. Es sei oft schwierig abzugrenzen, ob es sich um Instandhaltungen handele, die Vermieter tragen müssten.
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